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Veröffentlichung im NPD-VerlagBund spricht mit "Deutscher Stimme"

Ein Mitarbeiter des Militärhistorischen Museums Dresden veröffentlichte ein Buch über das Weltkriegsende beim NPD-Verlag in Riesa. Konsequenzen gab es dafür bisher nicht.

Militärhistorisches Museum in Dresden. Bild: dpa

Zahlreiche Bücher hat der Waffenexperte Wolfgang Fleischer schon über die deutsche Wehrmacht und ihre Waffentechnik veröffentlicht, größtenteils im Dörfler-Verlag. Darunter auch ein Titel über „Das letzte Jahr der Waffen-SS“. Auf sein jüngstes Werk „Sachsen 1945“ wären wohl auch nur seine zahlreichen Leser aufmerksam geworden, hätte er es nicht im NPD-Verlag „Deutsche Stimme“ in Riesa erscheinen lassen. Damit stürzt Fleischer seinen Arbeitgeber, das Militärhistorische Museum Dresden, in große Verlegenheit.

Im Buch geht es um die letzten Kämpfe des zweiten Weltkrieges auf sächsischem Boden. Im Werbetext des Verlags ist von „Gräueltaten der Roten Armee“ die Rede, die „den Widerstandsgeist der deutschen Truppen bis zum äußersten anheizten“. Den Leser erwarten „Geschichten von Heldentum und Mut; Wahnsinn und Leid“.

Dennoch kann Museumsleiter Oberstleutnant Matthias Rogg nach einer ersten Durchsicht keine rechtsextremen oder volksverhetzenden Inhalte erkennen. Rogge stellte aber klar, dass er sich vom Verlag und von Fleischers Interview mit der rechten „Deutsche Militärzeitung“ distanziere. Die weitere Prüfung des Falles übernehmen die Wehrbereichsverwaltung Strausberg und das Militärgeschichtliche Forschungsamt Potsdam. Fleischer wird vorerst nicht vom Dienst suspendiert.

Das Buch erschien bereits Anfang 2007 unter dem Titel „Das Kriegsende in Sachsen“. Für den DS-Verlag hat Fleischer es gemeinsam mit seinem Kollegen Roland Schneider neu bearbeitet, erweitert und illustriert. Dem Vernehmen nach hat er auch diese Arbeit pflichtgemäß genehmigen lassen. Möglicherweise wusste jedoch ein Bundeswehmitarbeiter mit der „Edition Tyr“ des DS-Verlages nichts anzufangen. Verlags-Geschäftsführer Henrik Ostendorf lässt durchblicken, dass die Initiative zur Zusammenarbeit von ihm ausging. „Der Mann ist so gut, dass er sich vor Aufträgen nicht retten kann“, sagte er der taz. Der DS-Verlag handelt weitere 22 teils vergriffene Titel des Autors.

Fleischer ist bereits seit 1972 ziviler Mitarbeiter des damaligen Armeemuseums. Er war auch Mitglied der Historikerkommission zu den Luftangriffen auf Dresden am 13. und 14. Februar 1945. Mit seinen nachgestellten Versuchen trug er wesentlich dazu bei, Irrtümer über angebliche Tieffliegerangriffe auf die Elbwiesen auszuräumen. Die Zusammenarbeit mit ihm sei „konstruktiv und erfolgreich“ gewesen, sagt Kommissionschef Prof. Rolf-Dieter Müller, der zugleich das Militärgeschichtliche Forschungsamt der Bundeswehr in Potsdam leitet.

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30 Kommentare

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  • B
    Beobachter

    Die Fragen die sich stellen sind doch:

     

    1. Ist eine Publikation im DS-Verlag mit dem Treueverhältnis eines Beamten zum Staat bzw. mit der Pflicht zum Eintreten für die freiheitliche demokratische Grundordnung iSd SG vereinbar?

     

    2. Laut der Presse hat Fleischer das Buch seinem Dienstherren zur Genehmigung angezeigt. Wer in der Bundeswehr hat hier geschlafen?

     

    3. Warum ging das Museum erst nach einer Meldung der Bild Dresden an die Öffentlichkeit, wo doch spätestens ab Mai 2010 bekannt war, dass das Werk im Verlag der NPD veröffentlicht wurde?

     

    4. Warum hat der MAD, dem die Frage 1. Ende Mai 2010 gestellt wurde sich bis heute nicht dazu geäußert?

     

    Wir können nur hoffen, dass es nun nicht nur bei einem Sturm im Wasserglas bleibt und die Sache nicht unter den Teppich gekehrt wird.

