Baseball Play-offs ohne die Red Sox: Der Fluch des Bambino

Die Boston Red Sox verspielen in letzter Sekunde einen sicher geglaubten Play-off-Platz. Nun fürchten Fans, dass der Fluch des Bambino zurückgekehrt ist.

Die Red Sox am Boden: Marco Scutaro wird im Spiel gegen Baltimore ausgezählt. Bild: reuters

BERLIN taz | Nicht nur Fans von Schalke 04 erinnern sich mit Grausen an den 19. Mai des Jahres 2001. Vier Minuten und 38 Sekunden lang feierte Gelsenkirchen damals ausgelassen den Gewinn der Deutschen Meisterschaft, dann schoss Patrik Andersson doch noch den Ausgleich in Hamburg - und Bayern München mal wieder zum Titel. Tränen, Trauer und Verzweiflung. Aber Pipifax verglichen mit dem 28. September 2011, als der Fluch des Bambino nach Boston zurückkehrte.

Denn heute beginnen die Play-offs in der Major League Baseball (MLB) - ohne Boston. Was einem Wunder gleichkommt, allerdings einem negativen. Anfang September hatten die Red Sox noch einen schier uneinholbaren Vorsprung in der Tabelle. Der Einbruch aber, der darauf folgte, wird als der dramatischste in die Geschichte des professionellen Baseball eingehen.

Neun Siege führte man vor den Verfolgern: Einen solchen Vorsprung hatte noch kein Team in anderthalb Jahrhunderten professionellen Baseballs vergeigt. Doch das zweitteuerste Team der Liga - nach den bereits für die sogenannte "Postseason" qualifizierten New York Yankees - gewann von 27 Spielen nur noch erbärmliche 7. "Wir haben Geschichte geschrieben", sagte Carl Crawford, einer der vielen teuren Stars des Teams, "es fühlt sich aber nicht gut an."

Unter Schock

Crawford und seine Kollegen standen noch sichtlich unter Schock, denn die letzte Niederlage, die die Red Sox endgültig aus dem Titelrennen katapultierte, kam denkbar unglücklich zustande. Boston führte gegen die Baltimore Orioles, ihres Zeichens Tabellenletzte, knapp mit 3:2, als ein Regenguss das Spiel unterbrach. Die direkte Konkurrenten, die Tampa Bay Rays, lagen derweil 0:7 gegen die Yankees zurück. Zu diesem Zeitpunkt war Boston einer der acht Play-off-Plätze sicher.

Doch während der Regenpause konnten die Red Sox auf dem Fernsehschirm in der Umkleidekabine verfolgen, wie die Rays das Spiel drehten. Als der Regen in Baltimore aufhörte, stand es in Tampa 7:7. Die verunsicherten Red Sox verspielten ihre Führung im letzten Inning, verloren 3:4 - und vier Minuten später donnerte Evan Longoria in Tampa einen Homerun in die Zuschauer, der den Rays den 8:7-Sieg und den letzten Play-off-Platz sicherte. "Sehr bizarr" fand das nicht nur Derek Jeter, Kapitän der Yankees, die den Red Sox in einer solch herzlichen Feindschaft verbunden sind wie hierzulande Schalke 04 Borussia Dortmund.

Fluch des Bambino

Die Rays dagegen freuten sich über das "filmreife Ende", wie es deren Alterspräsident Johnny Damon formulierte. Der 37-Jährige vergaß da zwar, dass die Saison für Tampa eben nicht vorbei ist und er mit seinen Kollegen heute schon wieder zum ersten Viertelfinal-Spiel bei den Texas Rangers antreten muss. Aber Damon konnte sicher gut einschätzen, wie sich die gescheiterten Red Sox fühlen mussten. Schließlich gehörte Damon zu der Bostoner Mannschaft, die einst den berühmten Fluch des Bambino vertrieben hatte.

2004 hatten die Red Sox nach 86 Jahren ohne Titel endlich wieder die "World Series" gewonnen und damit eine Serie von Enttäuschungen, Missgeschicken und peinlichen Ausrutschern beendet, die Generationen von Red-Sox-Fans hatte glauben lassen, ihr Klub sei verflucht. Als Auslöser dieses Fluchs galt der Verkauf eines gewissen Babe Ruth im Jahr 1920 an die Yankees. Ruth wurde in New York zum berühmtesten Baseball-Spieler aller Zeiten, Boston gewann nie wieder den Titel, und die Rivalität zwischen Yankees und Red Sox wurde die intensivste Rivalität im US-Sport.

Nun fürchtet man in Boston, der seit dem Titel 2004 eigentlich verbannt geglaubte Fluch könnte zurückkehren. Geradezu beschwörend klangen deshalb die Worte von Jonathan Papelbon, jenem Pitcher, der im letzten Inning die Führung aus der Hand gegeben und die historische Niederlage zu verantworten hatte: "Was einen nicht umbringt, macht einen stärker." Die Frage ist nun: Sind die Rex Sox im kommenden Jahr stark genug, um den Fluch des Bambino zu besiegen?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.