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Basel feiert seine FußballheldenDie Nati ist voll

Der Kader des Schweizer Nationalteams steht, doch die Stimmung im Land ist mau. Nur in Basel wird gejubelt. Denn der ortsansässige FC gewinnt die nationale Meisterschaft

30.000 Basler kamen und bejubelten das Meisterteam. Bild: ap

BASEL taz Christian Gross ließ sich nicht zweimal bitten. "Prost Josef", sagte der Trainer des FC Basel zu Pressesprecher Josef Zindel und gönnte sich einen Schluck Sekt auf die gewonnene Meisterschaft. Nach zwei gescheiterten Anläufen feierte der FC Basel seine zwölfte Meisterschaft. Es war ein echtes Endspiel. "Basel bebte und tanzte", schrieb die Basler Zeitung gestern, 30.000 Menschen kamen in der Nacht auf Sonntag auf dem zentralen Barfüsserplatz zusammen und ließen die Helden hochleben.

Mit 30 Millionen Franken stellen die Basler das größte Budget der zehn Erstligisten. Doch selbst das schützt den Branchenführer nicht vorm Schicksal, nur Ausbildungsstätte für die großen Ligen Europas zu sein. Doch im Gegensatz zum Meister der vergangenen beiden Jahre, dem FC Zürich, ist Trainer Gross wieder der Umbruch gelungen. Wichtige Stützen auf dem Weg zum Titel waren die beiden Rückkehrer Benjamin Huggel, er kam aus Frankfurt, und Marco Streller (Stuttgart), die den Stammplatz in der Heimat der Ergänzungsspielerrolle in der Fremde vorzogen - getreu der Forderung von Nationaltrainer Köbi Kuhn, nach der nur Stammspieler eine Chance auf einen Platz im EM-Kader besitzen. "Ich hoffe, die Welle der Begeisterung geht nun weiter Richtung EM", sagte Gross.

Die Vorfreude der Schweizer auf die am 7. Juni in Basel mit dem Eröffnungsspiel Schweiz gegen Tschechien startende EM, die Kuhn mit dem Motto "Once in a Lifetime" versah, kommt bislang eher gedämpft daher. Gestern gab Kuhn in Bern seinen vorläufigen, 26 Spieler umfassenden EM-Kader bekannt. Kuhn verzichtete auf das zuletzt sich in den Blickpunkt spielende 19-jährige Basler Offensivtalent Valentin Stocker, den viele in Basel als einen neuen Rakitic sehen.

Die fehlende große Aufbruchstimmung ist auch Resultat der schlechten Ergebnisse der "Nati". Das zuletzt ernüchternde 0:4 gegen Deutschland in Basel legte vor allem die Mängel in der Defensive offen. Einzig Philippe Senderos vom FC Arsenal ist in der Innenverteidigung gesetzt, Mario Eggimann vom KSC und Stephane Grichting vom AJ Auxerre konnten höheres internationales Niveau noch nicht nachweisen. Es verwundert deshalb nicht, dass Kuhn den nach einem Kreuzbandriss gerade genesenen Patrick Müller von Olympique Lyon berief. Müller feierte am Wochenende unter den Augen von Kuhn sein Comeback im Reserveteam der Franzosen. Im Kader ist auch Spielmacher Hakan Yakin, der nach Auslandsabenteuern in Bern eine Renaissance feierte und mit 24 Treffern Torschützenkönig wurde.

Rechtzeitig fit zu sein scheint nach einigen Verletzungen auch Stürmer Marco Streller, der einen Platz im Sturm neben Kapitän Alexander Frei beansprucht. Mit dabei im Trainingslager vom 19. bis 29. Mai in Lugano sind auch die Bundesligakräfte Benaglio (Wolfsburg), Magnin (Stuttgart), Spycher (Frankfurt), Eggimann (KSC), von Bergen (Hertha), Degen (Dortmund), Barnetta (Leverkusen) und eben Frei (BVB). Drei Spieler fallen noch durchs Sieb, bevor der 23 Mann starke Kader bekannt gegeben wird, der eine Euphorie auslösen soll, wie am Samstag die Spieler des Meisters in Basel.

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