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Streit der WocheBrauchen Problemschulen eine Deutsch-Quote?

Eine Berliner Grundschule richtet eine Klasse ein, in der 50 Prozent der Kinder Deutsch als Muttersprache sprechen müssen. Hilft das allen oder fördert es die Ghettoisierung?

Im Deutschunterricht einer dritten Klasse blättert eine neunjährige im Wörterbuch. Bild: dpa

An einer Schule im Berliner Bezirk Wedding soll es ab Sommer 2010 eine erste Klasse geben, in der mindestens die Hälfte der Schulanfänger Deutsch als Muttersprache sprechen müssen. Die anderen 50 Prozent müssen einen hohen Sprachstand in Deutsch aufweisen, so der Vorschlag von Eltern, Schulleitung und Bildungsverwaltung, die in diesen Tagen vorgestellt wurde. Parallel dazu werde es an der Schule Klassen für Kinder mit sprachlichen Schwächen in Deutsch geben. Ein Modell auch für andere Städte mit ähnlichen Problemen?

Der Berliner Fall zeigt die Streitpunkte: Werden Integration und Ausbildung gefördert, wenn es in Grundschulklassen in Stadtteilen mit hohem Migrantenanteil eine Deutsch-Quote gibt? In Bezirken wie Kreuzberg, Neukölln und dem Ortsteil Wedding liegt der Anteil der Kinder, die nicht in Deutsch sozialisiert sind, teilweise bei über 80 Prozent. In Vierteln von München oder Stuttgart ist die Situation ähnlich.

Das Ziel der Schulen ist klar: Sie wollen deutschsprechende Eltern mit hohem Bildungsgrad zurückgewinnen. Familien mit Erstklässlers versuchen durch Umzüge in andere Stadtteile bestimmte Schulen zu vermeiden. Erwiesenermaßen drückt ein hoher Anteil von Kindern, die die deutsche Sprache nur schlecht beherrschen, die aber in Deutsch beschult werden, den Leistungsdurchschnitt im Unterricht. Die Abwanderung von deutschsprechenden Familien müsse gestoppt werden, um zu verhindern, dass Migrantenkieze zu kompletten Ghettos werden meinen die Befürworter einer Deutsch-Quote. Damit diene das Modell allen.

taz

Den ganzen Streit der Woche lesen Sie in der sonntaz vom 24./25. Oktober 2009 - zusammen mit der taz am Kiosk erhältlich.

Eine Zweiklassengesellschaft schon in die Grundschule beklagen die Gegner. Durch eine solche Schulpolitik werde Ungleichheit zu Lasten der Migranten schon früh zementiert wird: Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen. Für die Deutschen gebe es gute Bildung, für die Nichtdeutschen was von der Bildung übrig bleibt.

Und was meinen Sie - Brauchen Problemschulen eine Deutsch-Quote?

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16 Kommentare

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  • J
    Jürgen

    Ist schon klar das Schulkinder deutsch sprechen sollten.Aber wer unterstützt sie beim Erlernen der Sprache,Deutsche eher nicht;wenn ich höre wie die mit den Kindern reden, könnte man denken die können selber nicht richtig Deutsch.

  • KB
    karin bryant

    keine verantwortungsvolle Eltern werden ihre Kinder dazu hergeben um diese verlogene Integrations Politik auszutoben!

    Deutschsprachige Kinder wuerden in solchen Umstaenden immer benachteiligt.

    Bekannte von mir haben ein Kind im Kindergarten wo offenbar Kinder mit Migra Background Narrenfreiheit haben,waehrend die anderen dazu angehalten werden sich nicht gegen Uebergriffe zu wehren.

  • A
    aso

    Diese Quotenregelung ist Wunschdenken und Totgeburt:

    Bei Fortsetzung der bisherigen Bevölkerungsentwicklung (Geburtenrückgang bei Deutschen, hohe Geburtenraten bei Türken/Arabern) ist die Segregation kaum noch zu stoppen.

     

    „...Das Ziel der Schulen ist klar: Sie wollen deutschsprechende Eltern mit hohem Bildungsgrad zurückgewinnen. Familien mit Erstklässlers versuchen durch Umzüge in andere Stadtteile bestimmte Schulen zu vermeiden...“:

    http://www.bz-berlin.de/multimedia/archive/00104/schulen_104113a.jpg

     

    Man kann nicht erkennen, durch welche Anreize hier Umzüge vermieden werden sollen: etwa

    „Bleibeprämien“?

