Porträt Georg Schmid: Das ideale Bauernopfer

Georg Schmid ist der wahrscheinlich harmloseste Politiker, den die krachlederne Haudrauf-Partei CSU je hervorgebracht hat. Trotzdem muss er um seinen Posten bangen.

Stets korrekt geföhnt: Georg Schmid (CSU). Bild: dpa

Der CSU gehen endgültig die Opfer aus. Nur so kann man es erklären, dass bei der gerade begonnenen Klausurtagung in Wildbad Kreuth Georg Schmid, 56, um seinen Posten bangen muss. Der stets korrekt geföhnte Vorsitzende der Landtagsfraktion. Der wahrscheinlich harmloseste Politiker, den die krachlederne Haudrauf-Partei CSU je hervorgebracht hat.

Schmid hat 2007 als kleiner Staatssekretär im Verwaltungsrat der Bayerischen Landesbank für den desaströsen Kauf der Pleitebank HGAA gestimmt. Parteigrößen wie Edmund Stoiber, Erwin Huber oder Günther Beckstein hatten den Deal unterstützt. Doch sie sind lange nicht mehr im Amt. Schmid schon. Deshalb fordern nun zahlreiche CSUler seinen Kopf. Es wäre ein Bauernopfer. Mehr nicht. Der studierte Jurist und erfahrene Kommunalbeamte aus Donauwörth, seit 1990 im Landtag, später Staatssekretär im Sozial- und im Innenministerium, leitet seit 2007 recht unauffällig die Landtagsfraktion der CSU. Unter Schmids Vorgängern war die Fraktion einmal ein echtes Machtzentrum in der Partei. Seit Schmid im Amt ist, können sich die Abgeordneten nur noch selten gegen die Mächtigen in Staatskanzlei und Parteizentrale durchsetzen. Einmal gelang es Schmid, ein ultrastrenges Rauchverbot durchzuboxen. Dann wurde Horst Seehofer Ministerpräsident und Parteichef. Eilig kassierte er Schmids Gesetz.

Der große Machtpoker scheint Schmid nur wenig zu interessieren. Dafür überkommt ihn manchmal bei einem Vortrag die Begeisterung über seine eigenen Sätze. Dann wird seine Stimme weich, fast singend. Seehofer hat er damit bislang nicht beeindruckt. Der hat nun verkündet, Schmids Posten stünde bei der Klausur in Kreuth nicht zur Debatte. Doch beim Treffen der Landtagsfraktion kommende Woche wird eine brisante Umfrage über die CSU hereinbrechen. Darin wird die ehemalige "50 Prozent plus x"-Partei wohl unter 40 Prozent fallen. Dann könnte der Ärger der Abgeordneten hervorbrechen, auch gegen Parteichef Seehofer. Um sich Luft zu verschaffen, braucht der dann schnell ein harmloses Bauernopfer. Einen wie Schmid. Alle anderen sind schon zurückgetreten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.