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Debatte GriechenlandImmer Ärger mit der Geschichte

Kommentar von Tom Strohschneider

Gregor Gysi fodert für Griechenland „Marshall“ statt „Versailles“. Die Grünen finden Gysi sei „entgleist“ – doch das ist er keineswegs.

Verwirrt die Grünen mit historischen Vergleichen: Gysi im Bundestag. Bild: dapd

M it historischen Vergleichen bewegt man sich in der Politik stets auf dünnem Eis. Das gilt nicht nur für den, der die Vergangenheit bemüht, um die Kritik am Gegenwärtigen zu unterstreichen - sondern auch für jene, die sich darüber erregen. Ein Disput zwischen Gregor Gysi von der Linken und Volker Beck von den Grünen hat das am Montag einmal mehr gezeigt.

Im Bundestag stand das neuerliche „Hilfspaket“ für Griechenland auf der Tagesordnung und der Fraktionschef der Linken illustrierte die Ablehnung seiner Partei mit einem Hinweis auf den Versailler Friedensvertrag nach dem Ersten Weltkrieg: „Sie machen bei Griechenland Versailles, die brauchen aber Marshall.“ Gemeint war: Die Siegerforderungen seien damals zu weitgehend gewesen und hätten - als einer von mehreren Gründen - zum Erstarken der Nationalsozialisten geführt. Die westlichen Alliierten seien nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Marshallplan zum Aufbau dagegen viel klüger gewesen.

Der Vergleich provozierte eine Zwischenfrage von Beck. „Ich wollte Sie nochmal fragen, was Sie uns gerade mit den Aussagen zum Versailler Frieden sagen wollten. Und ob sie das intonieren wollten im Sinne von ,Weg mit dem Versailler Schandfrieden‘, wie wir das mal früher in der Weimarer Republik gehört hatten. Ich bin wirklich ein bisschen entsetzt. Man kann doch diese Art von Parolen nicht ohne historischen Zusammenhang aufnehmen.“

privat
TOM STROHSCHNEIDER

ist Meinungsredakteur der taz.

Andere Grünen-Abgeordnete sahen das genauso: „Gysi entgleist im Bundestag“, twitterte der Abgeordnete Oliver Krischer. Und auch sein Fraktionskollege Sven-Christian Kindler meinte: „Versailles und Marshallplan, das geht echt nicht!“

Wirklich nicht? Einmal abgesehen davon, dass dem historischen Vergleich als rhetorischer Figur immer etwas Vereinfachendes, ja Verzerrendes beiwohnt, weil sich Geschichte nun einmal nicht als Kontinuum im Kreisverkehr bewegt, ist der von Gysi vorgetragene Gedanke weder neu noch absurd.

Schon im Sommer 2011 hatte der Linkenpolitiker der Bundesregierung eine „Versailles-Politik“ gegenüber Griechenland vorgeworfen und mit Blick auf die Forderungen der schwarz-gelben Bundesregierung an die Athener Krisenverwalter gewarnt: „Mit den ganzen Auflagen ruinieren wir Griechenland.“ Was, so die Logik des Gesagten, die dortige soziale Lage verschärfen, die Möglichkeit der Konsolidierung und damit das gesamte europäische Projekt gefährden könne. Der Spiegel wusste damals sofort: „Der Vergleich hinkt gewaltig.“ Doch das tut er keineswegs.

Damals Versailles – heute Berlin

Gysi hat hier einen Gedanken aufgegriffen, der seit der Neuauflage von John Maynard Keynes‘ „Krieg und Frieden“ vor ein paar Jahren immer einmal wieder zu hören war. Auf das Buch des großen Ökonomen über „die wirtschaftlichen Folgen des Vertrages von Versailles“ hat sich unlängst zum Beispiel auch der Wirtschaftsjournalist Robert von Heusinger in der Berliner Zeitung gestützt – und einen Vergleich zur Griechenland-Politik gezogen. Wer Keynes heute lese, „erschrickt ob der Aktualität“, seine Abrechnung „mit der Verlogenheit, den Rachegefühlen sowie den schwachen Staatsmännern passt.

Damals hieß der Ort Versailles, heute wird das unwürdige Schauspiel in Berlin, Frankfurt am Main und Brüssel aufgeführt. Man muss nur Kriegsentschädigung durch Sparanstrengungen zur Rückzahlung der Hilfskredite ersetzen.“ Schon Anfang 2010 hatte der frühere Generalsekretär des Europäischen Gewerkschaftsbunds, John Monks, unter Rückgriff auf Keynes davor gewarnt, dass die von EU und IWF den südeuropäischen Schuldenländern aufgezwungene Austeritätskeule der „Bestrafungspolitik“ gleiche, mit der Deutschland im Vertrag von Versailles konfrontiert wurde.

Keynes hat die Verantwortung Deutschlands für den Ersten Weltkrieg nie in Zweifel gezogen und auch das Recht der Sieger auf Wiedergutmachung nicht bestritten. Zweckmäßig für den Frieden in Europa wäre es nach Meinung des Ökonomen seinerzeit aber gewesen, dafür zu sorgen, auch bei den Besiegten die Bedingungen für Wohlstand und Wachstum gefördert werden - was nicht geschehen sei. Diese historische Pointe hat nichts mit dem Wiederaufwärmen irgendeiner Propaganda gegen den „Diktatfrieden“ zu tun.

