Kommentar Britische Bankenreform: Abhängig vom Geldgeschäft

Engere Fesseln für britische Banken kommen - aber nicht vor 2019. Viel Luft, die Regeln wieder aufzuweichen. Die Briten erschweren jeden Versuch, die Märkte zu regulieren.

Londons Banken können wieder einmal die Hand zum Victory-Zeichen heben: Nach der großen Weltfinanzkrise, an der auch britische Geldhäuser wesentliche Schuld trugen, hatte Großbritanniens Regierung mehrfach versprochen, den Banken engere Fesseln anzulegen.

Nun soll zwar tatsächlich das hochspekulative Investmentbanking wieder vom soliden Geschäftskundenbereich getrennt werden - aber nicht vor 2019. Das verschafft den Banken viel Luft, die Regeln aufzuweichen. Die nächsten 8 Jahre dürfen sie weiter spekulieren und ganze Länder in den Ruin treiben. Die versprochene Reform dagegen ist in weite Ferne gerückt.

Dieses dürftige Ergebnis kommt nicht überraschend. Denn Großbritannien ist hochgradig vom Geschäft mit dem Geld abhängig. Kaum ein Land hat in den vergangenen drei Jahrzehnten so konsequent seine Industrie zerschlagen und so einseitig auf die Finanzwirtschaft gesetzt. Die Regierung Thatcher hatte es in ihrem Hass auf Arbeiterschaft und Gewerkschaften zugelassen, dass ganze Branchen zerschlagen wurden. Und Superderegulierer Tony Blair päppelte unter dem Mogellabel "New Labour" vor allem die Geldindustrie weiter auf.

Wer weiß heute noch, dass "Made in Britain" einst auf der ganzen Welt der Inbegriff für hochwertige Industrieprodukte war? Heute stammen gerade einmal 9 Prozent der britischen Wirtschaftsleistung aus der produzierenden Wirtschaft. Die Finanzindustrie macht fast doppelt so viel aus. Großbritannien lebt von den Geldmärkten. Deshalb blockiert das Land die Transaktionssteuer.

Deshalb will es sich nicht an der Rettung Griechenlands beteiligen. Und deshalb wollen die regierenden Konservativen den EU-Vertrag, bei dem die Briten ohnehin bereits über zig Sonderrechte verfügen, noch weiter aufweichen.

Mit ihrer Reformverweigerung erschweren die Briten jeden Versuch, die Finanzmärkte zu regulieren. Und England bleibt das Hauptproblem bei der Bewältigung der Finanzkrise.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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