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Neue FunktionGoogles unheimliche Verfolger-Werbung

Mit Hilfe des sogenannten Remarketings erfasst Google nun Besuche auf Websites, um sie später für die Einblendung von Reklame auszubeuten. Das soll mehr Klicks bringen.

Nutzt seinen Informationsberg für seine Geschäftszwecke: Google. Bild: dpa

Dass Google enorme Datenmengen sammelt, wissen viele User - beispielsweise werden alle Suchanfragen neun Monate lang ohne jegliche Anonymisierung der abfragenden Adresse vorgehalten. Unheimlich wird es allerdings für die meisten User erst dann, wenn sie merken, dass der Internet-Riese den Informationsberg auch für seine Geschäftszwecke ausnutzt.

Das jüngste Beispiel hört auf den schönen Namen "Remarketing" ("erneute Bewerbung") und ist eine neue Funktion für Googles Werbekunden, die seit Donnerstag offiziell im Produktionsbetrieb ist. Sie nutzt die Tatsache aus, dass Googles Anzeigen inzwischen auf fast jeder größeren Website vorhanden sind. "Werbetreibende können mit Remarketing ganz einfach den Kontakt mit Internetnutzern intensivieren", heißt es dazu in der Beschreibung enthusiastisch.

Die Idee: Der Werbetreibende baut in seiner Website einen Google-Code ein, der den Nutzer erkennt. Surft dieser dann irgendwo anders im Web, werden ihm ab sofort regelmäßig Botschaften von der einmal besuchten Seite gezeigt. "Über eine Million Partnerseiten" lässt sich der User so gegebenenfalls verfolgen, nur weil er einmal die Website des Werbetreibenden angeklickt hat. Außerdem kombiniert Google das Remarketing mit seinen anderen Angeboten: Hat der Werbetreibende beispielsweise einen eigenen YouTube-Kanal, gilt dessen Aufruf ebenfalls als Interessensbekundung an der Reklame des Google-Kunden.

Das Remarketing, das in der Google-Werbung als "hervorragendes Instrument" zur Nutzeransprache beworben wird, ist dabei eine Art Miniform der umstrittenen interessensbasierten Anzeigen, die Google seit einem Jahr anbietet. Dabei erfasst der Internet-Riese die Interessen eines Nutzers, in dem er dessen Aktivitäten über all jene Seiten hinweg verfolgt, auf denen Google-Anzeigen platziert wurden. Bei Google heißt es stets zu diesen Werbeformen, dass sie ja nie einzelne Personen identifizierbar machten, sondern nur den Browser eines Nutzers. Das seien "keine personenbezogenen Daten".

Links lesen, Rechts bekämpfen

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6 Kommentare

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  • BJ
    Big Jim

    Das wissen wir ja schon länger:

    auf der einen Seite ist es super, daß Google (oder wer auch immer) mir die auf mich zugeschnittene Information (Werbung) liefert.

    Auf der anderen Seite bin ich damit komplett verfolgt und beobachtet. In der DDR wurde das als böse angesehen.

     

    Was ist nun wichtiger?

     

    Daß so etwas zur Finanzierung des Netzes nötig ist, ist noch ein anderer Aspekt.

     

    Grüße

  • S
    SamVimes

    Ich mag zwar werbung nicht wirklich, aber die google-werbung ist noch die erträglichste. Und wie Rod schon gesagt hat - irgendwie muss sich das Netz ja finanzieren.

    Einen intressanten Artikel zu Werbeblockern gibt es auch hier: http://www.spiegel.de/netzwelt/web/0,1518,683579,00.html

  • R
    Rod

    Das Geschäftsmodell von Google ist die logische Konsequenz aus dem Verhalten der Internetnutzer. Im Internet gilt eine hartnäckige Kostenlos-Mentalität. Kaum ein Nutzer ist bereit für irgendwelche Inhalte und Dienste im Internet zu bezahlen. Ein Internetauftritt kostet aber Geld, angefangen von den Kosten für den Webserver und den Traffic bis zur Bezahlung von Bildquellen, Leistungen eines Grafikers, eines Webprogrammierers (kaum ein User akzeptiert heute noch rudimentäre HTML-Seiten) und schließlich Texterzeugnisse von Journalisten.

     

    Wenn die Internetnutzer nun nicht bereit sind Geld für die Inanspruchnahme von Diensten zu zahlen, dann sollen sie gefälligst etwas anderes dalassen, das man monetarisieren kann. In dem Fall sind es die zurückgelassenen Datenspuren.

     

    Ich selbst betreibe Internetseiten und Google-Werbung ist das einzige, mit dem man wenigstens einen Teil der Serverkosten wieder hereinbringen kann.

     

    Werbung und Datenerfassung kann man mit verschiedenen Browsererweiterungen blockieren. Ich gestalte meine Webseiten jedoch so, dass sie entweder nicht angezeigt werden wenn etwas geblockt wird, oder ich integriere Werbung in eingebettete Youtube-Videos wo man sie nicht blocken kann, verwende Sessions anstelle von Cookies, schreibe nicht blockier und nicht löschbare Flash-Cookies usw. Immer wenn Surfer eine neue Masche finden ihre Gegenleistung für die Nutzung von Internetseiten zurückzuhalten finde ich einen Weg mir trotzdem zu holen, was mir zusteht. Falls es mir nicht gelingt, google gelingt es auf jeden Fall.

     

    Erst wenn sich das Anbieten von Internetdiensten aus Entgelten der Nutzer zumindest refinanziert wird das aggressive Werben ein Ende haben. Aber der durchschnittliche Surfer will sogar Werbung. Ich habe Seiten im Netz, die bei Zahlung einer Mitgliedsgebühr werbefrei und ohne Datenerfassung sind. Das wird aber nur wenig genutzt. Daher gehe ich davon aus, dass die meisten Nutzer die Werbung als willkommenen Zusatznutzen betrachten. Je genauer auf die Bedürfnisse des Nutzers abgestimmt desto besser.

     

    Ich muß zugeben, dass ich selbst schon interessante Links durch Google-Anzeigen erhalten habe, die durch mein Surfverhalten auf mich persönlich abgestimmt waren.

  • OL
    old lady

    Das ist mir auch schon aufgefallen und nervt ganz schön ! Habe mir deshalb als addon "readability! auf meinen browser geladen und kann die Werbung mit einem Klick eliminieren! Da macht das ganze surfen wieder mehr Spass.

  • F
    Feirefitz

    Dafür gibt es doch die Kommentarfunktion ;-)

     

    Lösungsansatz 1:

    Tor und Privoxy verwenden.

    Vgl.:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Tor_%28Netzwerk%29

     

    Lösungsansatz 2:

    Sich einen Browser zulegen, der Add-Ons zulässt, entsprechende Werbeunterdrückungssoftware installieren.

  • R
    reader

    und warum schreibt Ihr nicht gleich, was dagegen zu tun ist?

     

    Das ist alles aber kein Qualitätsjournalismus!