Und jetzt zum Marshallplan

Die Aktualität von Keynes Gedanken ist doppelt grundiert – europäisch und volkswirtschaftlich. Der Publizist Alan Posener hat einmal dazu geraten, das Buch von Keynes zu lesen „als Dokument einer vertanen geschichtlichen Chance; als Gradmesser für den gewaltigen Erfolg der Einigung Europas; und als Warnung davor, diese Erfolgsgeschichte durch nationalen Egoismus oder kulturelle Dünkel noch einmal aufs Spiel zu setzen“.

Und der Autor Rudolf Walther wies darauf hin, dass Keynes seinerzeit darauf hinauswollte, dass „mit einem Schuldenerlass unter den Siegerstaaten, einer Anleihe unter Aufsicht des Völkerbundes und einer gezielten und kontrollierten Wiederaufbauhilfe für die Kriegsverlierer“ nicht nur mehr Reparationszahlungen zu gewinnen gewesen wären, sondern auch eine Politik verhindert hätte werden können, die Deutschland „in kurzer Zeit in eine Hyperinflation stürzte“. Mit den bekannten sozialen und politischen Folgen.

Keynes trat, als er nicht mehr glaubte, wesentliche Änderungen der Friedensbedingungen zu erreichen, im Juni 1919 von jenen Ämtern zurück, die ihn als Berater der britischen Seite an der Pariser Konferenz hatten teilnehmen lassen. „Wer die Geschichte kennt, weiß, dass erst ein zweiter Krieg erlitten werden musste, bevor Keynes’ Vorschläge Gehör fanden. Der Marshall-Plan war die große Anleihe, die nach 1945 Europa Wachstum und Wohlstand brachte – und Frieden“, schrieb Robert von Heusinger vor einem halben Jahr. „Ist es nicht grotesk, dass sich deutsche Politiker daran nicht erinnern?“

Der Gedanke drängt sich heute wieder auf, wenn man an die erzürnte Zwischenfrage von Volker Beck im Bundestag denkt. Oder an die kurz darauf folgende Schelte des CDU-Politikers Volker Kauder: „Nach dem was Gregor Gysi mit seinen historischen Erkenntnissen hier gesagt hat, könnte man sprachlos sein.“

So viel Unwissen macht sprachlos

Sprachlos macht freilich eher die Unkenntnis derer, die den Linken-Politiker hier eines unsäglichen Vergleichs beschuldigen und dabei selbst die Grenzen strapazieren. Volker Beck hat Gysi gefragt, ob er die Parole vom „Schandfrieden“ intonieren wolle - ein Wort, das ein gewisser Adolf Hitler bei seiner ersten Rede in Nürnberg im August 1920 auf den Vertrag von Versailles münzte.

Mit der an volkswirtschaftlichen Überlegungen und der Sorge um soziale Stabilität in Europa orientierten Mahnungen von Keynes hatte der damals nichts am Stahlhelm. Und Volker Beck kann nicht ernsthaft meinen, dass sich ein Linkenpolitiker heute der rechten Propaganda der Zwischenkriegszeit bemächtigt.

Mit historischen Vergleichen bewegt man sich in der Politik auf dünnem Eis. Am Montag brach es durch - und es war nicht Gregor Gysi, der dabei nass wurde.

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70 Kommentare

 / 
  • H
    Hoga

    Vergleiche hinken, so sagt man. Aber die Grünen zeigen sich mal wieder als historischer Laienclub. Morgenthau hätte man auch nennen können. Natürlich muss den Griechen wirtschaftlich geholfen werden. Ob man das nun Marshallplan nennen muss- egal.

    Man sollte das illegal in die Schweiz verbrachte Geld zurückführen.

    Steckt hinter der vermeintlichen 'Dummheit' dieser Grünen vielleicht eine Strategie? Sie biedern sich, zum Teil wenigstens, bei der CDU an. 'Schwerter zu Pflugscharen' ist doch längst vergessen. Heute sind sie Kriegsjubler. Abwählen und das konsequent.

  • S
    Statistiker

    Endlich mal ein guter Beitrag der TAZ.

     

    Aber klar, die Grünenfanatiker aka "Keynesianer" etc. bashen sofort wild in der gegend rum, haben die Grünen doch vor lauter geld ihre Moral längst in den Orkus der Geschichte geworfen....

     

    Wenn die TAZ weiterhin solche Artikel schreibt, ihr Linken-Bashing mal abstellt und auch mal die Grünen kritisch hinterfragt (wie kann eine "Friedensbewegte" Partei Angriffskriege gutheißen???), dann abonnier ich das Blatt vielleicht auch wieder.....

  • K
    Keynesianer

    Als Keynes´ „Krieg und Frieden“ 1919 (und 1922) erschien, nahm Keynes an, in Deutschland würden Investitionen effektiv eingesetzt, was Voraussetzung für den berühmten Multiplikatoreffekt ist. In Griechenland fehlen dagegen Instrumente und Erfahrung effektiver Investitionsplanung und –kontrolle (vgl. http://www.sueddeutsche.de/politik/desastroese-bewertung-fuer-griechische-regierung-oecd-haelt-athen-fuer-reformunfaehig-1.1229388)

    Hohe Milliardenbeträge an EU-Förderung wurden in Griechenland ineffektiver verwand als in anderen EU-Ländern und sogar großteils gar nicht investiert, sondern verbraucht. Dies führte nicht nur zu den lange versteckten Schuldenbergen, sondern auch zu Verbrauchsansprüchen der Griechen, die weit über denen seiner EU-Nachbarn bleiben, auch wo deren Leistungen gestiegen sind.

    Keynes erwartete, dass Zusatzausgaben vollständig investiert werden. Die berüchtigten staatlichen Statistikfälscher könnten weiteren Missbrauch von EU-Investitionsgeldern teilweise zur Finanzierung der Verbrauchswünsche der Griechen verbergen. Zusatzverbrauch löst den Multiplikatoreffekt nicht aus, sondern verhindert den Abbau der bestehenden Konsumblase auf Pump.

