Jugendminister Charles Blé Goudé: Gbagbos Scharfmacher
Der Jugendminister der illegalen Regierung in der Elfenbeinküste ist bekannt für seine Ausländerfeindlichkeit. Charles Blé Goudé sieht sich als Leitfigur der antikolonialen Widerstandes.
BERLIN taz | Wenn es um Kriegshetze in der Elfenbeinküste geht, ist auf Charles Blé Goudé Verlass. Der Jugendminister in der illegalen neuen Regierung von Laurent Gbagbo, dem uneinsichtigen Verlierer der Präsidentschaftswahl vom November, rief am Samstag in Abidjan zum "Kampf" zur "totalen Befreiung unseres Landes" auf. "Alle Ivorer" sollten sich zu diesem Kampf bereithalten.
Mit "Ivorern" meint Blé Goudé nur einen Teil der Bevölkerung der Elfenbeinküste. 1972 im westivorischen Niagbrahio geboren, gehört er zu jenen Intellektuellen, für die das Problem der Elfenbeinküste darin besteht, dass zu viele westafrikanische "Ausländer" dort leben, und zu diesen Ausländern gehöre auch ein Großteil der Bevölkerung des Nordteils des Landes, der jetzt für Gbagbos Gegner Alassane Ouattara stimmte.
Für die ausländerfeindliche Ideologie der "Ivoirité" ist Blé Goudé der bewaffnete Arm. Als 2002 der Norden der Elfenbeinküste in den Aufstand gegen die Regierung Gbagbo im Süden trat, gründete Blé Goudé die Gbagbo-treue Miliz "Junge Patrioten", die im Süden des Landes Regimegegner und "Ausländer" jagte. 2004 führten sie antifranzösische Massenproteste an.
Seitdem sieht sich Blé Goudé als Leitfigur des antikolonialen Widerstandes. Nicht wenige sehen in seinen "Jungen Patrioten" allerdings eher ein ivorisches Pendant zu den berüchtigten "Interahamwe", die in Ruanda 1994 zusammen mit der Armee den Völkermord an 800.000 Tutsi verübten.
Die "Jungen Patrioten" haben trotz Friedensprozess ihre Waffen nicht abgegeben, und Blé Goudé ist nach wie vor ihr Führer. In einem Interview erklärte Blé Goudé 2004, Hitler und Milosevic seien keine schlechten Menschen gewesen.
Vor seiner politischen Karriere war Blé Goudé Führer des ivorischen Studentenverbands Fesci, wo sich die Intellektuellen der Elfenbeinküste versammeln. Er verwandelte den Fesci in eine Schlägertruppe, deren Mitglieder von ihren Gegnern heute als "Fescisten" beschimpft werden.
Sein Vorgänger als Fesci-Präsident war ausgerechnet Guillaume Soro, Führer der nordivorischen Rebellen und heute Premierminister des Wahlsiegers Ouattara.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei