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AfghanistanKundus Taliban Chef getötet

Bei einem US-Luftangriff soll der Taliban-Chef von Kundus und seine Begleiter in ihrem Fahrzeug getötet worden sein. Die Nato nennt keine Namen.

Kampfjet der US Air Force in Afghanistan. Bild: ap

KUNDUS/KANDAHAR dpa | Nach offiziellen afghanischen Angaben ist am Montag der Kommandeur der Taliban für die Provinz Kundus getötet worden. Mullah Yar Mohammad alias Mullah Noor Mohammad sei erst kürzlich von den Taliban als "Schatten-Gouverneur" der Provinz eingesetzt worden, sagte der Regierungs-Gouverneur von Kundus, Mohammad Omar.

Neben dem Kommandeur seien vier weitere Aufständische bei dem US-Luftangriff im Distrikt Archi rund 30 Kilometer nordöstlich von Kundus Stadt ums Leben gekommen, so Omar. Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte dagegen ohne Nennung von Namen mit, ein hochrangiger Taliban-Kommandeur in Kundus und zwei seiner Berater seien bei einem Luftschlag auf ihr Fahrzeug in einem ländlichen Gebiet gestorben. Mohammad stammte nach Omars Angaben aus der süafghanischen Taliban-Hochburg Helmand.

In der Provinz Kundus waren am Karfreitag drei deutsche Soldaten in einem Hinterhalt der Taliban getötet worden. Bei einer Operation in der Nachbarprovinz Baghlan waren vor knapp zwei Wochen vier Bundeswehr-Soldaten bei einem Anschlag und unter Beschuss gestorben. Die Nato-geführte internationale Isaf-Truppe teilte mit, der Taliban-Kommandeur sei "an allen Aspekten der Militäroperation (der Aufständischen) in der Provinz Kundus" beteiligt gewesen. Er sei verantwortlich dafür gewesen, Zielprioritäten zu setzen, Waffen zu verteilen und Angriffe gegen ausländische und afghanische Sicherheitskräfte zu leiten.

Mohammads Vorgänger, Mullah Abdul Salam, war nach offiziellen afghanischen Angaben im vergangenen Februar in Pakistan festgenommen worden. Pakistan hat das nicht offiziell bestätigt. Die Taliban haben inzwischen für die meisten der 34 afghanischen Provinzen "Schatten-Gouverneure" eingesetzt, die die Aufständischen dort führen.

Die Bundeswehr fliegt selber keine Luftangriffe in Afghanistan, kann solche aber anfordern. Auf Befehl der Bundeswehr hatten US-Kampfjets im vergangenen September zwei von den Taliban gekaperte Tanklastzüge bombardiert. Dabei waren neben Aufständischen auch Zivilisten getötet worden.

Die Isaf teilte am Montag mit, acht Taliban-Kämpfer hätten in Baghlan ihre Waffen niedergelegt und sich den afghanischen Sicherheitskräften gestellt.

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4 Kommentare

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  • N
    Namenloser

    @Bernhard Sesterheim.

    Es geht um die Dauer. Nicht nur ich denke, dass die NATO den Einsatz in Afghanistan militärisch und politisch bereits verloren hat. Es wird aber noch sehr lange dauern bis das offiziell zugegeben und mit dem tatsächlichen Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan abgeschlossen wird. - Mit dem Hinziehen von aussichtslosen Kriegen hat Deutschland allerdings Erfahrung.

  • L
    Laila

    @Bernhard Sesterheim: Dem Sinn nach hat er recht.

    Wobei ich selbst den Krieg in Afghanistan eher mit der Entwicklung des Krieges in Vietnam vergleiche.

     

    Mich erinnert vor allem die Kriegspropaganda der deutschen politischen Parteien (ausser der Linken!)an die Zeit des 2. Weltkrieges. Damals wurde auch gelogen, dass sich die Balken bogen. Erfolgreich. Die Nazi-Lüge vom Präventivkrieg gegen die Sowjetunion schwirrt heute noch in manchen Köpfen.

    Heute ist jedes Wort ihrer Kriegsbegründung gelogen. Jedes.

    Schöne Grüße.

  • BS
    Bernhard Sesterheim

    @Namenloser

    Mit Verlaub, es gehört sehr viel Phantasie dazu, den Afgh.Einsatz der NATO bzw. der BW mit dem Russlandfeldzug der Deutschen Wehrmacht in Russland zu vergleichen. Es wäre ungefähr dasselbe, würde man die Flamme einer Kichrenkerze mit einer Atombombenexplosion a la Hiroshima gleichsetzen!

  • N
    Namenloser

    Die NATO und die Bundeswehr werden ihren Einsatz in Afghanistan früher oder später verloren geben. Das kann noch lange dauern. Besonders die Deutschen wissen, wie lange sich das hinziehen kann. Nach dem Scheitern der Operation Barbarossa im Dezember 1941 vor Moskau hat es noch über vier Jahre bis zur endgültigen Kapitulation im Mai 1945 gedauert. Die Schrecken des Krieges fallen in genau diese vier Jahre. Keine guten Aussichten...