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Bertelsmann-Gründer gestorbenAbschied von einem Scheinlinken

Reinhard Mohn machte das kleine Druck- und Verlagshaus Bertelsmann in Gütersloh zu einem internationalen Medienkonzern. Nach seinem Tod gilt es für die Familie den Einfluss zu sichern.

Bertelsmann-Gründer Reinhard Mohn mit seiner Frau Elisabeth Mohn. Bild: dpa

BERLIN taz | Der "rote Mohn" ist tot. So haben sie ihn genannt, spätestens seit den 1970er-Jahren, als bei Bertelsmann die Gewinn- und Unternehmensbeteiligung für MitarbeiterInnen eingeführt wurde. Und noch eines der letzten Bücher von Reinhard Mohn trägt stolz den Titel "Die gesellschaftliche Verantwortung des Unternehmers". Bertelsmann und der Konzernpatriarch Reinhard Mohn, das waren, das sind die Guten, die nicht nur in die eigene Tasche, sondern auch für die Gesellschaft verdienen.

Dieses Image wird im Konzern auch weiter eifersüchtig gehegt und gepflegt. Auch und gerade von Reinhard Mohns zweiter Ehefrau Liz. Und dieses Image hat Deutschlands größtem Medienkonzern mehr geholfen als alle technischen Neuerungen und Zukäufe durch die Jahrzehnte. Wirklich gestimmt hat es allerdings immer nur sehr bedingt. Denn auch die 1977 von Reinhard Mohn gegründete Bertelsmann-Stiftung hatte und hat neben allem gesellschaftlichen Mehrwert zuvörderst zwei etwas profanere Aufgaben: Die Stiftung, der mit 76,9 Prozent der Anteile mehr als zwei Drittel der Bertelsmann AG gehören, hilft erst einmal, Steuern zu sparen. Zudem erschließt sie dem Konzern durch ihre Studien und Projekte neue Geschäftsfelder. Und sie sorgt für ein politisches Klima, das zumindest nicht gegen die höchst weltlichen Interessen des Konzerns gerichtet ist.

So ist das von der Bertelsmann-Stiftung ins Leben gerufene Centrum für Hochschul-Entwicklung (CHE) eben nicht nur ein Thinktank pro Studiengebühren. Sondern auch ein wesentlicher erster Baustein auf dem Weg von Bertelsmann zum Bildungsunternehmen, den Konzernvorstandschef Hartmut Ostrowski seit seinem Amtsantritt Anfang 2008 propagiert: "Bildung ist in unserer modernen Gesellschaft ein Megatrend", sagt Ostrowski im Spiegel-Interview, im "angloamerikanischen Raum" beschäftige sich Bertelsmann bereits "mit Anbietern, die Berufsausbildung etwa für Krankenschwestern oder Buchhalter anbieten". Und im nordenglischen West Riding managt die Bertelsmann-Tochter Arvato schon heute eine Kommune mit 320.000 Einwohnern. Das Rathaus ist teilprivatisiert, Bertelsmann-MitarbeiterInnen betreuen Bürgerbüros, verwalten Steuern und zahlen Sozialleistungen aus. "Public-Private Partnership" nennt sich das.

Reinhard Mohn

Anfang: Reinhard Mohn wird am 29. Juni 1921 in Gütersloh geboren. Verlagsgründer Heinrich Bertelsmann war sein Urgroßonkel.

Das Genie: Mohn und sein Mitarbeiter Fritz Wixforth gründen 1950 den Bertelsmann-Lesering, den Vorläufer der Buchclubs. Er wird zum Motor des künftigen Medienimperiums. In den 1950er-Jahren kauft Mohn Verlage zu und gründet das Plattenlabel Ariola. 1964 übernimmt er die Ufa-Filmproduktion, 1969 steigt Bertelsmann über eine Beteiligung am Verlagsriesen Gruner + Jahr (Stern, Brigitte) ins Zeitschriftengeschäft ein.