    Eine ähnliche Konsumblase auf Pump gab es auch nicht, als Keynes sein Werk schrieb. Dies sind nur einige gravierende Gegensätze zwischen Deutschland vor 1919 (1922) „Versailles“ und Griechenland seit 2009. Ohne solche zu erörtern, beriefen sich taz und Gisy ohne Recht auf Keynes und zogen entsprechend falsche Schlüsse.

  • H
    hannes

    @Otto "JM Keynes war leider nicht anwesend" - Keynes ist M.W. schon vor den Abstimmungen abgereist. Es war wohl schon im Vorfeld klar,dass er sich nicht gegen die Franzosen würde durchsetzen können.

     

    "Noch teilen sich die ominösen Siegermächte das Land irgendwie auf..." Das stimmt so nicht ganz: Immerhin sollen umfangreiche PRivatisierungen zu Schleuderpreisen erfolgen und die deutsche "Wirtschaft" (aka Kapital) leckt sich schon ihre dreckigen Finger

  • D
    dos

    1. Becks "Schandfrieden"-Rhetorik ist typisch für die erstarrten Politikrituale der Abgrenzung und Konfliktinszenierung(= Aufwertung/Verteuerung/Verknappung politisch "handelbarer" Marken & Positionen). Tja, - auch auf die Schwulen ist kein Verlaß mehr :).

     

    2. Inhaltlich sei dem Marshall-Plan gleichrangig der "Lastenausgleich" der Nach-WK-II-Zeit an die Seite gestellt, ohne den der Marshall-Plan nicht oder lange nicht so gut funktioniert hätte: letztlich eine MASSIVE Umverteilung von privatem Reichtum relativ weniger Leute in Richtung öffentliche Hände.

    Das Problem der Griechen dabei ist a), daß ihre Oberschicht weitgehend in der globalen Cloud verdunstet zu sein scheint, und b), daß es nicht mal eine "Elite" auf staatlicher und ziviler Seite gibt, die willens und in der Lage wäre, da mal den Deckel draufzumachen, geschweige denn, sich der Mühen der Durchführung eines solchen Lastenausgleich zu unterziehen.

    Ein weiteres Problem ist das andere Produktivumfeld zw. Griechenland heute und der Lastenausgleichs-BRD damals: Die Reichtumsklasse(n) waren bei uns mit erheblichen Chancen auf höhere Zugewinne als die Abgaben versehen: Wer z. B. schaufeln liess, konnte damals nicht viel falsch machen.

     

    3. Nach dem Supp-Aufsatz im Spiegel muß auch das irrationale, verselbständigte Destruktionsbedürfnis "UNSERER" Eliten gegenüber allem, was "Staat" heißt, insbsondere bei den irrationalen Staats-Defiziten auf's Panier der Analyse und ggfls. Gegen-Operation gehoben werden.

  • IN
    Ihr Name W.Reineck

    Die Grünen, sie sind sauer , sauer über sich selbst.

    Den Weg, den sie einmal beschreiten wollten , den Weg des Friedens , der Vernunft und des demokratischen Ausgleiches. Diesen haben sie verlassen .(Schwerter zu Pflugscharen)

    Mit ihrer Zustimmung zum Krieg in Jugoslawien u.Afghanistan, zu Harz4 und dem allg. Sozialabbau mit Schröters SPD haben sie sich diskreditiert und versuchen nun ausgerechnet Gysi und die Linkspartei in eine nationalistische Ecke zu stellen.

    Wie blöd muß einer sein um das glauben zu wollen.

    Grün sein heißt heute längst nicht mehr auch den Fortschritt im Sinn zu haben , ihre Führungsriege beweist das ständig !

    “Mit dem Wissen wächst der Zweifel”

    (J.W.v.Goethe)

    www.NachDenkSeiten.de

    http://jacobjung.wordpress.com/

  • FR
    Friedrich Reichenbach

    Vielen Dank für diesen Beitrag.

    Es wird Zeit, dass sich die TAZ im Umgang mit der Linken ändert.

    In der Vergangenheit war die Berichterstattung aus meiner Sicht plakativ und unfair.

    Es ist mittlerweile ziemlich offensichtlich, dass es sich bei der Linken um die einzige im Bundestag vertretene Partei handelt, die ihre Oppositionsrolle ernstnimmt anstatt der Bundeskanzlerin lediglich Führungsschwäche vorzuwerfen.Schön, wenn dies - in Ansätzen - auch mal in der Zeitung steht !!

  • J
    Jojo

    Na, dass ist doch mal auf den Punkt gebracht. Genau und präzise. Danke schön TAZ.

  • A
    Antihellenismus

    Deutsche Hetze gegen griechische Studenten, angeblicher Hitlergruß entpuppt sich als das während der Protestbewegung populär gewordene "Moutza":

    http://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Steuerzahlerbund-warnt-Bundestag-article5560256.html

    http://www.keeptalkinggreece.com/2012/02/21/ioannina-parade-animal-farmers-clash-with-police-high-school-students/

  • E
    enzo

    Danke für diesen Kommentar. Allerdings sollte die taz aufpassen, dass ihr nicht gleich wieder "Schweinejournalismus" von den Grünen entgegengeblökt wird... . Wozu brauchen wir die Grünen eigentlich noch? Ich denke, wenn ich eine neoliberale Partei wählen will, dann greif ich doch lieber gleich zum gelben Original. Und Ökologie ist auch schon längst in den anderen Parteien angekommen. Mich ärgert jede Stimme die ich denen irgendwann gegeben habe.

