Nach Geiselnahme in Afghanistan: Sieben Minenräumer enthauptet

28 Minenräumer waren am Mittwoch entführt worden. Sieben von ihnen fand man nun tot. Die Taliban streiten jegliche Beteiligung ab. Derweil besucht der neue Pentagonchef Leo Panetta das Land.

Ein US-Soldat des Infantriebattalions Charlie Company 2-35 auf einem Kommandoposten in der Provinz Kunar am 9. Juli 2011. Bild: reuters

HERAT/WASHINGTON afp/dpa | In Afghanistan sind sieben entführte Minenräumer von ihren Geiselnehmern enthauptet worden. Die Leichen der sieben Todesopfer wurden nach Polizeiangaben am Sonntag in der westlichen Provinz Farah geborgen. US-Verteidigungsminister Leon Panetta stattete US-Einheiten in der unruhigen Provinz Helmand im Südwesten des Landes einen Besuch ab.

Insgesamt 28 afghanische Minenräumer waren am Mittwoch im westlichen Bezirk Bala Buluk, einer Hochburg der islamistischen Taliban, entführt worden. Das Schicksal der übrigen 21 Geiseln war nach Polizeiangaben unklar. Sie hatten demnach für die afghanische Hilfsorganisation Demining Agency for Afghanistan (Dafa) gearbeitet, die verminte Gebiete von den gefährlichen Sprengsätzen befreit.

Zu der Entführung bekannte sich zunächst niemand. Ein Sprecher der Taliban, Jusuf Ahmadi, sagte, die Taliban hätten die Minenräumer nicht getötet und hätten auch mit der Entführung nichts zu tun.

In Afghanistan sind Entführungen an der Tagesordnung. Dahinter stecken sowohl Aufständische wie die Taliban als auch Kriminelle, denen es um Lösegeldzahlungen geht. Im vergangenen Dezember waren in der ostafghanischen Provinz Chost 18 Mitarbeiter einer anderen Minenräum-Organisation verschleppt worden. Sie wurden nach nur einem Tag unverletzt von Soldaten befreit.

Drei tote Nato-Soldaten

Bei Bombenanschlägen und Rebellenangriffen im Osten und im Süden Afghanistans kamen am Sonntag drei NATO-Soldaten ums Leben, wie die Militärallianz und die afghanische Polizei mitteilten. In der südlichen Stadt Kandahar tötete ein Sprengsatz nach Polizeiangaben drei afghanische Polizisten. Die Zahl der seit Jahresbeginn getöteten ausländischen Soldaten in Afghanistan stieg nach Berechnungen der Nachrichtenagentur afp auf Basis der Internetseite icasualties.org auf 296. Im vergangenen Jahr starben 711 Soldaten der NATO-Truppe ISAF.

ISAF-Oberbefehlshaber David Petraeus sagte am Samstagabend, die Rebellenangriffe auf ausländische und afghanische Streitkräfte seien in den vergangenen zwei Monaten im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres zurückgegangen. Für Juli sei der Trend ähnlich, fügte Petraeus anlässlich des Besuchs von Pentagonchef Panetta hinzu.

Panetta: al-Qaida kann besiegt werden

Der neue US-Verteidigungsminister Leon Panetta hat sich bei seinem Antrittsbesuch in Afghanistan zuversichtlich gezeigt, dass das Terrornetz al-Qaida besiegt werden könne. Die Extremisten strategisch zu schlagen, sei für die USA "in greifbarer Nähe", sagte Panetta nach Pentagon-Angaben. Er war am Samstag in Kabul eingetroffen.

Die USA hätten 10 bis 20 der Schlüsselfiguren der al-Qaida-Führung in Pakistan, im Jemen und anderen Regionen identifiziert, sagte Panetta weiter. Würden sie aufgespürt, wäre das gleichbedeutend mit der Niederlage der Terrororganisation. Der neue al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri befinde sich wahrscheinlich in der schwer zugänglichen, von Pakistan verwalteten Stammesregion an der Grenze zu Afghanistan.

Das Terrornetz sei nicht mehr in der Lage, Anschläge im Stile des 11. September 2001 auszuführen, so Panetta. "Sie sind auf der Flucht." Nach dem Tod Osama bin Ladens sei es an der Zeit, "maximalen Druck" auf die Extremisten auszuüben. Würden die Anstrengungen fortgesetzt, könne al-Qaida als Bedrohung ausgemerzt werden.

Bei seinem Besuch traf Panetta auch mit den scheidenden Isaf-Kommandeur, US-General David Petraeus, und Präsident Hamid Karsai zusammen. Nach Angaben des Präsidentenpalastes ging es dabei auch um Fragen zur bevorstehenden Kommandoübergabe an die afghanische Armee und Polizei sowie die Ausbildung der Sicherheitskräfte.

Der frühere Chef des US-Geheimdienstes CIA deutete nach einem Bericht der New York Times im Gespräch mit Reportern an, dass er den Verbleib von Bin-Laden-Nachfolger Al-Sawahiri bei Beratungen mit dem pakistanischen Geheimdienst ISI zur Sprache gebracht habe. Zu der Frage, ob und welche Behörden in Pakistan etwas von Bin Ladens Aufenthalt im Land gewusst hätten, sagte der neue Pentagonchef, es gebe "Verdachtsmomente, aber keinen schlagenden Beweis". Ein US-Kommando hatte Bin Laden Anfang Mai in Pakistan getötet.

Schrumpfende Truppen am Hindukusch

Panetta hatte sein Ministeramt am 1. Juli angetreten und danach angekündigt, al-Qaida müsse "zerschlagen, entwaffnet und letztlich besiegt" werden. "Wir müssen eng mit unseren afghanischen und internationalen Partnern zusammenarbeiten, um zu garantieren, dass (das Land) nie wieder ein sicherer Rückzugsort für al-Qaida wird."

Seine Pläne muss Panetta jedoch mit einer schrumpfenden Truppe am Hindukusch umsetzen. Bereits im Juli soll nach dem Willen von US-Präsident Barack Obama mit dem Abzug der ersten Soldaten begonnen werden - bis zum Jahresende sollen 10 000 Soldaten heimkehren. Spitzengeneräle haben Bedenken hinsichtlich des Rückzugsplans geäußert. Die Lage in Afghanistan sei dafür zu instabil.

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