     

    http://lampersdorf.wordpress.com/2010/08/01/die-causa-%E2%80%9Esachsen-1945%E2%80%9C/

  • R
    rene

    warum das ein problem ist?

     

    der verlag "deutsche stimme" ist ein neofaschistischer verlag. seine publikationen belegen das inhaltlich in reicher zahl. die gleichnamige zeitung wird vom verfassungsschutz beobachtet, gegen den verlag liefen bereits vor jahren ermittlungen wegen des verdachtes auf volksverhetzung.

     

    man kann all dies tolerieren mit dem argument der meinungsfreiheit. ich denke sogar, man sollte das tun.

     

    ein autor allerdings, der in einem solchen verlag publiziert, nimmt wissentlich in kauf, das mit seiner publikation gewinn erwirtschaftet wird, der in die verbreitung neofaschistischen gedankengutes reinvestiert werden wird. er unterstützt aktiv neofaschistisches handeln & denken.

    sofern es sich dabei um die privatperson w. fleischer handelt, ist das seine sache.

    sofern es sich um den mitarbeiter des militärhistorischen museums der bundeswehr w. fleischer handelt, kann soetwas aus meiner sicht nicht akzeptiert werden.

     

    deshalb ist das ein problem.

  • FF
    fdp freund

    Was soll da was schlimmes sein wenn ein Buch in einem Museum vorstellt? Man kann aus jeder Mücke ein Elefant machen.

  • N
    Nobilitatis

    Kommentar nicht veröffentlicht, irreführende Überschrift beibehalten, wohin wird das die taz bringen?

    Und was hält der Leser davon, wenn er veralbert wird?

  • SS
    Sandra Schmitz

    Gab es etwa keine Gräueltaten der roten Armee, oder was möchten Sie suggerieren ?

  • S
    Seim

    Das muss ja alles einen bestimmten Grund haben. Der liegt sicher nicht im ideologischen, sondern im demokratischen Bereich.

     

    Genau wie man gewisse Bücher über Che Guevara bei Thalia nicht kaufen kann. Da sollte man im Übrigen auch nicht kaufen.

     

    Der kleine Buchladen um die Ecke tuts auch.

  • N
    Nobilitatis

    Und an welcher Stelle taucht jetzt die Tatsachenbehauptung in der Überschrift auf? Sind Sie sich über die presserechtlichen Konsequenzen im Klaren?

  • S
    Sebastian

    Zum Glück haben wir in Deutschland freie Meinungsäußerung. Hoffen wir das niemals die Sozialisten an die Macht kommen. Dann wird's dunkel hier!

  • M
    MvD

    fällt mir auch schwer irgendetwas daran auszusetzen, dass dieser mann ein buch geschrieben hat

    ok, von diesem verlag hätte ich mein buch nicht veröffentliche lassen - aber wir leben ja in einem freiheitlich demokratischen rechtsstaat

     

    leider versteh' ich den sinn des artikels nicht

  • L
    Luftschloss

    Ein Sturm im Wasserglas!

  • RD
    Rolle der 1.

    Na, so weiß mensch doch wenigstens was von diesem Autor zu halten ist.

  • D
    Dirk

    Da hat der Redakteur wieder einmal einen ganz fürchterlichen und schlimmen Fall aufgedeckt... Zum Glück haben wir die taz-Warte, die alles unter die Lupe nehmen...

  • CH
    Constanze Hauf

    Wie kann es bitte angehen, einem doch historisch versierten Menschen, dem der Status des Pirnaer Verlages doch durchaus bewusst sein muss, nach solchen Aktionen weiterhin zu trauen? Die Laudatio auf seine Arbeit in der Historikerkommission zu den Luftangriffen auf Dresden ist für mich eine Farce. Schön, dass er darin so viel Verantwortung hatte. So kann man wunderbar eine Statistik erschaffen, der man vor allem selbst am meisten trauen kann!

  • J
    Judikative

    sorgt euch nicht der mangelden konsequenzen. dieser bedarf es nicht. es besteht kein verstoß gegen rechtsnormen .

  • R
    Rainer

    Fazit: Sachlich und inhaltlich ist Fleischer überhaupt nichts vorzuwerfen. Es ist nur der 'falsche' Verlag.