AG und Stiftung: Im April 1971 wird Bertelsmann eine Aktiengesellschaft, die allerdings nie an die Börse geht. Mohn entwickelt seine eigene Unternehmenskultur, die vom Dialog der Geschäftsführung mit den Mitarbeitern ausgeht. 1977 wird die Bertelsmann-Stiftung gegründet, die heute die Mehrheit der Konzern-Anteile hält. Den Rest hält die Familie Mohn.

Der Privatmann: 1948 heiratet Reinhard Mohn Magdalene Raßfeld, die noch heute in der Nähe von Gütersloh lebt. Seit Mitte der 1960er-Jahre ist Elisabeth "Liz" Beckmann Mohns Geliebte und Mutter der drei gemeinsamen Kinder Brigitte, Christoph und Andreas. Um im beschaulichen Ostwestfalen den guten Ruf von Bertelsmann nicht zu ruinieren, führt Liz bis 1982 Liz eine Scheinehe mit dem Bertelsmann-Mitarbeiter Joachim Scholz. Erst im Winter 1981, nach dem Tod von Reinhards Mutter, werden Magdalene und er geschieden.

Weiterlesen: Thomas Schulers "Die Mohns" (Bastei-Lübbe, 8,95 Euro) ist das beste Buch über die Könige von Gütersloh.

Und hierauf verstehen sich die Bertelsmann AG und ihre Stiftung bestens: "Die Bertelsmann Stiftung will frühzeitig gesellschaftliche Herausforderungen identifizieren sowie exemplarische Lösungsmodelle entwickeln und verwirklichen", heißt es zum Stiftungszweck. Anders als die meisten anderen Unternehmensstiftungen werden daher bei der Bertelsmann Stiftung nicht unabhängige Projekte Dritter gefördert - man arbeitet "ausschließlich operativ", wie es in der Satzung heißt.

Das operative Geschäft der Stiftung mit den Wünschen des Konzerns in Einklang zu bringen, gelang Reinhard Mohn wohl nirgendwo so überzeugend wie im Kerngeschäft - den elektronischen Medien. Als sich Bertelsmann in den 1990er-Jahren die Mehrheit an der RTL-Gruppe sicherte und das TV-Geschäft weiter ausbauen wollte, drohte der Konflikt mit den damals gültigen Konzentrationsvorschriften im Medienbereich. Wie gut, dass sich die Stiftung parallel um die "Medienordnung 2000" sorgte und hier mit der Politik äußerst erfolgreich Lösungsmodelle durchspielte. Seitdem galt die alte Faustregel, Bertelsmann sei irgendwie SPD-nah, was eigentlich nie wirklich stimmte - während der große mediale Widersacher Leo Kirch zu Recht im konservativen Lager verortet wurde.

Offiziell hatte sich Reinhard Mohn da längst vom aktiven Vorstandsgeschäft verabschiedet: Der Patriarch hielt sich eisern an die konzerninterne Spielregel, nach der bei Bertelsmann für Führungskräfte schon mit 60 Jahren Schluss ist. Mohn wechselte zunächst an die Spitze des Aufsichtsrats, 1981 dann zur Bertelsmann-Stiftung. Derweil baute er seine zweite Frau Liz langfristig zur Konzern-Mitlenkerin auf - und seine Kinder Brigitte und Christoph in die Unternehmensleitung ein.

