Kommentar Klimaaktionstag: Mühsamer Kampf ums Klima

Nur wenige Menschen wurden am Klimaaktionstag tatsächlich aktiv. Und dennoch gibt es einige ermutigende Signale.

Rund 10.000 Menschen haben in Deutschland für mehr Klimaschutz demonstriert: Das "kraftvolle Signal nach Bali", auf das viele Umweltverbände gehofft haben, waren die Proteste am Samstag sicher nicht. Trotz der großen medialen Präsenz des Themas und trotz des breiten Bündnisses, das aufgerufen hatte, wurden nur wenig Menschen tatsächlich aktiv.

Woher kommt diese Gleichgültigkeit? Offenbar haben viele Menschen das Gefühl, dass die Politik sich schon ausreichend ums Klima kümmert. Oder dass sie mit ihrem Mitgliedsbeitrag an einen Umweltverband genug für den Klimaschutz tun. Anderen erscheinen die Forderungen möglicherweise zu zahm oder die Adressaten zu unklar. Zudem stellt die Forderung nach wirksamem Klimaschutz immer auch den eigenen Lebensstil in Frage - und das macht niemand gern.

Ist die "neue Umweltbewegung", von der im Vorfeld des Aktionstags die Rede war, also schon gescheitert, bevor sie richtig angefangen hat? Für ein solches Urteil ist es zu früh. Denn es gibt auch ermutigende Signale. Überall dort, wo es einen sichtbaren Gegner gibt, haben die Proteste regen Zulauf. Gegen die Flughafenerweiterung in München gelang die Mobilisierung zu einer kämpferischen Demonstration ebenso wie gegen das neue Braunkohlekraftwerk in Neurath. Wie an anderen Bauplätzen entsteht dort tatsächlich eine neue Generation von Bürgerinitiativen, erreichen die Verbände junge Menschen.

Wenn vom Klimaaktionstag ein Signal ausgeht, dann vor allem an die Umweltszene selbst. Die Klimafrage, das zeigt sich immer mehr, ist kein Wettstreit ums bessere Argument, sondern eine Machtfrage. Von allein werden Energiekonzerne, Autohersteller und Fluggesellschaften nicht klimafreundlicher. Und von der Politik werden sie durch erfolgreiche Lobbyarbeit bisher verschont.

Das ändert sich nicht durch symbolische Aktionen, politische Hintergrundgespräche oder fragwürdige Kooperationen, sondern durch klare Forderungen an die umweltzerstörenden Gegner. Und durch die Botschaft, dass jeder Einzelne aktiv werden muss: als kritischer Konsument, als Wähler und eben auch als Demonstrant.

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Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.

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