Führungsstreit bei Amnesty International: Lüke fühlt sich diskriminiert

Amnesty-Generalsekretärin Monika Lüke wehrt sich gegen ihren Rauswurf: Ihre Mutterschaft habe dem Vorstand nicht gepasst. Der sieht das ganz anders.

Sie wehrt sich: Monika Lüke glaubt an einen rechtwidrigen Rauswurf. Bild: dpa

Köln taz |Die Feierlaune ist gründlich verflogen. Auf ihrer heute in Köln beginnenden Jahresversammlung stehen der deutschen Sektion von Amnesty International hitzige Debatten ins Haus. Die Veranstaltung wird überschattet von dem Streit über Generalsekretärin Monika Lüke. Das 50-jährige Bestehen hätte die Menschenrechtsorganisation wohl gern anders begangen.

Lüke, erst seit zwei Jahren im Amt, wehrt sich gegen ihre überraschende Freistellung mitten im Mutterschutz. Vor einer Woche hatte der noch amtierende Amnesty-Vorstand ihr mitgeteilt, dass sie mit sofortiger Wirkung von allen Aufgaben entbunden sei. Die Begründung: ein gestörtes Vertrauensverhältnis.

Doch das hält Lüke für vorgeschoben, sie spricht von einer „rechtswidrigen und rufschädigenden Maßnahme“. Sie glaubt, ihre vor rund einem Monat geborene Tochter sei der eigentliche Grund der anvisierten Trennung. „Wenn ich nicht im Mutterschutz gewesen wäre, dann wäre ich nicht von meinen Aufgaben entbunden worden, davon bin ich überzeugt“, sagte Lüke gegenüber Spiegel Online.

Diesen Vorwurf weist der Vorstand zurück. „Der Vorstand hat zu jeder Zeit die Rechte von Monika als Angestellter wie als Mutter geachtet und beachtet“, schreibt Amnesty-Vorstandssprecher Stefan Keßler in einem Brief an die Mitglieder, der der taz vorliegt. Tatsache sei aber, dass „in den letzten zwei Jahren viele unerfreuliche Diskussionen“ mit Lüke über die Führung der Sektion hätten geführt werden müssen. „Diese Differenzen gehen weit in die Zeit vor Monikas Schwangerschaft zurück und betreffen keineswegs ihre Mutterschaft“, so Keßler. Der Vorstand strebe weiter "eine einvernehmliche Auflösung des Arbeitsverhältnisses an".

Lüke hat nach eigenen Angaben bis heute keine konkrete Begründung für die Auflösung ihres Arbeitsverhältnisses bekommen, sagte sie Spiegel Online. An der Amnesty-Basis ist die Meinung geteilt. Etliche Mitglieder haben entrüstete Mails geschrieben. Nicht wenige unterstützen aber den Kurs ihrer ehrenamtlichen Frontleute, sprechen von einem überfälligen "Befreiungsschlag".

Der Konflikt habe sich schon länger zugespitzt, heißt es aus Mitgliederkreisen. Bereits nach einem halben Jahr sei die anfangs positive Stimmung "völlig umgekippt". Lüke sei als Generalsekretärin "eindeutig überfordert" gewesen, sagt ein engagiertes Mitglied. Auch wenn die Jahresversammlung, an der Lüke nicht teilnimmt, "ziemlich hitzig" werden dürfte, geht er davon aus, dass eine deutliche Mehrheit die Entscheidung des Vorstands stützen werde.

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