Daraus entspann sich ein Machtkampf mit den angestellten Topmanagern des Konzerns, der 2002 im Rauswurf des damaligen Bertelsmann-Vorstandschefs Thomas Middelhoff gipfelte: Middelhoff, der Bertelsmann zu den höchsten Gewinnen der Unternehmensgeschichte verholfen hatte, wollte aus dem nicht börsennotierten Familienunternehmen endlich einen global konkurrenzfähigen Weltkonzern machen, ihn für Anleger öffnen. In einem der seltenen Artikel Mohns war damals zu lesen, es sei "gefährlich, Manager zu haben, welche insgeheim ihre persönlichen Ziele im Unternehmen als vorrangig bewerten". Er, Mohn, sei "überzeugt, dass die weltweite Welle von wirtschaftlichen Zusammenbrüchen damit in Zusammenhang steht", schrieb der Bertelsmann-Patriarch in der Welt am Sonntag, sechs Jahre vor Middelhoffs Arcandor-Pleite. Künftig werde keine führende Position bei Bertelsmann mehr gegen den Willen der Familie besetzt, verfügte Mohn. Und leistete sich zusammen mit Liz 2006 den letzten großen Coup zum Machterhalt: Für astronomische 4,5 Milliarden Euro kaufte Bertelsmann ein Aktienpaket des belgischen Financiers Albert Frère zurück. Die Schulden des Deals wiegen heute noch schwer.

Auch bei den Public-Private Partnerships lahmt der Konzern: Im fränkischen Würzburg, das als erste deutsche Stadt Dienstleistungen an Bertelsmann outsourcen wollte, ziert man sich seit einem Machtwechsel im Rathaus erfolgreich. Das 2007 begonnene Projekt "Würzburg integriert" liegt seit 2008 auf Eis, "Würzburg frustriert", hatte die Main-Post schon vorher getitelt und berichtet, dass nirgendwo Fortschritte für die BürgerInnen zu verzeichnen waren.

Doch Bertelsmann sieht optimistisch in die Zukunft, auch wenn der heutige Vorstandschef Ostrowski in diesem Jahr erstmals von Stellenabbau sprechen musste. Sich die Situation schöner zu reden, als sie ist, auch das gehört zur Tradition von Bertelsmann. Das weiß niemand besser als Reinhard Mohn, der zum wohl peinlichsten Kapitel der Unternehmensgeschichte den Konzern lange schweigen ließ. Es geht um die Legende von Bertelsmann als Widerstandsverlag unter dem Nationalsozialismus. Sie war schon gleich nach Kriegsende bemüht worden, um von den Allierten die so begehrten Lizenzen für neue Druckerzeugnisse zu erhalten. Wobei man sich als ein der Bekennenden Kirche nahestehender Verlag präsentierte, der 1944 sogar noch von den Nazis geschlossen worden war. Dass Bertelsmann neben durchaus christlicher Literatur in deutlichen größeren Mengen Wehrmachtssonderausgaben von kriegsverherrlichenden Büchern mit gutem Gewinn absetzte, geriet dagegen lange Zeit aus dem Blick. Genauso wie die Tatsache, dass das Unternehmen nicht etwa wegen Unterstützung des Widerstands, sondern wegen ganz banaler Schiebereien mit dem gegen Kriegsende immer knapper werdenden Rohstoff Papier mit den staatlichen Behörden aneinandergeriet. Aufgeflogen war das alles erst Ende der 1990er-Jahre, doch Mohn reagierte klug: Eine renommiert besetzte Historikerkommission stellte 2002 zwei Wälzer vor, die die Bertelsmann-Geschichte ohne Beschönigung aufarbeiteten.

Ein ursprünglich 2006 zum 85. Geburtstag von Reinhard Mohn geplanter Film in eigener Sache, der allerdings erst mit Verspätung fertig wurde, fällt dagegen wieder in die Geschichtsklitterung zurück: Im von Bertelsmann-Tochter Teamworx mit großem Staraufgebot produzierten Hochglanzstück spielt Sebastian Koch einen Reinhard Mohn, der stets das Gute will und gern mit den Angestellten einen draufmacht. Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun: Im Film sagt der echte Mohn auch, dass es hier und da weniger um das Wohl der Menschheit ging als schlicht darum, Steuern zu sparen. Doch das Werk ist ohnehin nie öffentlich gezeigt worden, sondern wurde nur zur Bertelsmann-internen Erbauung gezeigt.