    Den Vergleich von Gysi finde ich im übrigen sehr treffend, dazu passt auch folgender Artikel auf den Nachdenkseiten http://www.nachdenkseiten.de/?p=12373, eine sehr lesenswerte Rede von Ingo Schulze.

  • NB
    Nicolas Bourbaki

    Die Grünen spielen, seit sie im Parlament sind, Parlament, und zwar in der gleichen Weise, wie Kinder Kaufmannsladen spielen. Schlimm dabei ist, dass die Spiele der Grünen sich auf die Menschen auswirken. Und im Gegensatz zu den Kindern lernen die Grünen nichts aus ihrem Spiel, was der eigentliche Sinn von Spielen ist, nämlich die Wirklichkeit vorwegzunehmen und sie zu verstehen, bevor man dann in der Wirklichkeit handelt.

     

    Andererseits macht es deutlich, dass die Grünen immer schon Bürgerliche waren, die den Anschluss an die CDU suchten und suchen. Sie sind jetzt dort angekommen. Nicht rein zufällig ist deshalb ihr Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten ein Ewiggestriger, der für die rückschrittliche Adenauer-Zeit steht.

  • G
    Goerkel

    BRAVO!!!TAZ

  • IB
    Ian Bellyn

    Bravo! Das beste Statement zum Sachverhalt, dass ich gelesen habe.

  • I
    Illoinen

    Für mich sind die Grünen, seit rot/grün und der Agenda 2010 eh nicht mehr wählbar. Was sich da Beck und nicht nur dieser Herr leistet, ist einfach nur traurig.

  • O
    oha

    Ich möchte hier gleich mal aus mehreren Gründen einhaken:

     

    1) geschichtlich ist dieser Vergleich von beiden Seiten Humbug. Zu sagen der Versailler Vertrag hätte zum Erstarken nationaler Kräfte in Deutschland geführt, ist nicht haltbar. Denn die Wirtschaftskrise von 1928-32 hatte nicht im Geringsten etwas mit Versailles zu tun. Vor dieser Krise hatten wir eine recht florierende Wirtschaft, ein Kulturleben, von dem man heute nur noch träumen kann und Gewerkschaften, die in 10 Jahren mehr erreicht haben, als in den 50 Jahren davor. Man nennt dies Zeitspanne auch gerne "die goldenen Zwanziger Jahre" und die Nationalsozialisten waren quasi marginalisiert.

     

    Ich finde es sogar gefährlich so zu argumetieren, weil es Deutschland wieder ein Stück weit aus seiner Verantwortung entlässt und eigentlich nur zeigt, dass die Nazis ja irgendwie doch recht hatten mit ihrem "Schandvertag". Ein Vertrag übrigens, der spätestens nach seiner Nachverhandlung 1923 in Locarno, gar nicht mehr schändlich war und schon in seiner Urfassung von 1919 nicht schärfer war, als die Friedensverträge die das deutsche Reich den Franzosen 1871 auferlegt hatte und sogar um Längen milder, als der Friede von Brest Litowsk 1917, den Deutschland mit den Russen aushandelte.

     

    Ökonomisch hingegen trifft der Vergelich sehrwohl zu, da kann man nicht meckern. Zu den Grünen ist ohnehin jedes Wort schon eines zu viel.

  • PW
    Peter Weigelt

    Spätestens seit die Grünen Pflanzenfette zu Benzin verarbeiten lassen, sollte jeder "des Kaisers neue Kleider" sehen!

     

    Dass diese Partei dennoch 15 Prozent der Deutschen hinter sich vereinigt ist mit Ratio nicht zu erklären.

     

    Mit der Zwischenfrage ist eindeutig belegt, dass das Neusprech von den Vertretern dieser Partei vollständig adaptiert wurde.

  • C
    Carsten

    Ob es wirklich so eine kluge Idee ist, sich als Grüne auf Teufel-komm-raus über die Distanz zur Linken definieren zu wollen? Wenn will man damit abholen? Bisherige CDU-Wähler?

     

    Wird allmählich Zeit für einen echten Wertediskurs innerhalb der Partei. Sonst findet man sich am Ende womöglich tatsächlich in einer Koalition wieder, kann aber so gar nichts mehr inhaltlich dazu beitragen...

  • R
    royse

    @ Marvin

     

    und was lernen wir daraus? Um sich und andere zu runinieren muss man nicht unbedingt einen Weltkrieg führen, sich zu überschulden reicht völlig.

  • M
    Marvin

    Vielleicht sollte man außerdem noch bedenken:

     

    Griechenland fordert bis heute deutsche Reperationszahlungen, die nicht gezahlt worden sind.

     

    Und: Griechenland hat keinen Weltkrieg gestartet, sondern einfach nur sein Konto überzogen.

  • M
    Marvin

    INES, ENTSCHULDIGE DICH!

    Dieser Artikel ist eines Grünen-Partei-Kuriers unwürdig!

  • M
    miko

    danke, taz! die grünen bieten ja nur noch ein trauer-spiel.

  • M
    Matze38

    @von royse

     

    das kommt wahrscheinlich daher, das die sed nur noch in ihrem und paar anderen kopf ist, die glauben alles was von linken kommt mit der sed vergleichen zu müssen, um diese partei schlecht zu machen.

    aber wachen sie mal auf wir haben das jahr 2012 und nicht 1989. gysi ist nicht honecker und wagenknecht nicht margot und oskar schon gar kein krenz.

    so eine argumentation ist einfach nur armseelig.

