Kommentar Neue Sozialstudie: Gut gemeint, aber schlecht gemacht
Die Senatorin stellte zwar klar, dass Ausländer für sie nichts Negatives darstellen. Doch das sollte sie auch bei den Wissenschaftlern durchsetzen.
I n einer armen Stadt wie Berlin ist es sinnvoll, die soziale Entwicklung in den Quartieren genau zu verfolgen. Das ist das Ziel der Untersuchung, welche Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) am Donnerstag vorstellte. Die Studie scheint gut gemacht: Sie ist sehr kleinteilig, so dass man die sozialen Probleme für jeden Kiez festmachen kann. Statt die Zahlen wie früher alle zwei Jahre zu aktualisieren, führen die Wissenschaftler die Studie inzwischen jährlich durch. So können Senat und Bezirke schnell auf bedenkliche Entwicklungen reagieren.
Doch leider hat das Ganze einen Haken: Neben der Arbeitslosenquote und dem Anteil der Empfänger von Sozialleistungen wird auch der Anteil ausländischer Kinder und Jugendlicher erfasst. Je mehr unter 18-Jährige ohne deutschen Pass es in einer Gegend gibt, desto schlechter schneidet das Viertel ab.
Man muss nichts schönreden: Natürlich stimmen die Gebiete mit hohem Migrantenanteil oft mit denen überein, die eine hohe Arbeitslosigkeit aufweisen. Die nichtdeutsche Herkunft aber schon in der Erhebung als Negativfaktor zu benennen, ist eine Diskriminierung.
Im Klartext heißt das: Ausländer = Problem. Egal, wie vorbildlich sich ein nichtdeutscher Jugendlicher verhält - er kann die besten Noten haben und aus einem reichen Diplomatenhaushalt stammen - allein seiner Herkunft wegen zieht er den Schnitt nach unten. Die Senatorin stellte zwar klar, dass Ausländer für sie nichts Negatives darstellen. Doch das sollte sie bei den Wissenschaftlern auch durchsetzen.
Ausländer können sich ärgern - doch sich andererseits ins Fäustchen lachen. Die Studie ist die Grundlage für die Vergabe von Fördergeldern: Ein Viertel mit vielen Ausländern schneidet vielleicht etwas schlechter ab - bekommt aber am Ende auch mehr finanzielle Unterstützung.
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