Kommentar Wiesenhof: Auf Kosten der Tiere

Moralisch und politisch ist die Einstellung der Ermittlungen gegen Wiesenhof eine Niederlage für den Konzern und die Massentierhaltung insgesamt.

Juristisch mag Deutschlands größter Geflügelfleischlieferant Wiesenhof nun einen Sieg errungen haben. Schließlich will die Staatsanwaltschaft Verden auf eine Anklage wegen Tierquälerei in einer Farm des Konzerns verzichten. Aber moralisch und damit auch politisch ist der Fall eine Niederlage für Wiesenhof und die Massentierhaltung insgesamt.

Denn es bleibt unbestritten, dass 2009 auf der Farm im niedersächsischen Twistringen Hühner unnötig gequält wurden. Dass ihnen zum Beispiel vor dem Abtransport in den Schlachthof Knochen gebrochen wurden. Diese Tatsachen hat weder Wiesenhof selbst noch die Staatsanwaltschaft infrage gestellt. Die Ermittler wollen die Täter nur deshalb ungeschoren davon kommen lassen, weil sie die verdeckt aufgenommenen Videobilder von der Quälerei nicht als legales Beweismittel akzeptieren – pure Juristerei zugunsten Wiesenhofs. Das wird nicht reichen, um in der öffentlichen Meinung freigesprochen zu werden. Dafür sind die Bilder einfach zu eindeutig, zu drastisch.

Sie lassen nur ein Urteil zu: Wiesenhof ist moralisch gesehen schuldig. Und die Leute wissen: Die Geflügelindustrie hatte in den letzten Jahren mehrere Skandale wie den in Twistringen. Erst im September veröffentlichte die Tierrechtsorganisation Peta ein Video aus einer Wiesenhof-Vertragsfarm. Auch dieses Mal wurden Tiere geworfen, auch dieses Mal wurden sie brutal in Kisten befördert.

Die Häufung zeigt, dass Quälerei ein systematisches Problem der Massentierhaltung ist. Und bei anderen konventionellen Fleischproduzenten wird das nicht viel anders sein. Immerhin arbeiten sie unter demselben - teils selbst auferlegten - Druck, ihre Gewinne zu maximieren. Das geht zwangsläufig auf Kosten ihres wichtigsten Produktionsmittels: des wehrlosen Tiers.

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Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

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