piwik no script img

Rechtsstreit in ArgentinienLateinamerika bleibt ohne Homoehe

Juristisches Tauziehen um die Homoehe in Argentinien: Eine Richterin hat die erste Homoehe Lateinamerikas gestoppt. Zuvor hatte ein Richter ein Verbot gleichgeschlechtlicher Ehen für illegal erklärt.

Bleibt Lateinamerika vorerst noch vorenthalten: Homosexuellen-Hochzeit in Frankreich. Bild: dpa

BUENOS AIRES ap | Eine Richterin in Argentinien hat die am Dienstag geplante erste Homo-Ehe Lateinamerikas vorerst gestoppt. Richterin Marta Gomez Alsina entschied am Montag, dass zunächst der Oberste Gerichtshof über die Rechtmäßigkeit einer Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern befinden müsse. Sie hob damit die Entscheidung eines anderen Richters in Buenos Aires auf, der eine Verweigerung der Heiratserlaubnis für José Maria Di Bello und dessen Partner Alex Freyre als verfassungswidrig bewertet hatte.

Das Standesamt in Buenos Aires sei über die neue Entscheidung informiert worden, erklärte das Gericht. Di Bello und sein Partner wollen dennoch am Dienstag wie geplant auf dem Standesamt erscheinen. Die Anwältin des Paares, Maria Rachid, kündigte Protestaktionen für den Fall an, dass das Standesamt die Eheschließung verweigere. Rachid ist Präsidentin des Verbandes für Lesben und Schwule in Argentinien.

Das argentinische Parlament erörtert derzeit eine Gesetzesreform, die Eheschließungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern rechtlich anerkennen würde.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

9 Kommentare

 / 
  • AR
    Anne Reck

    @ Udo Henn

     

    Die Ehe ist auch partnerschaftlich und nicht nur familienorientiert. Zudem finde ich auch, dass eine gleichgeschlechtliche Ehe familienorientiert ist. Ich könnte mich über solche Kommentare einfach nur aufregen, wie deiner. In was für einer Welt leben wir eigentlich. Homosexualität ist keine Krankheit und natürlich sollte die Ehe gleich sein, für alle ob Homo oder Hetero. Gerade in der heutigen Gesellschaft, wo die Leute nicht heiraten um eine Familie zu gründen mit vielen Kindern. Bei zwei Frauen kann man auch von einer familienorientierten Ehe ausgehen, und Männer können auch Kinder adoptieren, wenn es dann das Gesetz zulassen würde.

     

    Liebe Grüße

    Anne

  • M
    Michael

    @jan

     

    könntest du mal mit dem ewigen klischee des erzkonservativen bayerischen bergdorfs aufhören?

  • S
    Stefano

    Lieber Udo Henn,

    die Ehe ist auch eine partnerschaftliche Institution...

  • D
    DiversityAndEquality

    Ähm, @Martin,

     

    ich habe zwei Jahre meines noch jungen Lebens in Brasilien verbracht und darf hier mit allem Nachdruck verkünden, dass ich bis jetzt noch KEINE Gesellschaft (und ich war schon an ziemlich vielen Orten in Europa und Nordamerika) erlebt habe, in der so offen und tolerant mit Sexualität umgegangen wird.

     

    Die Vielfalt sexueller Identitäten ist in den großen Städten (wo immerhin über 80% der Brasilianer leben) so sichtbar, wie sie es nur sein kann, und vor allem habe ich als junger Schwuler sehr viel weniger homophobe Berührungsängste und sehr viel weniger Verklemmtheit erlebt als bei uns in Deutschland oder anderswo.