  • M
    Matze38

    die grünen sollten endlich mal begreifen, das man erst nachdenkt und dann herum schreit, aber nein immer erst drauf populistisch und in szene gesetzt.

    jeder weiß, das der versailer vertrag den radikalen den weg geebnet hat und hitler möglich machte. und der marschallplan genau das gegenteil bewirkte im westen, das die aus den fehlern gelernt haben.

    in griechenland haben derzeit auch die radikalen aufwind, von daher sind vergleiche nicht falsch.

  • G
    Galgenhumor

    @ Herr Fuchs

    Leider haben Sie ja sooo Recht! Man sollte den Kommentar mal dem Beck schicken und ihn zwingen, ihn dann auch zu lesen (wie wir wissen, gibt es ja aus Sicht der FDP2 äähhh GÜNEN(sorry) auch bei der TAZ "Schweinejournalismus". Ich jedenfalls sage: Danke, TAZ!

  • HG
    Hajü (KV Grüne Düsseldorf)

    Da hätten sie mal Volker Beck bei den Gesprächen zu einer möglichen Koalition Rot-Grün-Rot mit der Linken in NRW erleben müssen. Er wurde als eitler Gockel beschrieben in der Farce, in der die Grünen für die SPD der Linken die "Nicht-Regierungsfähigkeit" bescheinigen sollten.

  • S
    Slimak

    Na, da ist Volker Beck wohl ins Fettnäpfchen getreten! Von Geschichte keine Ahnung. Umso mehr Ahnung jedoch davon, wie man Menschen das Grünwählen abgewöhnt. Nur weiter so, meine Damen und Herren von den Grünen - bis auch der / die Letzte kuriert ist.

  • H
    Heidi

    Volker Beck konnte ich noch nie ernstnehmen. Seine plumple, parteitaktische Polemik zeigt doch nur, auf welch kümmerlichem intellektuellen die Grünen inzwischen angekommen sind. Es war nicht das erste Mal, das Gysi den Verseiller Vertrag mit dem Marshallplan verglichen hat. Was er damit gemeint hat, war von Anfang an klar. Beck hat Gysi nun in Frageform etwas unterstellt und sich dann darüber entrüstet.

     

    Ich glaube übrigens nicht, dass die brüningsche Politik Merkozys Zufall ist. Sie arbeiten auf, die Eskalation hin, damit Vorwände geschaffen werden um auf europäischer Ebene neue Ermächtigungsgesetze zu erlassen.

  • I
    ISD

    Sehr geehrter Herr Strohschneider

     

    Bitte sehen Sie mich in ihrem Kopf vor Ihnen auf den Knien liegen ob Ihres grandiosen und so unendlich wichtigen Artikels.

    Wie können Herr Beck und andere so wenig intellektuell und schematisch einen der größten Redner und Denker im Bundestag beleidigen.

    Ich fordere die Herren auf sich bei Herrn Gysi zu entschuldigen.

    Fast hätte ich Herrn Gysi persönlich geschrieben. Wie schrecklich für Politiker bei der Flut von Nachrichten und mails.....

    Also jetzt hier: Eine historische Rede von Herrn Gysi im Bundestag.

    Ich freue mich so sehr, verstehe aber nicht, warum er nicht dem Hilfspaket unter Vorbehalt zugestimmt hat.

  • D
    demokrater

    Ich konnte genau diese Szene live auf Phoenix beobachten und es ist mir wirklich äußerst übel aufgestoßen.

    Auch wenn ich wirklich kein Fan von Gysi bin aber ein solches Diskutanten Verhalten, wie es Herr Beck (der bis dahin deutlich mehr Sympathiepunkte bei mir hatte) an den Tag gelegt hat, ist ab der Grundschule eines intelligenten Menschen unwürdig und in meinen Augen eine BELEIDIGUNG. Nicht für Herrn Gysi sondern für jeden Deutschen der solch ein Schmierentheater unfreiwillig mit seinen Steuergeldern bezahlen muss.

     

    In diesem Sinne kann ich der TAZ nicht genug danken, dafür dass sie wenigstens für etwas Klarstellung sorgen.

  • DR
    D. Roland Böhme

    Der Kommentar spricht mir aus dem Herzen. Ich denke ernsthaft darüber nach, die taz mal wieder zu abonnieren. Weiter so!

  • G
    Grünschnabel

    Tja, die Grünen - weit weg von der Basis und bar jeden Geschichtsverständnisses, was sie ja auch nicht mehr gebrauchen können.

    Wer sich als Politikhure an die Macht verkauft hat, bläst nicht nur in so manches Horn......

  • S
    stutti

    Die Ignoranz in Sachen geschichtlichen Wissen und und Bewusstsein ist im Deutschen Bundestag

    wirklich eklatant. Der Versailler-Vertrag

    ist als "Diktatfrieden" in die Geschichte eingegangen und kann deshalb wohl mit der "Diktatpolitik" Berlins und Brüssels ggüber Griechenland verglichen werden. Die Weimarer Republik darbte danach durch die hohen Repa

    rationszahlungen und wurde für die später

    aufkommende Rechte zu einem sozialen Feld für die ihre Propaganda. Der Marshall Plan hingegen

    wird als positiv eingeschätzt, insofern er

    durch Hilfeleistungen zur wirtschaftlichen

    Entwicklung der begünstigten Länder bei

    getragen hat. Allerdings hinkt Gysis Ver

    gleich in der Hinsicht, dass heute nicht alliierte ierte Siegermächte über Griechenland ihre

    Macht ausschütten, sondern Länder, die eigentlich lich Partner, nicht Herren, sein sollten. Die Ignoranz der Politiker erstaunt nicht, wenn

    man z.B. nach Süddeutschland schaut, wo an

    den Gymnasien nach einem reformbedürftigen

    Lehrplan unterrichtet wird und GEschichte

    im Abitur gegen Religion steht.

