piwik no script img

BundesligaHertha verliert ganz entspannt

Eigentlich hatten die Berliner das Bundesliga-Spiel gegen Bielefeld ganz gut im Griff. Doch zwei dumme Fehler und ein überragender Arminia-Torhüter sorgten schließlich für die 0:2-Niederlage.

Die Herthaner Malik Fathi (l) und Tobias Grahn (M) stoppen den Bielefelder Christian Eigler Bild: DPA

Eine beliebte Trainingsform im Fußball ist das "fünf gegen zwei": eine Hand voll Spieler, die sich im Idealfall in rascher Folge den Ball zupasst, ohne dass die Kollegen in der Mitte eingreifen können. Wer am Samstag das Spiel zwischen Arminia Bielefeld und Hertha ansah, der konnte zeitweise den Eindruck gewinnen, einer fortgeschrittenen Variante dieser Übung beizuwohnen. Man sah Berliner, die auf gefällige Weise das Spielgerät zirkulieren ließen. Und man sah Bielefelder "Hasen", die versuchten, irgendwie dazwischenzukommen, um auch mitzuspielen.

Das gediegene Passspiel hat der neu zusammengewürfelten Kickertruppe selbst sehr gut gefallen. "Der Ball lief gut, wir waren gut", sagte Steve van Bergen, der vor zwei Wochen noch beim FC Zürich gespielt hat, und er sah dabei zufrieden aus. Der Schönheitsfehler? Hertha BSC hat in Bielefeld 0:2 verloren.

Dennoch wirkten die Berliner keineswegs niedergeschlagen. Trainer Lucien Favre gratulierte den Bielefeldern zum Sieg und akzeptierte die Niederlage, "wenn auch nur ungern" - und er freute sich nach der Dienstreise an den Teutoburger Wald auf die Videoanalyse. Was er dort zu sehen bekommt, nahm Malik Fathi in einer treffenden Fehleranalyse vorweg. "Wir waren vorne nicht effektiv genug", meinte der unfreiwillige Vorlagengeber zum 0:2, "und der Bielefelder Torwart hat einen sehr guten Tag gehabt".

In der Tat bewahrte Arminias Kapitän Mathias Hain mit großartigen Reflexen seinen Klub vor einem Gegentor. Doch letztlich erlegte sich Hertha in einem über weite Strecken schwachen Spiel selbst. In der 52. Minute passte der nach einem seltsamen Gemenge im eigenen Strafraum am Boden liegende Josip Simunic zu seinem Torhüter Jaroslav Drobny, der sich streckte und den Ball mit der Hand stoppte. "Verboten", entschied Schiedsrichter Stark und verhängte einen indirekten Freistoß aus sechs Metern. Normalerweise passiert nie etwas aus derartigen Situationen, schon gar nicht in Bielefeld, aber Ioannis Masmanidis stellte mit einem gekonnten Schuss die Führung her. Fathis finales Missverständnis mit seinem Torhüter kurz vor Ultimo setzte dem Spielverlauf die Krone auf und ermöglichte dem Ex-Berliner Artur Wichniarek ein Glücksmoment, wie es sich für nette Gäste eben so gehört.

Hertha hatte das Spiel über weite Strecken dominiert, schön war es trotzdem nicht anzusehen. Aber dass nach den umfangreichen Transferaktivitäten der vergangenen Tage die Abstimmung im Team noch nicht passt, blieb nicht allein Malik Fathis Erkenntnis. Zumindest der Schweizer Steve van Bergen konnte mit seinem Bundesligadebüt zufrieden sein. Nach seinem Länderspieleinsatz am Mittwoch gegen Holland habe er zweimal mit seinen neuen Teamkollegen trainieren können, so der Innenverteidiger, "einmal davon war Auslaufen". Im Spiel unterlief ihm kein nennenswerter Fehler, Herthas Defensivverbund wirkte stabil.

Von Bergens schwedischer Teamkollege Grahn dagegen, der im Wochenverlauf den Weg vom spanischen Zweitligisten Gimnastica Tarragona an die Spree gefunden hatte, wurde zur Pause gegen Gilberto ausgewechselt, seine Schwalbe im Bielefelder Strafraum warf einen kleinen Schatten auf seine ansonsten viel versprechenden Offensivbemühungen. Und am Ende prophezeite Bielefelds Trainer Ernst Middendorp etwas, das in der Hauptstadt gerne gehört werden dürfte: "Hertha wird in der Saison nach hinten raus noch demonstrieren, das es sich um ein außergewöhnlich stark besetztes Team handelt." Was zu beweisen wäre.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!