Bundesverdienstkreuz für Kazim Erdogan: „Wunschlos glücklich“

Kazim Erdogan wird für seine ehrenamtliche Arbeit mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Er leitet unter anderem die erste muslimische Männergruppe.

Der Psychologe Kazim Erdogan wird mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Bild: dpa

taz: Herr Erdogan, Sie bekommen das Bundesverdienstkreuz für Ihr ehrenamtliches Engagement. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Kazim Erdogan: Auch wenn ich als Einzelperson ausgezeichnet werde, ist es ein Preis für alle Menschen, die mich kennen. Wenn sie meine Projekte nicht honoriert und unterstützt hätten, dann hätte ich diesen Preis nicht bekommen. Also freue ich mich für sie alle, denn es ist der Lohn für unsere Arbeit.

Hilft Ihnen Ihre Bekanntheit für Ihre Arbeit?

Die Menschen loben mich für meine Arbeit und sagen mir, dass ich weitermachen soll. Aber wenn ich Gelder beantrage, dann bekomme ich immer noch viele Absagen. Die Bekanntheit sollte eine Brücke sein, um nicht nur verbal, sondern auch finanziell unterstützt zu werden. Bislang hat das leider noch nicht ausreichend geklappt. Ich weiß ja, um die finanzielle Lage in unserem Land und möchte mich nicht beschweren. Dennoch sind meine Projekte beispielhaft. Sie sind innovativ und kreativ. Und deswegen wünsche ich mir auch finanzielle Unterstützung.

Hand aufs Herz: Welche Auszeichnung finden sie denn besser: Den taz Panter Preis oder das Bundesverdienstkreuz?

Jeder Schatz ist besser als der andere und alle Preise, die ich bisher bekommen habe, erfreuen mich. Sie geben mir Mut und motivieren mich, jeden Tag mit neuem Elan weiterzumachen. Das Preisgeld für den taz Panter Preis habe ich zum Beispiel für die Sprachwoche in Berlin ausgegeben. Und das Bundesverdienstkreuz wird eine Brücke sein, denn dann sehen Stiftungen, Ministerien, Einzelpersonen und Firmen, dass ich für meine Projekte ausgezeichnet wurde und das sie nicht schlecht sein können und dann werden sie hoffentlich ihre Portemonnaies öffnen.

ist 59 Jahre alt. Der Psychologe arbeitet in Berlin-Neukölln und leitet Deutschlands erste Selbsthilfegruppe für muslimische Männer. 2011 wurde er von der taz als „Held des Alltag“ ausgewählt und mit dem Panter Preis ausgezeichnet. Der Preis wird von der taz Panter Stifung gestiftet und wird mit 5.000 Euro dotiert.

Gibt es noch irgendwelche Preise, die Sie gerne gewinnen möchten?

Erst mal bin ich wunschlos glücklich. Aber natürlich können wir immer dotierte Preise gebrauchen. Alles, was wir einnehmen, also auch meine Honorare, fließen in die Vereinsarbeit ein. Und bevor ich das Zepter aus der Hand gebe, möchte ich noch mehr Pilotprojekte initiieren, damit alle Menschen in Deutschland davon profitieren können.

Sie haben schon Ideen für die Zukunft?

Ja, konkret basteln wir an zwei, drei tollen Projekten mit Männern gegen Spielsucht und gegen Gewalt. Dazu brauchen wir tatkräftige Unterstützung. Aber ich kann ihnen sagen, dass ich mindestens zehn Projekte habe, die wir noch nicht haben realisieren können. An Ideen hapert es überhaupt nicht. Aber immer wieder stoßen wir an unsere finanziellen Grenzen. Manchmal sind wir nicht einmal in der Lage, unsere Telefonkosten abzuführen, weil wir keine regelmäßige Förderung erhalten. Und wenn die Zahl der Projekte steigt, dann steigen natürlich auch die Ausgaben. Es gibt leider viele Menschen, die Unterstützung brauchen und deswegen ist es lebensnotwendig, dass wir Hand in Hand zusammenarbeitet. Dass jemand, der Ideen hat, die Ideen entwickelt und umsetzt und jemand, der das Geld hat, das Geld gibt.

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