    Auch Cem „Elvis“ Özdemir säuselt: "Schulen in sozialen Brennpunkten müssen für Mittelschichtsfamilien attraktiver werden", ...fragt sich nur wie...

     

    Sein Kollege, „...der Bildungsexperte der Grünen, Özcan Mutlu stellte fest: "Die neuen Zahlen belegen auch, daß das Prinzip, mehr Durchmischung in den Bezirken zu erreichen, nicht funktioniert. Es gibt weiterhin klare Ballungszentren...“:

    http://www.morgenpost.de/printarchiv/berlin/article319409/Auslaenderanteil_an_38_Berliner_Schulen_hoeher_als_80_Prozent.html

     

    „...auch unter den türkischen Migranten gibt es immer mehr bildungsbewusste, die auch vor einem kostspieligen und schwierigen Umzug nicht zurückschrecken...“:

    http://www.tagesspiegel.de/berlin/art270,2102256

     

    Umfragen unter Eltern, wer zu solchem Experiment bereit wäre, sind nötig, bevor solche auf Sand gebauten Luftschlösser posaunt werden:

    Dazu die Umfrage: „Bevölkerung in Deutschland mit türkischem Migrationshintergrund“:

     

    „...„Es ist wichtig, dass die Türken in Deutschland ihre eigene Kultur bewahren.“...

    Bei keiner anderen Aussage sind die Teilnehmer so klar einer Meinung über alle Schichten und Gruppen hinweg. 93 % geben sind hier zustimmend eingestellt, lediglich 6 % sind anderer Meinung....“:

    http://zelos.zeit.de/2008/12/Bevoelkerung-Migration-2008.pdf

  • D
    devnet

    An der Schule, an der ich arbeite, ist der Lehrplan aufgrund massiver Deutschprobleme der Schülerinnen überhaupt nicht mehr einzuhalten. Das ist Realschule auf Förderstufenniveau! Jetzt wird daraus noch eine Low-Budget-Gesamtstufe gezaubert, selbstverständlich ohne gymnasiale Oberstufe. Ich sehe meine Aufgabe mittlerweile nur noch darin, die Kids von der Straße fernzuhalten.

    Kurz und gut: Es muss eine stadtteilübergreifende Schulzuweisung geben, um eine gesunde Mischung der Schülerinnen zu gewährleisten. Es muss Sozialarbeiterinnen und mehr Lehrerinnen geben! Wenn Gesamtschulen gewollt sind, dann bitte auch Gymnasien und Privatschulen abschaffen!

     

    Falls das nicht geschieht, was ja zu erwarten ist, dann brauchen wir Wachdienste und Polizeipräsenz. Dort nämlich, wo es keine Sprache gibt, regiert die Gewalt!

  • N
    ndh(nichtdeutscherHerkunft)

    es wird eine quote gebraucht um biodeutsche kinder in das schulsystem zu integrieren und sie nicht in einer parallelgesellschaft verkuemmern zu lassen! es kann nicht sein das grosse teile dieser gesellschaft sich bewusst aus dem integrationsprozess herausmogeln, bspw. durch gefälschte anmeldungen in weissen ghettos und somit dem integrationsprozess ihrer kinder schaden! diese werden naemlich in naher bis ferner zukunft feststellen das die welt um sie herum anders aussieht als es ihnen ihre eltern und rein-deutschen klassen vorgaukeln! deswegen: biodeutsche raus aus euren ghettos! integriert euch selbst!

  • V
    vic

    Ich sag mal so: Oettinger und diversen anderen Politlautsprechern wäre das erlernen der deutschen Sprache sicher leichter gefallen.

  • P
    Parmenion

    Ich habe zwar eher eine linke, denn eine rechte Gesinnung. Dennoch bin ich der Meinung, an deutschen Schulen sollten ALLE Schüler deutsch lernen. Das kommt doch auch allen zugute.

  • T
    thomsen

    Warum nicht das gute alte "Busing" einsetzen, und Kinder mit geringen Deutsch-Kenntnissen gleichmäßig auf viele Schulbezirke verteilen? Also gar nicht erst ethnische Zusammenballungen ("Ghettos") an den Schulen entstehen lassen, und zwar möglichst schon vom Vorschuljahr an.