    Mit anderen Worten: Es handelt sich um die übliche, wohl bekannte Mobbingstrategie im Kampf gegen Rechts ™

  • RD
    Richard Detzer

    Plattitüden in der Nazi-Verfolgung führen leicht dazu, daß wir uns immer wieder neu in einer Sozi-Hetzdiktatur zuhause fühlen müssen. Eine solche Form der Umsozialisierung sollte in Deutschland unmöglich sein. Deshalb werden wir das komplette System der Falschverurteilerei, der vorauseilenden Gehorsamshetze und der ideologischen sowie religiösen Wesensverurteilung neu überdenken müssen.

  • S
    Sondermann

    Ich plädiere hier für Gelassenheit und Toleranz. Natürlich ist es rechtsradikaler Unfug, solche Wehrmachts-Heldenmythen zu verbreiten. Aber davon kommt niemand zu schaden. Es würde hingegen unserer Demokratie schaden, wenn rechtsextreme Dummköpfe mit Publikationsverboten belegt würden. Nur so können sie im Untergrund agieren und werden dadurch schwer greifbar. Durch die öffentliche Publikation besteht aber die Chance auf einen öffentlichen Diskurs über Sinn und Unsinn von Heldentaten.

  • M
    Martin

    Als ist die Story schon 3 Jahre alt und nur weil etwas in einem NPD-nahen Verlag erscheint, ist es nicht gleich verboten. Ich sehe hier eher im Vordergrund, ob in dem Buch etwas drinsteht, dass Verfassungsfeindlich ist. Darüber kann ich im Artikel nichts finden.

  • S
    Sascha

    ja und was ist denn jetzt daran so falsch? nur weil er das buch im falschen verlag verlegt hat? ich verstehe die aufregung immer noch nicht???

  • O
    Oliver

    ... und was will uns dieser Artikel sagen?

     

    ändert sich der Inhalt eines Buches je nach Verlag? ganz offensichtlich, sonst hätte man ja nicht drüber schreiben müssen.

     

    Gab es keine Deutschen Helden? scheinbar ist es verwerflich dies zu behaupten.

     

    Gab es keine Grausamkeiten der Roten Armee? offenbar ist man gleich ein Rechter Blender wenn man das behauptet.

     

    Ich mag die TAZ aber nicht wegen der hier zur schaugestellten Oberflächlichkeit.

  • V
    vic

    Dumpflektüre von Dumpfbacken für Dumpfbacken.

    Wovon wird dieses "Museum" eigentlich bezahlt?

  • R
    Rolf

    Nazis im Militärmuseum in Deutschland. Prima! Diesem Herrn muss fristlos gekündigt werden...

  • A
    Anon

    Die Welt geht davon sicher unter..

  • AH
    A. Hynckel

    Na also ... wo ist das Problem?

  • A
    atypixx

    Wo ist das Problem? Es gab nun mal ekelhafte Verbrechen an der deutschen Zivilbevölkerung. Bedenklich ist doch vielmehr, dass sich außer der Vollpfosten-Partei NPD offenkundig sonst niemand traut, das offensiv zu verkünden.

  • S
    skate_hobbit

    Oh Oh, hier ist wieder höchster Nazialarm gegeben:

     

    "...nach einer ersten Durchsicht keine rechtsextremen oder volksverhetzenden Inhalte erkenne"

    Aber der TAZ passt der Verlag nicht. Ich fordere Menschenketten...

    Ironie -off-

  • S
    Serbenliebchen

    Na und, wo sollte man solch einen Schund denn sonst veroeffentlichen. Lasst den Ewiggestrigen doch ihren Spass. Und sowieso,keine Perspektive ohne Retrospektive ;-)

    Also immer schoen die Gruenen waehlen dann kann man bald wieder ueber zeitgenoessische Kriege berichten - sogar in Farbe ;-)

  • SZ
    Sun Zu

    Nicht jeder Militär Freak ist auch gleich ein Nazi.

    Auch wenn beider Interessen sich im WK2 überschneiden.

     

    Nur weil er den bösen Jungs interviews gibt, soll er auch ein böser Junge sein? Oder weil er mit einem fragwürdigen Verlag zusammenarbeitet? Hat ihn mal jemand gefragt, was er sich dabei gedacht hat?

     

    Man darf ja wohl auch noch gegen Atomkraft sein,

    ohne gleich auch ein Grüner zu sein, oder?

  • A
    A.Grech

    > Konsequenzen gab es dafür bisher nicht

     

    Ja und? Wo ist überhaupt das Problem?

  • P
    Peter

    Habe grade ausversehen zwei Artikel miteinander vermischt, bitte das vorige Kommentar von mir löschen.

     

    Der Mitarbeiter wird wohl gewusst haben dass es ein Naziverlag ist.