Nun, nach dem Tod des Patriarchen am Samstag, muss sich Liz Mohn beweisen. Im Sinne von Reinhard Mohn gilt es Bertelsmann durch die Krise zu führen, ohne den Einfluss der Familie auf den Konzern aufzugeben. Wenn sie das schafft, hat sie ihren eigenen Film verdient.

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22 Kommentare

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  • N
    Nirvana

    Wie ist es nur möglich, dass die wirklichen Machenschaften des demokratiezerstörenden Weltkonzern Beltelsmann mit seinen Stiftungen, immer noch zu wenigen Menschen bekannt ist? Nun natürlich auch im Stern (gehört zu Bertelsmann) die Lobeshymne über R.Mohn.

    Dass dieser Familienkonzern es schaffen konnte, Medien und Politik vollkommen unter seine Kontrolle zu bekommen und Kritiker weitgehend auszuschalten, ist schon gruselig.

    Kontrolle über Arbeitsgesetze, Logistik der Bundeswehr, Fernsehprogramme, Bildung, Wissenschaft, Gesundheitskarte, Rente, Verwaltungen, u.s.w. siehe auch unter Bertelsmannkritik, den nachdenkseiten etc.

    Da hätten die Mielkes der DDR nur von träumen können, fast ein ganzen Volk gibt freiwillig alle möglichen Daten und Vorlieben an, um die Deutschlandcard von Edeka zu bekommen, wegen ein paar vermeintlicher Vorteile. Die Geschäftspartner bekommen so eine Möglichkeit zur Kontrolle der Bürger, im Zusammenhang mit vielen anderen schon erfolgten von Bertelsmann inszenierten elektronischen Datensammlungen. Der gläserne Bürger, in jeder Beziehung. So überlassen wir dem Bertelsmannkonzern Macht und Meinungsmache, der mittelerweile auch die meisten Volksvertreter erlegen sind. George Orwell läßt grüßen.

  • PC
    Peter Christian Nowak

    Die Bertelsmann-Stiftung steht für die "soziale Umgestaltung" in Richtung Marktradikalismus und für die hedonistischen Interessen einer Minderheit von Gigareichen in Deutschland. Sie steht für die systematische Diskreditierung der gesetzlichen Rente, für die Fürsprache des mittlerweile "gesetzlichen" Hungerlohns und und den Abbau von Arbeitnehmerrechten. Sie plädiert für jede Art von Reformen, wenn sie nur Kürzungen im Sozialbereich beinhalten. Die Bertelsmann-Stiftung ist einer von mehreren Think-Tanks, aus deren Küchen die Suppe gekocht wird, die die Bürger letztlich auslöffeln müssen.

  • B
    Bielefelder

    Na jetzt hat Liz Mohn endlich Ihr Ziel erreicht:

    die Alleinherrschaft im Konzern.

    Wer sie kennt weiss was das bedeutet. Es gibt nicht wenige Bertelsmann Mitarbeiter die kotzen könnten, wenn sie auf Liz angesprochen werden.

     

    Der Alltag mit der Chefin Liz Mohn ist hart und wenig menschlich:

    offenkundige Beispiele wie die Demontierung des langjährigen Mitarbeiters und Chef Mark Wössner oder aber ganz alltägliche "Kleinigkeiten" gibt es zuhauf:

    So soll sie sogar schon Mitarbeiterinnen, welche in Ihren Augen zu schlecht angezogen waren, wieder nach Hause geschickt haben. "Gut" angezogen bedeutet bei Ihr mindestens 500 Euro teure Kostüme. Dies verlangt sie auch von Mitarbeiterinnen, die vom firmeneigenen Leiharbeiterpool zur Urlaubsvertretung geschickt wurden, die mal gerade 1.000 Euro netto verdienen.