     

    Natürlich ist das für sich allein genommen keine Lösung, sondern nur zusammen mit anderen Intensiv-Förder-Maßnahmen, siehe z.B. das sog. "Krefelder Modell" aus den 80er Jahren. Und natürlich ist das in einer so ausgedehnten Stadt wie berlin nicht ganz einfach zu realisieren.

     

    Und bitte nicht immer alle "Migranten" bzw. Kinder "mit Migrationshintergrund" (schreckliches Vokabular) in einen Topf werfen. Viele sprechen ganz passabel deutsch, manche sehr gut, einige besser als die meisten "einheimischen". Und diejenigen, die aus gemischten deutsch-ausländischen Familien kommen, unterscheiden sich sowieso sprachlich kaum von den "autochthonen".

  • L
    Leidkultur

    Mich hätte man nach fast 5 Jahren staatliche Kitaerfahrung in Kreuzberg mit sonst was locken können. Ich war weg mit meinen Kindern. Ich sag der verantwortlichen "Elite" nur: Leckt mich mit eurer beschissenen Einwanderungspolitik. Nicht mit meinen Kindern! Schickt eure Gören dahin!

  • VV
    Volker Vonssen

    Mein jüngeres Kind geht noch in eine Kreuzberger Grundschule, anscheinend in einer "besseren" (würg!) Gegend, die Quote der Kinder mit Migrationshintergrund ist gering (jawoll, gibt es sogar in Kreuzberg) und diese sind dann eben nicht größtenteils türkisch/arabisch. Eigentlich alles ganz ok. Nun wurde uns für die aktuellen Herbstferien eine Schule angeboten, die die Ferienbetreuung abdecken sollte. In einer ganz anderen Ecke Kreuzbergs. Türken/Araber-Quote dort laut aktueller Senatsliste: 90%! Sorry, ich habe auf solch eine Monokultur ganz einfach keinen Bock. Als wir am ersten Ferientag dort aufschlugen kamen mir Araber-Kids mit "Rasierklingen" unter den Achseln auf dem Hof entgegen, die Wände auf dem Schulhof waren superklasse zugetaggt mit Sprüchen wie "King-Ali" oder "Ich fi*** Euch" - wie gesagt, es handelt sich um eine Grundschule. Drinnen ging es weiter. In der ganzen Meute der Kinder vielleicht drei oder vier mit deutschen Hintergrund. An den Wänden Werbung für Sprachkurse für Deutsch. Ich habe mein Kind an die Hand genommen und bin umgedreht! Da ich beruflich flexibel bin, kann ich mit Hilfe von Freunden die aktuellen/ kommenden zwei Wochen mühsam überbrücken. Ich verstehe jeden, der sagt "rette sich wer kann". Ich habe für mich und mein Kind kein Interesse daran, Spielball der verfehlten Einwanderunsgpolitik zu werden. Daher kann ich aus meiner Sicht die Quotierung nur begrüssen! Just my 2cents!

  • A
    anke

    Der letzte Vorschlag zum Thema hat mir dann doch besser gefallen! Damals wollte man, wenn ich mich recht entsinne, alle Vorschulkinder etwa zwölf Monate vor dem Einschulungstermin im Rahmen einer Art U-Untersuchung unter anderem auf ihre sprachlichen Fähigkeiten testen. Diejenigen unter den Steppkes, die dabei wesentliche Defizite erkennen ließen, sollten in einer Art Vorschule auf die Anforderungen der ersten Klasse vorbereitet werden. Offenbar hat man diesen Ansatz wieder aufgegeben. Vielleicht war ja mal wieder kein Geld da. Gut möglich auch, dass sich einfach niemand um die Umsetzung der Idee gekümmert hat. Vielleicht aber haben sich ganz einfach einmal mehr diejenigen durchgesetzt, denen die Worte Pflicht und Zwang eitrige Pusteln im Gesicht verursachen und die deswegen nur all zu gern eine allgemeine Pflicht zum Nichtzwang (alternativ auch einen Zwang zur Nichtpflicht) ins deutsche Grundgesetz schreiben würden – was natürlich umgehend zur Abschaffung jeglicher Schulpflicht führen müsste. Wie dem auch sei. Offenbar wurde die Lösung des erkannten Problems wieder einmal nach hinten verschoben – auf einen Zeitpunkt NACH dem Startschuss nämlich. Es wird nicht mehr vor dem Einschulungstermin selektiert, sondern erst hinterher. Daran, dass der "Ernst des Lebens" hart ist, haben sich die Beteiligten ohnehin gewöhnt. Schön auch, dass man kein zusätzliches Geld in die Hand zu nehmen braucht mit dem neuen Modell und die Organisation kann man den einzelnen Schulen überlassen. Und sein wir doch ehrlich: Mehr, als das Tolerieren von 50% Nichtmuttersprachlern mit einem (im Vergleich wozu?) "hohen Sprachstand" kann man unseren vielgerühmten Leistungsträgern (in diesem Fall den hoffnungsfrohen Eltern angehender Windhunde) doch wirklich nicht zumuten. Da ist es dann schon besser, einem bereits bis zur Sinnlosigkeit gegliederten Schulsystem noch eine weitere Schublade hinzuzufügen. Eine, die noch unter der mit der Aufschrift "Hauptschulanwärter" steckt und in der andere Bildungsinhalte der Grundschule zugunsten der Entwicklung einer Sprachkompetenz gestrichen werden. Schließlich: Die Natur, nicht wahr, hat ja gar nicht gewollt, dass es nur Windhunde gibt. Auch Dackel müssen sein. Wenn auch noch immer nicht so ganz klar ist, warum.

