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US-Filmbranche verklagt Pirate BayZehn Millionen Euro für vier Filme

Die US-Filmbranche beziffert ihren Schadensersatzanspruch gegenüber den Filesharern von Pirate Bay. Deren Sprecher nennt die Summe ein "Hirngespinst".

Millonenschaden verursachende Urheberrechtsverletzer oder Reklameseite? Bild: screenshot piratebay.org

STOCKHOLM taz Die US-Filmbranchenorganisation Motion Picture Association (MPA) hat ihre Schadensersatzansprüche im Prozess gegen Pirate Bay, dem nach eigener Aussage weltweit grössten Bittorrent-Tracker, beziffert. Dafür, dass auf der Webseite von thepiratebay.org die "Wegweiser" zu vier Filmen und einer Fernsehserie zu finden waren, fordert MPA die nette Summe von 93 Millionen Kronen, umgerechnet 10 Millionen Euro. Und stellt damit den Pirate Bay-Machern einen Betrag zwischen 48 und 56 Euro pro Download-Vorgang für die fraglichen vier Filme, die Gegenstand des Prozesses in Schweden sind, in Rechnung.

Eine nette Summe, die Pirate Bay-Sprecher Peter Sunde als "Hirngespinst" abtut: "Das ist ein schlechter Hollywood-Film mit erfundenen Zahlen für ein erfundenes Verbrechen." Es sei wohl die in der Film- und Musik-Branche immer noch übliche Abschreckungs-Taktik, die hinter solchen Schadensersatzforderungen stecke: "Eigentlich müssten sie ja uns bezahlen. Denn wir stellen ihnen eine kostenlose Distributionsplattform zur Verfügung. Die Statistik zeigt ja, dass die, die am meisten runterladen auch die eifrigsten Käufer und Kinogänger sind. Wir sind also in Wirklichkeit deren Reklamemedium."

Rechtsanwältin Monique Wadsted, welche MPA in dem schwedischen Verfahren gegen Pirate Bay vertritt, verteidigt demgegenüber die Forderung. Man sei vom doppelten Preis für den Verkauf einer DVD ausgegangen. Wer mit Hilfe von Pirate Bay runtergeladen habe, hätte ja auch noch ein Produkt ohne Kopier- und Regionenschutz erhalten, das darüber hinaus teilweise noch gar nicht auf dem Markt erhältlich gewesen sei. Etwas bescheidener als MPA war die schwedische Filmbranchenorganisation gewesen, die am Mittwoch dieser Woche ebenfalls ihre Forderungen beziffert hatte und dabei umgerechnet "nur" rund 6 Euro pro Download-Vorgang in Rechnung gestellt hatte. Zusammen mit den Schadensersatz-forderungen der Musikbranche belaufen sich die Forderungen gegen die vier Pirate Bay-Macher nun auf rund 12,5 Millionen Euro.

"Das sind Gelder, die es selbstverständlich gar nicht zu holen gibt und zeigt nur, wie sehr sie den Kontakt zur Wirklichkeit verloren haben", sagt Peter Sunde: "Das wissen die natürlich auch. Die könnten genauso gut 1 Milliarde verlangen. Bezahlen können wir höchstens mit Monopoly-Geld. Wenn sie ihren Prozess verloren haben, werden wir uns mal hinsetzen und ihnen eine ähnlich lustige Rechung präsentieren."

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