  • S
    Sikarus

    Was um alles in der Welt ist denn ein "Meinungsredakteur"? Redigiert der Meinungen?

  • DS
    Der Spike

    Nein, das kann man wirklich nicht miteinander vergleichen; die Alliierten haben 1919 die deutschen Kriegsschiffe konfisziert und ihnen verboten, je wieder eine Armee aufzubauen; die Deutschen und die EU zwingen die Griechen U-Boote zu kaufen...

     

    Aber der viel treffende Vergleich wäre ja Marshallplan und Sowjetische Besatzungszone...

  • T
    Thomas

    Sehr guter und wahrer Artikel. Und er zeigt wieder einmal die Ignoranz deutscher Politiker.

  • M
    Monique

    Toller Artikel - Danke!

  • C
    Corvin

    Ein sehr zutreffender Kommentar. Leider wird dieser Sachverhalt von anderen Kommentatoren und Medien kaum beachtet und nur eine sehr populistische Berichterstattung vorgenommen in Bezug auf Griechenland.

  • HF
    Herr Fuchs

    Mich kotzt diese ganze geheuchelte Entrüstung und dieses Aufeinandereindreschen so was von an - ob Steinbrück, Beck oder wer auch immer. Inhaltliche Auseinandersetzung - Fehlanzeige! Nur inhaltsleere Profilierungssucht. Hier hinkt der historische Vergleich gerade einmal nicht, Herr Beck. Die Grünen sind mittlerweile echt etwas zum Abgewöhnen. Werdet mit Gauck glücklich und steigt endlich mit der CDU ins Bett. Dann wissen auch die letzten linken Grünen, was Sache ist.

  • H
    Huf

    Bei jeder kleinigkeit Nazivergleiche bemühen, mit einem hypermoralischen Duktus - wenn sich die grünen das abgewöhnten wären sie viel sympathischer

  • TS
    Thomas Sch.

    Wo er rechthat, hat er recht. Natürlich möchten unsere französischen Freunde und ihre alliierten Compagnions, daß nicht gerade jetzt, wo man doch peinlicherweise gerade vom ehemaligen Besiegten Geld braucht, wieder davon gesprochen wird. Deutschland hat 93 (!) Jahre lang für den ersten Weltkrieg gelöhnt und die letzte Rate noch im Herbst 2011 geleistet. Aber die haben nie Kohle. Da entwickelt sich natürlich schon so was wie eine klammheimliche Schadenfreude, obwohl sie unangebracht ist. Nur ob Griechenland mit Brüningscher Sparpolitik gerettet werden kann, ist doch eher unwahrscheinlich. Das Land stellt industriell kaum was her, exportiert ein paar landwirtschaftliche Produkte und erwirtschaftet Geld mit Tourismus. Die international erfolgreiche Reederei ist von der Steuer befreit und trägt nichts zu den Staatseinnahmen bei. Ob da ein Marshall-Plan was nützt ? Schön an Gysis Aussage ist, daß mal wieder an Sachverhalte erinnert wird, die andere verbockt haben und nicht immer nur wir. Wenn Herr Beck da hyperventiliert, weil da seine eingepflanzten Schuldgefühle kurzfristig unterversorgt sind, ist das durchaus hinzunehmen.

  • G
    Gegenlicht

    Wohltuend kompetent, und ein Labsal zu lesen. Chapeau!

  • W
    W.Wacker

    Lesen bildet.

     

    All denen, die jetzt von der Notwendigkeit eines Marshall Plans für Griechenland schwadronieren, empfehle ich einen Blick in die Wikipedia.

     

    Der Marshall Plan hat in 4 Jahren (nach heutigem Geldwert) ca. 8 Mrd. Euro nach Deutschland gebracht. Angepasst auf Größe und Bevölkerung Griechenlands - die dort nicht erfolgte Zerbombung der Städte und Infrastruktur ignorieren wir grosszügig - sind das also 3 Mrd. Euro. Verteilt auf 4 Jahre.

     

    Marshall Plan für Griechenland ist also 1 Mrd. Euro pro Jahr.

     

    Wer fordert das? Sind die noch klar im Hirn? Oder Populisten, die auf die Dummheit der Zuhörer setzen?

  • A
    Anne

    Danke für Ihren Kommentar - möge er hoffentlich auch von jenen gelesen werden, die am Montag nass geworden sind!!

  • IN
    Ihr NameMathis Obehof

    danke für diesen klugen, gut belegten Kommentar. Frei nach Wolf Biermann mag man dem in Menschenrechts-Aktivismus durchaus verdienten Beck zurufen, wer sich (schlecht vorbereitet)in historische Gefilde begibt, kommt darin um. .....nur rethorisch, aber immerhin.

  • V
    Valentin

    Vielen Dank für diesen hervorragenden Beitrag. Ein strahlend heller Lichtblick in der sonst so trüben taz-Welt.

    Ich wünsche mir mehr so erhellende und entlarvende Analysen, da kann man echt was neues lernen...

     

    Danke Major Tom

  • S
    SMT

    *applaudiert*

    Als ich von der Aussage Gysis und den Reaktionen darauf gehört habe, wusste ich sofort das diese noch ein Nachspiel haben werden. Das Unverständis für Historische Metahpern das da offenbart wurde hat mich, gelinde gesagt, überrascht. Zumal der Vergleich, auf Ökonomischer Ebene, den eine andere kommt hier nicht in Frage, nicht sonderlich weit hergeholt ist, und das sage ich in Unkentniss der genannten Publikationen.

