Die Mauer-Gedenkstätte steht: Honeckers Traum wird wahr

Mauerreste an der Bernauer Straße werden für die Ewigkeit konserviert. Zuvor ergab ein "Stresstest" für die Mauer: guter DDR-Beton, schlechte Stahlverarbeitung.

Ein wenig ramponiert, aber standfest: Mauerrest an der Bernauer Straße Bild: dpa

Erich Honeckers Prognose vom Januar 1989, die Mauer bestehe "noch in 100 Jahren", wird nun doch wahr. Die Stiftung Berliner Mauer hat am Montag damit begonnen, die beiden erhaltenen Mauerabschnitte an der Bernauer Straße denkmalgerecht zu konservieren. Die Mauerstücke entlang der neuen Gedenkstätte sind stark beschädigt und weisen zum Teil Standunsicherheiten auf. Die Arbeiten sollen bis zum 13. August 2011, dem 50. Jahrestag des Mauerbaus 1961, abgeschlossen sein. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung, konnte sich zum Auftakt der Sanierungsmaßnahmen den Verweis auf die Ironie der Geschichte nicht verkneifen. Dass ausgerechnet die Stiftung sich Honeckers Diktum von der 100-Jahre-Mauer so ernsthaft annehme, sei schon etwas verrückt, schmunzelte er.

Nach Auskunft Klausmeiers ist der Stiftung seit 2009 bekannt, dass die vorhandenen Abschnitte der Grenz- und Hinterlandmauer "einen überwiegend schlechten Zustand mit zum Teil großflächigen Schäden und fehlender Standsicherheit aufweisen". Konkret umfasse heute das "Schadensbild" der 170 Meter langen Grenzmauer unmittelbar an der Bernauer Straße große Löcher aus den Zeiten der Mauerspechte, der Beton bröckele, Stahlträger und Armierungen seien durchgerostet, Mauerteile drohten herauszubrechen und zu kippen.

Für Besucher auf dem Gelände stelle dies eine Gefahr dar, so der Direktor. Darum hätte man diese Abschnitte bis dato mit einem Zaun gesichert. Dieser soll nach der Konservierung abgebaut werden.

Die Schadenanalyse basiert auf einem "Stresstest", den die Stiftung im vergangenen Herbst von der Universität Cottbus vornehmen ließ, erklärte Günter Schlusche, Bauleiter der Gedenkstätte. Dafür seien baugleiche Mauerstücke untersucht und einem Belastungstest ausgesetzt worden. Das Ergebnis: Während der Beton in sich noch recht stabil seien, gehe Gefahr aus von verrosteten Stahlträgern und daraus resultierender mangelnder Standsicherheit einiger Platten, so Schlusche. Im Labortest zerkrachte der Beton erst bei einer Windstärke von 189 Stundenkilometern (Orkan plus). Kritisch wurde es für die Platten, wenn ihre Armierungen und Stahlhalterungen verbogen oder zerstört waren. Dann drohten die Betonteile herauszubrechen oder sich zu verschieben.

Das Denkmal werde jetzt gegen das Kipprisiko mit Bodenankern gesichert, Stahlträger und Bruchstücke würden saniert, betonte Klausmeier. Generell sei mit dem Denkmalschutz aber verabredet worden, dass die Methode der "minimalen Intervention" für die Gesamtkonservierung angewandt werde. Die Mauer bleibe als Bauwerk mit all ihren Spuren und Fragmenten, "wie sie ist", erhalten. Verschönerungen oder Rekonstruktionen, wie etwa die CDU sie fordert, lehnt Klausmeier ab.

Die Kosten für die Konservierung bezifferte Klausmeier auf rund 240.000 Euro. Im Jahresverlauf 2011 ist geplant, auch die sogenannte Hinterlandmauer zu reparieren.

Das Gutachten der Universität Cottbus dürfte nicht nur der Gedenkstätte an der Bernauer Straße zugutekommen. Außer den Mauerteilen an der Eastside Gallery und jenen bei der Topographie des Terrors, die beide bereits saniert sind, gibt es in Berlin und Brandenburg rund ein Dutzend denkmalgeschützte Mauerreste. Diese warten noch auf eine Konservierung - für die nächsten 100 Jahre.

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