     

    In den öffentlichen Schulen Brasiliens beinhaltet die Sexualaufklärung inzwischen verpflichtend ALLE sexuelle Orientierungen, und es wurden in den letzten Jahren überall in den Schulen Automaten mit kostenlosen Kondomen aufgestellt. Im vergangenen Jahr hat der brasilianische Präsident Lula es auch fertiggebracht, Homophobie auf nationaler Bühne als "widernatürlichste Krankheit, die den menschlichen Kopf befallen hat" zu bezeichnen. Solche klaren Bekenntnisse stehen von deutschen Spitzenpolitikern in Zeiten wieder zunehmender homophober Aggression bei uns weiterhin aus.

     

    So liegt es gerade in Brasilien sehr viel mehr am fragmentierten Parteiensystem und dem insgesamt von einer geringen Implementierungseffizienz gekennzeichneten politischen System, dass sowohl eine Gesetzesinitiative der Regierung (Arbeiterpartei) zur Homo-Ehe als auch eine solche für ein Antidiskriminierungsgesetz, das weit über deutsche/europäische Gesetze dieser Art hinausgeht (und zum Beispiel notwendigerweise auch die allgegenwärtige, alltägliche homophobe Hassrede ganz bestimmter Akteure und Individuen explizit als das Verbrechen gegen die Menschenwürde unter Strafe stellt, das es nun einmal ist!), seit vielen Jahren vom Kongress immer wieder verschleppt wird. Ich denke mal, dass Lula und die Arbeiterpartei bis zum Ende seiner Regierungszeit einen weiteren Anlauf unternehmen, um politisch endlich dem Rechnung zu tragen, was von der brasilianischen Gesellschaft mehrheitlich schon lange so gesehen und gelebt wird.

  • UH
    Udo Henn

    Lieber Timm,

    es trifft nicht zu, dass in Kolumbien gleichgeschlechtliche Partnerschaften registriert werden koennen.

    Im uebrigen ist doch die Ehe eine familienorientierte Institution, die vom Staat mit diversen Gesetzen geschuetzt und geregelt wird. Gleichgeschlechtliche Partnerschaften beduerfen dieses Rechtsumfeldes nicht, da sie eben nicht familienorientiert sind.

    Deshalb halte ich es fuer falsch, diese Partnerschaften der Ehe gleichstellen zu wollen.

  • D
    Dominik

    Sind wir als westliches Land besser mit unserm Verbot des Adoptionsrechtes für gleichgeschlechtliche Ehen? Die "katholische Verstocktheit" steckt auch bei uns noch tief drin. Vor allem in der Regierung.

  • T
    Timm

    Im benachbarten Staat Uruguay und auch in Kolumbien sowie in Ecuador sind bereits Eingetragene Lebenspartnerschaften erlaubt (http://de.wikipedia.org/wiki/Gesetze_zur_Homosexualit%C3%A4t).

     

    Die Debatte und die Erfolge hierzu sind in Lateinamerika schon weiter, als beispielsweise in Osteuropa. Zwar is Lateinamerika nicht so weit wie Nord/Westeuropa aber Osteuropa haben sie bereits überholt, wenn man sich die Entwicklungen in Uruguay, Ecuador, Kolumbien, Kuba, Mexiko, Brasilien oder halt in Argentinien anschaut.

  • J
    Jan

    @ Martin:

     

    Immerhin haben wir als Europäer diese "katholische Verstockheit" erst dort hin exportiert, nicht zu vergessen. Auch hierzulande ist befinden wir uns noch lange nicht im Paradies der Aufgeklärtheit. Möchte mal sehen, dass sich ein schwules Paar in einem bayrischen bergdorf auf dem Standesam trauen läßt!

    DIE Südamerikaner sind übrigens alles andere als verstockt, die Unterschicht interessiert es meist wenig, ob Homo oder nicht, wichtiger ist, etwas zu essen zu haben, die Oberschicht macht sowieso, was sie will, einzig allein die Mittelschicht ist WIE IMMER so borniert und will dem Rest der Bevölkerung ihre verklemmte Sexualmoral aufdrängen.

  • M
    Martin

    Wird ja auch langsam mal Zeit, dass Suedamerika von seiner katholischen Verstocktheit runterkommt.