piwik no script img

Kinder im KrankenhausGesunder Patient, verärgerte Eltern

Väter und Mütter fühlen sich von Kliniken ganz schlecht über Behandlungsmöglichkeiten für ihre Kleinen informiert.

Hauptsache, die Kinder haben Spaß und was gelernt? Bild: Amelie Losier

BERLIN taz Für die Eltern kleiner Kinder hat die Gmünder Ersatz-Kasse (GEK) eine gute Nachricht. Laut einer von ihr am Montag vorgestellten Studie verdient die Behandlung von Ein- bis 14-Jährigen in deutschen Krankenhäusern Lob. Fast allen Kindern geht es einige Monate nach einem Klinikaufenthalt wieder gut, egal ob sie wegen Verletzungen, Magen-Darm-Infektionen oder einer Mandelentzündung eingeliefert waren.

Dazu will jedoch eine andere Aussage der Elternbefragung nicht recht passen: Viele Väter und Mütter fühlen sich von den Ärzten schlecht bis gar nicht über die Behandlungsschritte informiert. Kein einziger Elternteil zeigte sich zufrieden. Am schlechtesten bewerteten die Befragten die Ärzte, wenn ihre Kinder wegen Magen-Darm-Infektionen im Krankenhaus lagen: Fast die Hälfte der Eltern (49 Prozent) waren "völlig unzufrieden" und fühlten sich in keiner Weise in die Entscheidungsfindung eingebunden. Bei Verletzungen wie Arm- und Beinbrüchen waren es ein Drittel (33 Prozent), bei Mandeloperationen immerhin jeder Vierte (26 Prozent).

Noch mangelhafter fanden die Eltern, wie ihr Kind in die Entscheidung für die richtige Therapie einbezogen wurde: Zwei von drei Befragten (69 Prozent) waren völlig unzufrieden. Für die Studie im Auftrag der Gmünder Ersatz-Kasse hat das Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsforschung (ISEG) im ersten Halbjahr 2007 insgesamt rund 2.600 Eltern schriftlich befragt.

Fast jedes zwölfte Kind (8,1 Prozent) ist laut ISEG mindestens einmal im Jahr im Krankenhaus - meist nicht wegen schwerer chronischer Erkrankungen. Jeder dritte Klinikaufenthalt entfällt auf Verletzungen, chronische Mandelentzündungen und Magen-Darm-Infektionen. Letztere haben seit 1990 stark zugenommen: In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der entsprechenden Klinikaufenthalte versechsfacht.

"Das ist für uns nicht plausibel", sagt dazu Eva-Maria Bitzer vom ISEG. Die Projektleiterin der Krankenhaus-Studie vermutet hinter dem starken Anstieg unter anderem eine mangelhafte Ausrichtung vieler Kinderärzte auf akute Behandlungen und eine gewachsene Aufmerksamkeit der Eltern. Zudem werde die stationäre Behandlung von Kindern gut bezahlt.

Auch, was Erwachsene ins Krankenhaus führt, hat die Studie untersucht. Das Ergebnis: Es kommen mehr Menschen mit psychischen Störungen in die Klinik als wegen Kreislauferkrankungen. Jahrzehntelang war dies umgekehrt. Neu ist: Im vergangenen Jahr kamen zum ersten Mal auch Männer am häufigsten wegen psychischer Erkrankungen in die Klinik, vor allem wegen Alkoholmissbrauchs. Bei Frauen waren Depressionen die häufigste Ursache.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!