     

    Ihr Werdegang zur Macht war lang und steinig:

     

    Nachdem sie sich als 17 jährige Telefonist an Mohn rangeschmissen hatte und mit Ihm 3 uneheliche Kinder zeugte, einer davon ist heute depressiv im Rollstuhl sitzend von der Familie verstossen. Depressiv wahrscheinlich auch deshalb, weil er erst mit 12 Jahren erfahren hatte, das sein richtiger Vater Reinhard Mohn ist, und nicht wie der Gesellschaft vorgegaukelt, Joachim Scholz, den Lizzi zur Wahrung des Scheins geheiratet hatte.

     

    Nachdem Mohn seine erste Frau Magdalena, mit der er 3 Kinder hatte, verlassen hatte, heiratete er Liz.

    Schnell machte sich Liz daran, dass über die erste Frau gar nichts mehr berichtet wurde, und in keiner Firmenchronik vorkam.

    Die Kinder aus erster Ehe wurden entmachtet, als letztes nach 27jähriger Mitarbeit, Johannes Mohn im Jahr 2008.

     

    Liz eigene Kinder, Brigitte und Christoph, wurden geschickt in der Schaltzentrale der Macht installiert. Der dritte Sohn, Andreas, da behindert und schizophren, passt nicht in das Bild von Liz, wird nicht berücksichtigt, bzw. noch viel schlimmer, verstossen.

     

    Man kann also gespannt sein, wie es nun mit dem Konzern weitergeht, der von einer ehemaligen Telefonistin und Ihrem Sohn, der 600 Mio Euro mit Lycos verbrannt hat, geleitet wird.

  • N
    Nirvana

    05.10.2009 10:42 Uhr:

    Von Muckel :

    dazu gibt es vielfältige Nachweise, Ein Konzern macht Politik, vo Arno Klönne, die Seite anti-bertelsmann, bertelsmann-kritik und viele Informationsquellen mehr, die fundiert und nachvollziehbar darstellen, was sich hinter diesm Konzern verbirgt und wer Nutznießer deren Strategien ist. So schreiben die Bertelsmänner auch die neuen Arbeitsgesetze. Es geht schlicht um Geld und die damit verbundene Macht. Mal nach dem Artikel von Dr. Jan Döllein forschen.

    Liz Mohn ist Freundin von Angela Merkel. Genau wie Friede Springer, so wird über die mächtigen Medien Politik gemacht. Leider nicht nach dem Grundsatz, Eigentum verpflichtet und nicht im Sinne des Gemeinwohls.

  • AD
    Axel Dörken

    Ich hoffe, dass Frau Mohn, spätestens jedoch ihre Kinder, den Wandel der Gesellschaft, hinzu einer gegenseitigen und alles andere achtenden Nutznießerschaft, voranbringt.

     

    Allein, manchmal fehlt mir der Glaube, wenn ich sehe, was auch heute noch im Namen Bertelsmann an Eigennutz, gegen den Allgemeinnutz, betrieben wird.

     

    Als ein Zeichen des Wandels könnte es gewertet werden, wenn die Stiftung ab sofort sich dem Gemeinnutzen zuwendet und somit soziale und ökologische Projekte auch dann fördert, wenn sie nicht aus dem Hause Bertelsmann kommen.

     

    Liebe Grüße

    Axel Dörken

    Gütersloh

  • L
    Lars

    In der NS Zeit schön verdient. Hinterher so getan als sei da nichts gewesen und weiter verdient. Drecksladen.

  • MM
    Müllers Meinung

    @ Chris: Dieser Artikel ist in der gesamten heutigen Presse der einzige, der auf die dunklerer Seite des Bertelsmann-Stiftung Konzern blickt. Ich muss gestehen, daß die verklärt romantische Darstellung eines Unternehmers, der einen Fernsehsender betreibt, der junge Menschen auf dem Weg in die Medienbranche anstiftet, manipulatorische Nachrichten für " das Unterschichtenfernsehen" zu produzieren und "die Bildzeitung des Fernsehens" darstellt, ruhig auch von der Schattenseite betrachtet werden darf. Es hat ja sonst niemand getan. Wenn die Leistung des Herrn Mohn gefeiert werden soll, muss man eben den Artikel in der Süddeutschen oder FAZ lesen oder Nachrufe im Fernsehen anschauen. Find ich auch ok... denn noch gibt es Pluralismus in den Medien und der Presse. Gleichschaltung ist auch viel langweiliger.

