Reformkonzept für historische Museen: Eine sehr langfristige Vision

Museumsstiftungs-Chefin legt Konzept vor, fordert eine Million und einen externen Generaldirektor. Die Kultursenatorin legt sich nicht fest.

Kein Geld für Modernisierung: Altonaer Museum. Bild: dpa

HAMBURG taz | Hamburg braucht eine Vision. Und die kann nur der Hafen sein. Der soll künftig nicht nur als Wirtschafts-, sondern auch als Geschichtsfaktor gefördert werden, sprich: Ein Event-Hafenmuseum muss her, daneben ein Geschichtsmuseum. Die anderen stadthistorischen Häuser sollen wie Planeten um diese Zentralgestirne kreisen. So jedenfalls sieht es Kirsten Baumann. Sie ist Chefin das Museums der Arbeit und Vorstand der Stiftung Historische Museen und hat dem Kulturausschuss am Dienstag ihr Reformpapier vorgelegt.

Dass ein Masterplan für das Hafenmuseum seit drei Jahren vorliegt und dass er zweistellige Millionenbeträge verschlänge, merkt sie nur am Rande an. "Dies ist eine sehr langfristige Vision", konterte Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) - wie der Großteil des restlichen Konzepts.

Das nämlich fordert eine Million mehr für die Museumsstiftung, was ungefähr deren Defizit entspricht. "Das wird eins zu eins absehbar nicht umzusetzen sein", befand die Senatorin, ohne Konsequenzen zu nennen. Auch das Baumannsche Papier listet eher verschämt auf, was passieren könnte, flösse die Million nicht. Von Schließungen der Außenstellen wie Jenisch- oder Rieck-Haus ist da die Rede - alles Vorschläge der Vorgängersenate. Die Museumsleute hatten stets gesagt, dass das nicht reichen werde.

Die Stiftung Historische Museen Hamburg wurde 2008 von Kultursenatorin Karin von Welck initiiert. Ziel waren Einsparungen.

Zu ihr gehören das Altonaer Museum, das Museum für Hamburgische Geschichte, das Museum der Arbeit und das Helms Museum.

Chefin war bis 2010 Lisa Kosok, seit 2010 ist Kirsten Baumann Alleinvorstand.

"Das Papier bietet nichts Neues", sagt Rainer-Maria Weiss, Chef des Helms-Museums. Dabei habe es zeigen sollen, "wie man mit den vorhandenen Mitteln wirtschaften kann", sagt er. "Nur Geld zu fordern, ist nicht originell."

In der Tat war die von Ex-Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) im Herbst 2011 geplante Schließung des Altonaer Museums auch deshalb gestundet worden, weil die Museen Alternativen entwickeln wollten.

Die aber fehlen im Konzept: Auch die Idee, den Museumschefs einen Generaldirektor zu überstellen, stammt von der vor-vorigen Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos). Doch die Museumschefs kippten damals den Plan und übernahmen die Stiftungsleitung selbst.

Das sei an "Partikularinteressen" gescheitert, sagt Kisseler, weshalb sie das alte Modell aufgreifen will. Eine Arbeitsplatzbeschreibung des 300.000 Euro teuren Generaldirektors blieb sie aber schuldig. Inhaltlich hineinreden solle er den Direktoren nicht; die sollten vielmehr autonomer werden. Er könne aber "Querschnittsaufgaben etwa im Marketing" erfüllen und die Stiftung als Dachmarke profilieren.

Das klingt für Weiss "nach einem Manager, der mit harter Hand neue Strukturen einziehen soll". Dies könne auch ein Unternehmensberater. Ein Generaldirektor mit echter Macht wiederum "würde die Museumschefs überflüssig machen", findet er. "Da wäre es ehrlicher, Letztere zu Abteilungsleitern zu degradieren, was aber von niemandem gewollt ist."

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