Korruption beim Hesssichen Rundfunk: "Du hast die Leute benutzt!"

Im Korruptionsprozess um Ex-HR-Sportchef Jürgen Emig rächt sich ein Mitarbeiter und klagt Deckung von oben an.

Der ehemalige Sportchef beim Hessischen Rundfunk, Jürgen Emig, vor dem Frankfurter Landgericht. Bild: ap

Endlich erhebt Jürgen Emig mal von sich aus die Stimme. Er ruft dem Pressefotografen in der Mittagspause zu: "Aber nur schöne Fotos!" Wenn ihm jemand Raffgier vorwirft, zuckt dagegen nicht mal die Augenbraue.

Doch an diesem Dienstag, wo vor ihm sein ehemaliger Quasistellvertreter sitzt, richtet sich Emig auf. Der Journalist Werner Damm, 57, hat über den zehn Jahre älteren Emig gerade gesagt: "Er ist auf der einen Seite ein intelligenter, rede- und wortgewandter Mensch, auf der anderen Seite aber auch ungerecht und teilweise rücksichtslos." Und Emig? Fragt zurück: "Habe ich dir etwa nie geholfen?"

Die gut zehn Abgesandten des Hessischen Rundfunks (HR), der im Prozess um Korruption und Produktionsbeistellungen für Sportereignisse gleich mit unter Beobachtung steht, horchen auf - halten wie an den anderen Prozesstagen zuvor wieder ihre Blöcke und Stifte bereit, um intern Bericht erstatten zu können. Und dann sagt Damm: "Du hast die Leute ganz einfach benutzt."

Spannend ist übrigens gar nicht die Frage, wie viel Emig wohl am HR vorbei in die eigene Kasse gewirtschaftet haben mag. Interessanter wäre zu wissen, wer im HR wie viel davon wusste - und trotzdem die Klappe hielt. Und da geht es eben um Menschen wie Damm. Doch der wiegelt ab: Gleich mehrfach will er sich bei Vorgesetzten über Emig beschwert haben - vergebens. Und weil er "doch beim HR bleiben" wollte, habe er gespurt. Schließlich habe er schnell gemerkt, dass Emig im Haus Deckung habe - "woher auch immer". Klingt verlogen, kann aber auch bedeuten, dass Damm das Rückgrat dahingeschmolzen ist.

Vielleicht kann das der Mann erklären, der heute in einer Woche aussagen muss: Helmut Reitze, der amtierende HR-Intendant. Er steht unter dem Verdacht, viel gewusst zu haben. Die Show am Main, sie dauert an. Was ein Spaß.

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