     

    Allerdings muss ich Dir Recht geben, daß von links zu oft zu viel Unternehmerhass, oder wie man es nennen will , kommt... Stimm ich zu, aber wie gesagt, ich finds besser beide Seiten einer Persönlichkeit und ihres Werkes zu betrachten, als jemanden zum Heiligen zu sprechen, der nicht nur heiliges hinterlässt.

     

    Weisste, privatisierte Bildung hat schnell den Anruch von Zwei Klassen Bildung, weil ich einer Firma Gewinne verschaffen muss. Aus meiner Sicht eine Art Tabu, das hier gebrochen werden sollte. Meinungsmache der RTL Gruppe gefällt mir auch überhaupt nicht... ach ja, und so schön das Wort Stiftung klingt: Bertelsmann zahlt dadurch eben immens weniger Steuern, die dem Gemeinwohl entgehen... also, das muss man schon als Denkansatz in den Raum werfen dürfen...

  • S
    SebastianMueller

    Vielleicht hätte man noch erwähnen können, dass Mohn seinen Sohn Christoph, der im Tochterunternehmen Lycos Europe zig Millionen Euro versenkte und den Laden dann schließlich ganz gegen die Wand fuhr, eigentlich schon längst hätte enterben und in die Wüste schicken müssen, wenn es nach den neoliberalen Leistungsdogmen seiner eigenen "Stiftung" ging.

     

    Ja ja, Wasser predigen und Wein saufen!

  • J
    josenz

    nicht nur in sachen bildung, auch bei der gesundheit sind die mohns einer treibende kraft in sachen entsolidarisierung und privatisierung.

  • M
    Muckel

    Hat Jemand stichhaltige Zusammenhänge zu liefern in puncto Stiftung u. Hartz 4, Studiengebühren etc.,

    oder sind das nur wohlfeile Annahmen ?

  • S
    stabil

    Wir wollen mal nicht vergessen, dass die Bertelsmann-Stiftung als die treibende Kraft hinter der ach so tollen und notwendigen Hartz-IV Reform stand und (da die "Reform" noch immer gilt) auch noch immer steht.

  • C
    Chris

    Von allem, was der Kerl geleistet hat in zig Jahren, soll jetzt nichts anderes als das Wort "Scheinlinker" übrigbleiben? Leider herrscht in der naiv-linken Fraktion stets das Urteil vor, dass Unternehmer immer böse sind. Wenn sich einer bemüht die Grenzen ein wenig einzureißen, dann stimmt ja auch das Weltbild nicht mehr.

     

    Die Fakten aus dem Artikel zeigen ein klar anders Bild von Mohn als der Ton des Artikels uns vermitteln will. Seine Verdienste werden zwar teilweise aufgezählt, aber nicht anerkannt. Warum nicht?

  • H
    hto

    "Scheinlinke" - solange diese "freiheitlich-demokratische" Welt- und "Werteordnung" im Wettbewerb und von "WER SOLL DAS BEZAHLEN?" gesteuert wird, gibt es nur Scheinlinke, in gleichermaßen Bewußtseinsschwäche und systemrational-gebildet zu Suppenkaspermentalität auf Sündenbocksuche.

  • V
    vic

    Mit Staunen habe ich gestern die Lobpreisungen zur Kenntnis genommen. Man konnte glauben, hier ging ein Heiliger von uns.

    Das Bild wird wohl auch weiterhin vermittelt, die Nachfolgerin verfügt sogar über mehr medialen Einfluss.