    In diesem Sinne: Vielen Dank für diesen Überfälligen, wenn auch voraussehbaren Artikel.

  • S
    saalbert

    Zwei Vorschläge:

    "Zweckmäßig für den Frieden in Europa wäre es nach Meinung des Ökonomen seinerzeit aber gewesen, dafür zu sorgen, auch bei den Besiegten die Bedingungen für Wohlstand und Wachstum gefördert werden..." - "dass" auch bei den Besiegten...

    "Mit der an volkswirtschaftlichen Überlegungen und der Sorge um soziale Stabilität in Europa orientierten Mahnungen von Keynes hatte der damals nichts am Stahlhelm." - Mit "den"...

  • A
    arribert

    Danke für diesen Artikel, ich habe die Debatte im Fernsehen verfolgt und war auch etwas überrascht, dass ausgerechnet ein Grüner sich als so ungebildet herausstellt, gerade wenn es um Hitler geht. Der Vergleich von Gysi war vollkommen korrekt, da es zu Zeiten des Versailler Vertrages überhaupt noch keinen Hitler in der Politik gab. Auch als der Marshallplan gemacht wurde gab es keinen Hitler mehr, weder politisch noch real. Hitler war eine Folge von Versaille, davor wollte Gysi warnen.

  • R
    royse

    Und warum kommen wir trotz Zwischenüberschrift nicht zum Marshall-Plan Tom Strohschneider? Der passt wohl nicht so recht in die Argumentation? Selbst wenn man das damalige Marshall-Plan-Volumen von 13,1 Milliarden Dollar in heutige Preise umrechnen würde, wäre es angesichts der Schulden, die Griechenland hat, ein Tropfen auf den heißen Stein. Griechenland hat damals auch Marshall-Plan-Gelder erhalten: So etwa 695 Millionen Dollar. Auf heute umgerechnet wären das etwa mehr als vier Milliarden Euro. Das

    Ganze gestreckt über vier Jahre wäre heute sicher eine Riesenhilfe für die Hellenen.

    Übrigens hat die Linke den Marshall-Plan früher auch nicht sooo toll gefunden, als sie noch SED hieß. Unter anderem hieß es damals, er verletzte die Souveränität der Staaten - klingt aktuell das Argument.

  • B
    BenGurion

    Sehr richtig! Die Zwischenfrage vom Beck war einfach nur peinlich (und ausgerechnet ein Grüner, aber verwundert das noch ernsthaft jemanden?). Was soll man zu dieser Partei noch sagen. Diese Partei gehört auf den Müllhaufen der Geschichte, mit all ihrer unerträglichen, bürgerlichen Verlogenheit. Diese Partei dient nur noch als "hipper" CDU-FDP-Ersatz mit Ökosiegel. Es gibt nur noch eine Partei, die auf Bundesebene wählbar ist, das ist die Linke. Alle anderen stimmen für Krieg, Agenda2010, Austerität... um es kurz zu machen, alle anderen sind von gestern, und die Ewiggestrigen mal wieder aktueller den je.

  • DD
    Don Derfel

    ...Und ob sie das intonieren wollten im Sinne von ,Weg mit dem Versailler Schandfrieden‘, wie wir das mal früher in der Weimarer Republik gehört hatten..

     

    So dusselig sollte nicht einmal ein Grüner sein!

    Irgendwie passt "WIR in der Weimarer". Wie alt ist der Pfosten?

  • V
    vic

    Gottchen, war Gysis Vergleich für die Grünen zu kompliziert?

    Gut, dass es Gysi gibt, der Klartext redet, auch wenn das niemand versteht oder verstehen will.

  • JE
    Jan Engelstädter

    Gut, dass dieser Artikel in der taz steht und dem _vielleicht_ frankophil verbildeten, aber _gerade darum nicht_ historisch beschlagenen MdB Beck einen Tipp gibt, wie er Realität und eigenes Weltbild unter einen Hut bringen kann.

  • S
    Schulze

    Vielen Dank für diesen Artikel, liebe taz.

    Man sollte meinen, dass Menschen, die im Bundestag sitzen, das Abiturwissen zur Geschichte, wenn sie es in der Schule nicht erwarben, zumindest im Amt einmal nachholen. Die Fehler von Versailles sind ja nun wirklich Basisprogramm.

    Da gibt es übrigens so kleine, feine Lernbücher von Duden, sind auch gar nicht teuer. Will ja auch nicht behaupten, ich würde das ganz von selber wissen. Ich würde mein Exemplar dem Volker Beck sogar schenken.

  • SB
    Siegfried Bosch

    Der Vergleich hinkt in der Art und Weise, wie Gysi ihn gemeint hat, tatsächlich gewaltig: Denn hier und heute wird Deutschland ausgepresst, nicht Griechenland (die die Schulden niemals zurückzahlen werden). Der Vertrag von Maastricht ist wie Versailles, nur ohne Krieg.

  • S
    Slobo

    "Kontinuum im Kreisverkehr" - sehr schöne Formulierung :)

     

    Im Übrigen haben Sie vollkommen Recht; Gysi hat Recht. Griechenland wird wirtschaftlich (und damit auch sozial) abstürzen. Dafür sorgt Europa inklusive Deutschland gerade. Der Vergleich zu Versailles passt.

     

    Hauptsache auf die Linkspartei eindreschen und Kritik ignorieren. Die Grünen nähern sich der CDU an...

  • D
    Deichläufer

    Vielen Dank für diesen ausgezeichneten Kommentar.

     

    Seitens der CDU wundert solch Gebahren natürlich nicht nicht.

