Kommentar Rekommunalisierung: Wider besseres Wissen

Wo die Zeit stehen geblieben ist: Wenn sich die Vattenfall- und Eon-Betriebsräte hinstellen und behaupten, dass eine hundertprozentige Netzübernahme die Arbeitsplätze gefährdet, ist das falsch.

Gewerkschaften sind im Allgemeinen dazu da, etwas zu fordern, um etwas zu verändern - sollte man denken. Beim Fachbereich Energie von Ver.di und der IG Metall Hamburg scheint indes die Zeit stehen geblieben zu sein. Sie rufen auf, etwas nicht zu tun - nämlich das Volksbegehren "Unser Hamburg - unser Netze" per Unterschrift zu unterstützen.

Dabei wird völlig außer Acht gelassen, dass in den Grundsatzprogrammen beider Organisationen die Vergesellschaftung der Schlüsselindustrien als Kernformel für eine bessere sozialere Gesellschaft festgeschrieben ist. Und wenn sich die Vattenfall- und Eon-Betriebsräte hinstellen und behaupten, dass eine hundertprozentige Netzübernahme die Arbeitsplätze gefährdet, ist das schlichtweg falsch.

Gerade bei Vattenfall sind nach der Übernahme der städtischen HEW durch den schwedischen Konzern Arbeitsplätze weggefallen und in der Netzsparte hat die Arbeitsverdichtung ernorm zugenommen. Viele Mitarbeiter stehen daher einem Wechsel zu Hamburg Wasser durchaus positiv gegenüber, wenn das nicht automatisch eine Absenkung der Tarife auf Ver.di-Niveau bedeuten würde.

Denn klar ist: Soll der zügige Ausstieg aus der Atomkraft Realität werden - was Ver.di und IG Metall fordern - und der Einstieg in erneuerbare Energien keine Floskel bleiben, müssen die Netze re-kommunalisiert werden.

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Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

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