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Grüne KonsumportaleÖkologisch suspekt

Internetportale mit Tipps für kritische Konsumenten liegen im Trend. An Werbung mangelt es ihnen nicht - deswegen aber an Glaubwürdigkeit.

Viel Werbung, viel Wirtschaft, wenig Glaubwürdigkeit - Schwächen vieler Ökokonsum-Portale. Bild: screenshot utopia.de

Damit Lohas - wir erinnern uns: grüne KonsumentInnen - sich und anderen ihre Tipps, Meinungen und Entdeckungen zum nachhaltigen und gesunden Lebensstil mitteilen können, besuchen sie Konsumportale im Internet. Viele Amerikaner schwören schon länger auf die Websites mit Weisheiten für den modernen Öko, und auch in Deutschland werden derartige Portale täglich häufiger angeklickt: Auf lohas.de, ivy.de oder utopia.de kann man den Bionade-Gründer Plätzchen backen sehen, Energiesparlampentests lesen oder - powered (nicht ökopowered) by Amazon - in wild zusammengestellten CDs und Buchtipps stöbern: Die Bravo-Hits 2007 und Kylie Minogue sind demnach das, was Lohas hören wollen, während sie an der Solaranlage basteln.

Das Problem mit den Gutmenschenportalen liegt eh nicht im Inhalt, sondern in der Form: Auch kritische Konsumportale bestehen größtenteils aus Werbung, und Werbung lügt prinzipiell, indem sie Fehler und Schwächen eines Produkts verschweigt. Trotz unterstützenswerter Themen und hübscher Vergleichstests von Biolebkuchen ist ein Konsumportal eben auch nur ein weiteres Portal mit Identifikations-T-Shirts, einer Community und Blogs für Leute mit viel Zeit.

Die deutschen Portale sind unterschiedlich übersichtlich und setzen unterschiedliche Schwerpunkte - bei lohas.de ist es die Wirtschaft, bei utopia.de der Genuss -, doch gemeinsam ist den meisten, dass man zusätzlich zu kurzen Texten, Produktübersichten und -tipps oder Links zu anderen Medien kleine Filme angucken kann - genau wie bei ihren amerikanischen Vorbildern: Beim Portal treehugger.com geht jemand mit einem „nutrition expert“ einkaufen und findet heraus, dass Biomilch besser ist wegen glücklicher Kühe und fehlender Pestizide - eventuell ist das ohnehin schon bekannt, aber auch andere Sender wiederholen sich.

Etwas politischer und humorvoller gibt sich grist.org, ein US-amerikanisches Portal, das unter „How green is your candidate?“ Interviews zu grünen Themen mit den aktuellen PräsidentschaftsbewerberInnen veröffentlicht - in Zusammenarbeit mit einem Reise- und Abenteurerportal übrigens.

Eine stärkere politische Dimension fehlt den meisten deutschen Portalen dagegen noch. Es wäre eine Chance, sie von der reinen Werbesammlung in etwas glaubwürdigere Informationsquellen zu verwandeln.

Genau wie Bionade durch den Vertrieb von Coca-Cola an ökologisch korrekte durstige StudentInnen verkauft wird und das nicht unbedingt als großer Name im Nachhaltigkeitssektor bekannte Amazon die Loha-Literatur mitbestimmt, vermischt sich bei den Portalen immer wieder Großkonzern- mit Biobauernhofmentalität - was einerseits nötig ist, um die Loha-Werte möglichst weit zu verbreiten, andererseits aber auf Dauer an der Glaubwürdigkeit kratzen wird. Und dass Bionade die Welt auch nicht stante pede besser macht, vor allem wenn man sie im McDonalds-Ableger McCafé schlürft, ist das Problem bei dem hehren Versuch, richtig konsumieren zu wollen. Ein Ökoauto ist eben noch immer ein Auto. Das schlechte Gewissen, das man haben sollte, wenn man das Auto nimmt, um mal kurz die Pfandflaschen wegzubringen, darf sich noch nicht ganz verabschieden.

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6 Kommentare

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  • SP
    Sjörn Plitzko

    Jeder hat irgendwo recht (bis auf die schlecht recherchierten Teile des Artikels der Autorin). Um beim Beispiel meines Vordermanns zu bleiben: IVY - tolles Magazin, sehr gute Artikel aber leider viele Greenwashing-Anzeigen. War mir aber schon von vornerein klar, denn die kleinen korrkten Firmen können sich die Anzeigen nicht leisten, die großen mit der Patte nutzen das natürlich aus und die Portale / Magazine werden zum Sklave der, durch den Umstand der Teilfinanzierung aus WErbung, leider gezwungen ist diese anzunehmen. Ähnlich die Werbung au Taz.de - oftmals unpassend

  • M
    mobbig

    Ist ja alles schön und gut. ABER: Nur aufgrund der wenig differenzierten Recherche des Artikels und der Unsinnigkeit auf einer vor Werbung überschäumenden Seite gegen Werbung zu wettern, sollten die Kommentare nicht in die andere Richtung übertreiben: Auf der Startseite von LOHAS.de springen einem mindestens 5 Werbebanner entgegen, für Reisen, Zukunftsforschung, FoodWatch, Literatur...

     

    Im Kern betrachtet der Artikel einen wichtigen Punkt! Wer das "analoge" Magazin zu IVY.de gelesen hat, weiß, dass es überquillt vor Werbung, die zu ca. 70% aus Automobilwerbung besteht... Und die beworbenen Autos kommen zwar aus München, haben aber nichts mit dem ebenfalls aus München stammenden StartUp zu tun, dessen Name für "geringen Luftwiderstand" steht. Frohe Weihnachten!

  • L
    Luthie

    werbefrei und informativ ist im übrigen die Seite www.care-and-click.org

    und aktiv werden kann man dort auch!

    btw: care&click wurde ebenso wie utopia und ivyworld für die Yahoo Entdeckung 2007 nominiert.

  • J
    Jan

    ?LOHAS? ist ein Akronym, wenn auch ein ziemlich dämliches (für Lifestyle of Health and Sustainability). Daraus einen Singular ?Loha? abzuleiten, ist aber der Abkürzungsästhetik auch nicht gerade dienlich. Schöner konnte ich es jetzt nicht sagen ?

  • FG
    Fred Grimm

    Liebe Frau Zylka,

    hm. Da hat Kollege Parwan wohl recht, was den Rechercheaufwand anbelangt. Ich suche seit Stunden vergeblich bei ivyworld.de nach Werbung. Und suche. Und suche... Dass ich bei lohas.de keine finde, habe ich schon mit einem Klick herausbekommen. Geht es beim nächsten vielleicht einen Tick differenzierter, auch wenn das auf Kosten der pseudolässigen Prosapose geht?

  • PP
    peter parwan

    Liebe Jenni, allzu viel Zeit ist in diese Recherche nicht eingeflossen, sonst wäre vielleicht eine wesentliche Unterscheidung aufgefallen, auf LOHAS.de gibt es kaum Werbung, viel zu lesen und zu wenig Oberflächliches. Außerdem steht hier kein Werbeprofi oder Verlag dahinter, die sich ohne Werbung keinen Millimeter bewegen würden. Und ein wenig bewegen muss sich ja nun jeder, auch die TAZ. Verständnis für neue Denkweisen, diese auch noch unterscheiden zu können ist wirklich nicht einfach... Herr Unfried aus Ihrem Hause ist dem Thema etwas näher gekommen..