    Das die Grünen mal wieder auffallend kurzsichitg sind, was die Wahrnehmung sich massiv zuspitzender sozialer Probleme angeht passt leider wunderbar zu dem Weg, den diese Partei seit Jahren geht.

    Wie unfassbar stark muss die Politik/Macht Menschen verändern - Wenn man sich die Grünen und ihre heutiges elitär/neoliberales Verhalten anschaut, sieht man das sehr gut.

  • M
    Michael

    Danke dafür!

  • TZ
    Tutnich Zursache

    So und nicht anders!!

     

    Ein sehr guter Artikel.

  • G
    Gallier

    Nun ja, der Vergleich ist weit hergeholt. Versailles war verbunden mit den damals üblichen Reparationszahlungen, die auch Preussen 1871 verlangte. Aber in Versailles war 1919 auch Rache im Spiel, das Verlangen Frankreichs, seinen Feind dauerhaft zu schwächen.

    In Griechenland liegt der Fall anders. Das gesamte neoliberale System mit einem Kunstgeld (Euro) steht auf dem Spiel, und Merkel weiss keinen Rat. Vielleicht hofft sie, dass sie sich bis 2013 durchwurschteln kann, dass ihr zum Scheitern veruteiltes Gerüst wenigstens bis dahin hält.

    Es geht hier nur noch um Parteiinteressen, Abweichler werden gnadenlos auf Pateilinie gebracht. Richtige Politik macht man schon seit langem nicht mehr. Das besorgen andere Interessengruppen.

  • J
    jacobss

    Sehr guter Kommentar, vielen Dank dafür!

    Es freut mich, dass hier in der taz zu lesen, wo hier doch sonst ungern gegen Grüne und für Linke gestritten wird..

  • J
    Joeris

    Dies ist ein hervorragender Kommentar.

  • W
    Wolli

    Die Grünen sind endgültig in der neoliberalen Wahrheitsverdrehungspolitik angekommen.

    Was dem politischen Profil nicht entspricht wird niedergemacht, sei es mit Dummheit oder Lüge.

    Jedes Mittel ist recht, Hauptsache die Partei muss sich nicht mit dem politischen Gegner auseinandersetzten.

    Eine Recyclingflasche ist nun mal ein Wegwerfartikel,

    auch wenn mach Grüner das nicht wahrhaben will.

    Und diese Partei habe ich mal gewählt, ich schäme mich.

     

    mfg

    WW

  • BB
    beckscher blödsinn

    Gysi hat natürlich recht und mit Verlaub Herr Beck ist ein ungebildeter Tropf. Macht aber offensichtich nichts, denn die Mehrheit scheint ebenso große Schwierigkeiten in Sachen politischer Bildung zu haben. Daher ist das wiederum nicht ungefährlich. Weil der Mob auf der Straße dem Kaiser nach dem Munde spricht.

     

    Herr Gysi ist einem Beck intellektuell, kulturell und vermutlich auch emotional überlegen. Sehr. Leider verkennt man ihn. Immer wieder. Noch.

  • BB
    beckscher blödsinn

    Gysi hat natürlich recht und mit Verlaub Herr Beck ist ein ungebildeter Tropf. Macht aber offensichtich nichts, denn die Mehrheit scheint ebenso große Schwierigkeiten in Sachen politischer Bildung zu haben. Daher ist das wiederum nicht ungefährlich. Weil der Mob auf der Straße dem Kaiser nach dem Munde spricht.

     

    Herr Gysi ist einem Beck intellektuell, kulturell und vermutlich auch emotional überlegen. Sehr. Leider verkennt man ihn. Immer wieder. Noch.

  • TK
    Thomas K.

    Ich bin nun kein glühender Anhänger der Linken oder von Herrn Gysi, aber er ist NICHT entgleist. Nur, wer ihn missverstehen will und daraus politisches Kapital schlagen möchte, regt sich auf. Herr Gysi wollte lediglich verdeutlichen, dass die soziale Kahlschlag-Politik rechtsextreme Kräfte in der Politik fördert (oder auch linksextreme, aber die sprach er wohl nicht an) und dass eine intelligente "Wiederaufbau-Politik" dienlicher ist. Allerdings muss Herr Gysi dann auch anmerken, dass dann andere Staaten von ihren Sparplänen abrücken und Hilfe der EU in Anspruch nehmen wollen. Dies können wir uns nicht leisten. Oder doch?

  • TK
    Tadeusz Kantor

    Meine Rede, Merkel & Co. stärken mit ihrer Politik die Rechte in Griechenland...

  • M
    Matthias

    Sehr guter Beitrag. Danke TAZ!

  • M
    MeinName

    Guter Kommentar.

    Ist aber ja leider nix Neues, dass viele richtige Statements der LINKEN von CDU/CSU/SPD/FDP/GRÜNEN in trauter Einigkeit grundlos skandalisiert oder lächerlich gemacht werden.

  • O
    Otto

    Ich habe mir gerade noch einmal das Sitzungsprotokoll von Versaille - insbesondere die Teilnehmerliste - angesehen. JM Keynes war leider nicht anwesend. Zumindest nicht bei den abstimmungspflichtigen TOP. Von daher will sich mir die Keynesianische Interpretation nicht so richtig erschließen. In Gysis Rede war ja durchaus viel Richtiges enthalten, nur den Verweis auf Versaille hätte er sich besser sparen sollen. Weder wird Griechenland von den Kreditgeberländern bestraft. Im Gegenteil, sie erhalten sogar zinsgünstige Kredite, die sie sonst nicht erhalten würden. Noch teilen sich die ominösen Siegermächte das Land irgendwie auf...