Vom Abstieg bedroht: Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft

Der VfL Osnabrück beendet die Saison in der 2. Fußball-Bundesliga auf dem 16. Platz. Nun entscheidet die Relegation über den Klassenerhalt. Damit kann der VfL die nächste Saison nicht planen.

Zuversicht geht anders: VfL-Spieler Jan Tauer nach dem Sieg gegen Ingolstadt. Bild: dpa

OSNABRÜCK taz | Die Uhr zeigt 13.40 Uhr, und die Lethargie bei den Osnabrücker Fans, die sich im Kulturzentrum Lagerhalle versammelt haben, ist verschwunden. "Hinein, hinein" erschallen die Sprechchöre vor den drei Leinwänden und drei Fernsehgeräten, vor denen sich an diesem Sonntagnachmittag die Fans drängen.

Die Anfeuerung gilt Sebastian Tyrala, der gerade in Ingolstadt einen Freistoß für den VfL Osnabrück schießt. Das Auswärtsspiel an diesem letzten Spieltag entscheidet darüber, ob Osnabrück in der zweiten Fußball-Bundesliga bleibt.

Ein Sieg muss her, um den Relegationsplatz zu sichern oder bei einem entsprechenden Punktverlust in Karlsruhe sogar aus der Abstiegszone zu klettern.

In der Lagerhalle herrscht anfangs angespannte Stille, nun aber kehren die Emotionen zurück. Noch vor zwei Monaten wurde die eigene Mannschaft im Stadion an der Bremer Brücke von den Anhängern gnadenlos ausgepfiffen.

Zu unengagiert traten die Spieler auf. Erfolglosigkeit verzeihen die Osnabrücker, aber nicht das kampflose Abrutschen Richtung Abstiegsplätze. Am letzten Spieltag der Saison sind die Fans wieder da. An zahlreichen Orten in der Stadt verfolgen sie das Auswärtsspiel gegen Ingolstadt. Auch auf dem Stadtfest Maiwoche wird Public-Viewing angeboten.

Dabei geht es für den Verein um sehr viel mehr als um die Akzeptanz der Fans. Seit Jahren pendelt der VfL zwischen zweiter und dritter Liga hin und her. Der Ruf, eine Fahrstuhlmannschaft zu sein, verfestigt sich.

Das größte Problem ist nun, dass Sportdirektor Lothar Gans nur schwer für die nächste Spielzeit planen kann, wenn erst in der Relegation entschieden wird, in welcher Spielklasse die Lila-Weißen nach dem Sommer antreten werden.

Auch im letzten Jahr gab es diese Schwierigkeit: Spieler, die der VfL für die Saison in Liga Zwei gerne engagiert hätte, standen dem Markt nicht mehr zur Verfügung, als der Aufstieg erreicht wurde.

In diesem Jahr ist es so, dass nur die wenigsten Verträge mit den aktuellen Spielern auch für die dritte Liga gelten würden. Dabei müsste in Osnabrück statt der Last-Minute-Einkäufe endlich einmal eine Mannschaft entstehen, die die Chance hat, sich zu finden und längerfristig zusammen zu bleiben.

Mit dem neuen Trainer Heiko Flottmann geht die Vereinspolitik bereits in die richtige Richtung. Der Leiter des Nachwuchszentrums des VfL setzt seit seinem Amtsantritt besonders auf Jungprofi Christian Pauli. Der bedankte sich für das Vertrauen des Coaches und schoss bereits sein erstes Tor.

Das entscheidende Tor am Sonntag schoss Sebastian Tyrala in der 35. Minute: Der VfL gewann gegen Ingolstadt mit 1:0. Karlsruhe aber gewann auch. Nun muss Osnabrück in die Relegation gegen den Dritten aus Liga Drei. Dort wartet dann mit Dynamo Dresden ein spielstarker Gegner.

Außerdem hat der VfL schlechte Erfahrungen mit diesen spielklasseübergreifenden Duellen. Der letzte Abstieg ist gerade mal zwei Jahre her und erfolgte in der Relegation gegen Paderborn. Dass in Ingolstadt am letzten regulären Spieltag erst der zweite Auswärtserfolg erreicht werden konnte, zeigt aber auch, dass die Niedersachsen am Ende der Saison zu Recht auf Platz 16 stehen.

Mit der 3. Liga wäre die Peinlichkeit verbunden, mit dem jüngst aufgestiegenen Rivalen aus der Nachbarstadt Münster in der selben Spielklasse antreten zu müssen.

Keine guten Aussichten also für die VfL-Fans, die am Sonntag um 15.15 Uhr wieder in ihre Duldungsstarre verfielen. Am kommenden Freitag um 20.30 Uhr muss der VfL zunächst in Dresden antreten. Am 24. Mai um 20.30 Uhr hat Osnabrück dann im Rückspiel das Heimrecht.

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