Google gibt Christen nach: Pro-Life darf werben

Bei Google dürfen jetzt auch die Abtreibungsgegner werben. So hat sich der Internetriese mit einer britischen Christen-Vereinigung geeinigt.

Eine niederländische Klinik hat findigerweise Werbung unter dem Stichwort "Abtrebung" gekauft. Bild: screenschot google.de

Wenn ein Google-Benutzer Informationen über Abtreibung sucht, kann er jetzt Werbungen von Anti-Abtreibungsgruppen bekommen. Das ist neu - denn bis letzten Mittwoch hatte Google stets verweigert, dass religiöse Organisationen auf ihrer Seite gekaufte Anzeigen gegen Abtreibung schalten. Doch nun hat ein christlicher Verband geschafft, Google dazu zu bringen, Werbung für ihre Homepage zum Thema Abtreibung zu akzeptieren.

In März hatte Google eine Anzeige des britischen "Christian Institute" abgelehnt - so, wie es damals Geschäftspraxis von Google war. Hintergrund war eine Debatte über Abtreibungen im britischen Unterhaus, zu der die Kirchenorganisation für ihre Meinung werben wollte.

Der Text der Anzeige, die das "Christian Institute" schalten wollte, sollte nach Informationen der New York Times lauten: "Abtreibungsgesetz des Vereinigtes Königreichs: Wichtige Nachrichten und Perspektiven auf das Abtreibungsgesetz von der Christian Institute". Inakzeptabel für Google.

Doch diese Anlehnung akzeptierten die christlichen Abtreibungsgegner nicht ohne weiteres: Sie verklagten Google wegen religiöser Diskriminierung. Aber noch vor dem Start des Prozesses einigten sich beide Seiten am Mittwoch außergerichtlich. Jetzt dürfen auch religiöse Organisationen Anzeigenplätze kaufen, die der Google-User sieht, wenn er nach dem Stichwort "Abtreibungen" sucht.

Bisher durften nur Ärzte oder Informationsquellen unter diesem Stichwort bei Google.com werben. In Deutschland sind Anzeigen für präsize Dienstleistungen (Kliniken zum Beispiel) verboten. Jetzt erlaubt Google aber religiösen Organisationen zu werben - allerdings nur in engen Grenzen: Nur Werbungen, die sachbezogen und nicht emotional oder explizit sind, werden akzeptiert. Diese Vereinbarung gilt laut Google jetzt weltweit.

Merkwürdig, dass Google derart nachbessern muss - denn eigentlich sind die "Richtlinen zum Anzeigeninhalt" bei Adwords, dem Anzeigendienst von Google, bereits sehr detailliert. Werbung für Waffen, Alkohol und Pornographie sind nur sehr begrenzt erlaubt. Pädophilie oder Glücksspiel sind komplett verboten. Die Regeln für politischen Anzeigen fallen dagegen weniger eindeutig aus - dazu heisst es in Googles Richtlinien: "Wir gestatten politische Anzeigen, und zwar unabhängig von den politischen Ansichten, die sie repräsentieren.(...) Jedoch darf politische Werbung weder Beschuldigungen noch Angriffe auf das persönliche Leben einer Privatperson enthalten."

An diese Regelung scheint sich Google in der Praxis aber nicht immer zu halten. Denn Werbung für umstrittene Themen wird sehr oft verboten, obwohl sie niemandem direkt schaden - wie das Beispiel der Werbung für die christliche Abtreibungsseite zeigt. Auf diesen Fall angesprochen erklärte Ben Novick, Pressesprecher von Google in London gegenüber der New York Times: "Wir bauen unsere Politik auf lokale Gewohnheiten und Geschäftspraktiken auf und die bearbeiten wir ab und zu, wie es jedes sensible Geschäft machen würde, um sicherzustellen, dass sie aktuell ist." Sehr klar, isn´t it?

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