  • BD
    B. Duftreis

    Der Ansatz der Berliner Schule ist populistisch und geht am Kern der Sache vorbei. Richtig ist, dass JedeR die / der längere Zeit in Deutschland lebt, deutsch sprechen können sollte. Schon bevor er oder sie eine Schule in Deutschland besucht.

     

    Schulen können nicht zu ihren anderen Aufgaben noch das Lehren aller Grundlagen der deutschen Sprache übernehmen. (Kinder, die einen deutschen Dialekt sprechen, verfügen ja bereits über gewisse Grundlagen der deutschen Sprache.)

     

    Laut Wikipedia wird in NRW mit dem Delfin-4-Test ein Jahr vor der Einschulung u.a. untersucht, ob das Kind schulfähig ist. Ggfs. muss es dann ein Jahr lang in eine Förderklasse gehen und kommt im Jahr darauf (also mit den anderen Kindern seiner Altersklasse) in die (reguläre) Schule. In NRW sprechen also (zumindest theoretisch) in der 1. Klasse alle Kinder gutes Deutsch.

  • B
    Beteigeuze

    Tja, man kann es auch einfach sein lassen und nach dem Motto "weiter so!" dem Exodus der Mittelschicht aus Stadtvierteln und Schulen tatenlos zusehen- Hauptsache, es muß sich niemand den Vorwurf anhören, es gäbe eine Zweiklassenschule. Wem- außer der sturen Beharrlichkeit ideologisch verbrämter Traumtänzer- damit ein Gefallen getan würde, sei dahingestellt.

     

    Offensichtlich ist die tolle MuKu- Welt in den "bunten Vierteln" doch nicht so toll, wie es gebetsmühlen- und zeigefingerartig aus Wolkenkuckucksheim tönt; und so ist es, in der der Realität so unnachahmlich eigenen Pracht, auch nur konsequent, daß sowohl die noch verbliebenen Deutschen als auch auch die vorbildlich integrierten Ausländer nach der Maxime handeln "Rette sich, wer kann!".

  • W
    Wolfgar

    Also wenn man mich zwingen würde meine Tochter in eine Klasse mit 50% Migrantenanteil zu stecken, würde ich auch sofort die Koffer packen.

    Nichts wie weg. Mein Kind ist es wert.

  • AP
    Adam Potocki

    Ist es nicht erschreckend, dass man als "Biodeutscher" flüchten muss, damit Kinder in eine deutsche Schule kommen, wo deutsch gesprochen wird, von der Diskrminierung die man als Deutscher/Christ/Atheist erfährt, mal ganz abgesehen.

     

    Was ist in diesem Land los?

  • AH
    Andreas H.

    Als Maßnahme um taktischen Umzügen von Eltern entgegen zu wirken, wäre die "Deutsch-Quote" angemessen. Dem Problem, dass das Leistungsniveau sinke, kann diese Maßnahme natürlich nicht entgegen wirken.

     

    Meiner Meinung nach wäre eine gute Mischung in den Schulen und Klassen das Beste. Um Nicht-Muttersprachlern das Deutsche besser zu lehren, sollte man vielleicht die Klassen für den Deutschunterrricht einfach nur aufteilen, damit man auf etwaige spezielle Probleme besser eingehen kann.