    Da muss wohl Herr Köhler wieder ein BV-Kreuz rausrücken.

  • R
    reblek

    "Dass Bertelsmann neben durchaus christlicher Literatur in deutlichen größeren Mengen Wehrmachtssonderausgaben von kriegsverherrlichenden Büchern mit gutem Gewinn absetzte..."

     

    Ich nehme mal an, es sollte "deutlich größeren Mengen" heißen.

  • N
    namen

    Was ist das denn für ein komischer Begriff von links? So pragmatisch-"links" wie Schröder? Die Stiftung trat nicht nur fur Studiengebühren ein, für einen diffusen FDP-McKinsey-Leistungsbegriff, und für den Studenten als Kunden, für Privatisierungen öffentlicher Aufgaben, ganzer Verwaltungen etc; sie mischt auch noch in der Außenpolitik inzwischen kräftig mit. Links - verglichen mit was? Mit rechtskonservativen Thinktanks? Mit Manchesterkapitalismus? War das in den 70ern, 80ern nicht auch eher einem linken Zeitgeist geschuldet? Die Debatte könnte die taz doch mal führen. Ich denke, viele Leser werden die B.-Stiftung als alles mögliche empfinden, nur nicht als links.

  • SS
    Susi Sorglos

    Dann wird auch dort bald die die Managerkaste das Sagen haben, wodurch die berechtigte Hoffnung besteht, daß durch deren größenwahn-inkompete Fehlentscheidungen, gepaart mit familieninternen Machtkämpfen, das Monster an seiner eigenen Masse und dem nicht unerheblichen Schuldendienst erstickt. Wer weiß, was sich nach dem Tod des Diktators in den Büchern des Imperiums noch so an verheimlichten krummen Geschäften verbirgt...

  • KK
    Klaus Kosiek

    Guter Artikel, Herr Grimberg.Er beschreibt zutreffend, wie es Mohn gelungen ist, mit der Erfindung der Bertelsmann-Stiftung nicht nur materielle Interessen des Konzerns zu fördern, sondern zugleich auch Einfluss auf die Reform der Gesellschaft im Geist des Neoliberalismus zu gewinnen. Deshalb gebührt dem Toten Respekt für seine unternehmerische und politische Leistung. Die politischen Eliten - vor allem die Sozialdemokraten, die ihn lange für einen der Ihren hielten - waren ihm leider nicht gewachsen.

  • KK
    Klaus Kosiek

    Guter Artikel, Herr Grimberg.Er beschreibt zutreffend, wie es Mohn gelungen ist, mit der Erfindung der Bertelsmann-Stiftung nicht nur materielle Interessen des Konzerns zu fördern, sondern zugleich auch Einfluss auf die Reform der Gesellschaft im Geist des Neoliberalismus zu gewinnen. Deshalb gebührt dem Toten Respekt für seine unternehmerische und politische Leistung. Die politischen Eliten - vor allem die Sozialdemokraten, die ihn lange für einen der Ihren hielten - waren ihm leider nicht gewachsen.

  • M
    makama

    Den unheilvollen Einfluss der Bertelsmann-Stiftung sollte doch einmal gesondert herausgestellt werden. Außerdem wurde die Stiftung von der Familie MOhn gegründet, um Steuern zu sparen.

  • T
    teo

    Glücklicherweise gibt es manchmal auch positive Nachrichten. Dass die Bertelsmann Stiftung als "gemeinnützig" gilt, ist natürlich traurig. Der Schaden, den Deutschland jedes Jahr durch diese Stiftung erleidet, lässt sich in Eurochens gar nicht beziffern.

  • R
    Riin

    Es würde mich interessieren, wieviel die Familie so pro Jahr an Steuern "spart" weil das Unternehmen einer Stiftung gehört.

     

    Ach ja, und zu dem Wort "gemeinnützig" verkneif ich mir mal jeden Kommentar.