Kommentar: Mitreden in der SPD-Spitze
Berlins Regierender Bürgemeister Klaus Wowereit bekommt einen neuen Sprecher. Der gilt als exzellenter Kenner der Bundespoltitk.
Sie mögen denken: Was ist schon dabei, wenn der Regierende Bürgermeister nach langem Schweigen heute seinen neuen Sprecher präsentiert? Der Erwählte heißt Richard Meng, ist stellvertretender Chefredakteur der Frankfurter Rundschau und ein exzellenter Kenner der Bundespolitik. Doch warum macht der Landespolitiker Klaus Wowereit einen bundespolitischen Experten zu seinem Sprachrohr? An diesem Punkt erweist sich die scheinbare Personalie als weit mehr. Sie macht klar: Wowereit hat seine politischen Ambitionen noch lange nicht aufgegeben.
Der stellvertretende Chefredakteur der Frankfurter Rundschau, Richard Meng, soll neuer Senatssprecher werden. Der amtierende Senatssprecher Günter Kolodziej wollte am Montag diese Information des Tagesspiegels weder bestätigen noch dementieren. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der über die Besetzung entscheidet, werde heute auf der Senatspressekonferenz eine Personalentscheidung bekannt geben, sagte der Sprecher. Richard Meng leitet die Berliner Parlamentsredaktion. Der 53-jährige Journalist ist Autor mehrerer Bücher, so über den "Medienkanzler" Gerhard Schröder (SPD) und über Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ("Merkelland - Wohin führt die Kanzlerin?"), erschienen im vergangenen Jahr.
Der 53-jährige Meng ist die neueste Verstärkung einer Mannschaft, die ihrem Chef mehr Einfluss auf Bundesebene verschaffen soll. Mehr Gewicht in der Bundes-SPD soll Wowereit der Noch-Juso-Chef Björn Böhning bringen. Er leitet das Grundsatzreferat in der Senatskanzlei. Der Endzwanziger ist bestens vernetzt unter Parteilinken, die immer selbstbewusster auftreten. Ähnliches gilt für die neue Bürochefin des Regierenden, Jessica Wischmeier. Die 42-Jährige soll im Parteivorstand und mit wichtigen SPD-Multiplikatoren in den großen Landesverbänden exzellent vernetzt sein. Und nun der Journalist Meng, gern gesehener Gast in politischen TV-Sendungen und wie seine künftigen Kollegen im Ruf stehend, ein Linker zu sein.
Diese Riege soll ihren Chef vom Image eines politischen Leichtgewichts befreien. Denn trotz seiner sechs Jahre als Regierungschef gilt Wowereit selbst vielen Genossen noch immer als nicht bundesligatauglicher Regionalspieler mit mangelndem Teamgeist.
Dieses Team wird Wowereit auch brauchen. Denn seit dem Parteitag vor zwei Wochen steht ihm ein erstarkter Kontrahent im Weg: SPD-Chef Kurt Beck.
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