Kommentar Pferdefleisch: Fertiggerichte? Kontrollverlust!

Viele Hersteller nutzen das Vertrauen der Verbraucher dazu aus, billige Zutaten unterzumischen – zum Beispiel Pferdefleisch in Tiefkühllasagne.

Völlig außer Rand und Band: Schimpansen, unkontrolliert. Bild: dpa

Der Skandal um als Rindfleisch gekennzeichnetes Pferdefleisch in Tiefkühllasagne zeigt auch: Der Trend zu immer noch weiter verarbeiteten Lebensmitteln birgt Risiken für die Verbraucher in sich.

Fertiggerichte bedeuten einen Kontrollverlust. Wer eine Tiefkühlpizza kauft, kann in der Regel nicht überprüfen, wer die Zutaten produziert hat. Oft wissen die Verbraucher nicht einmal, welche Chemikalien beispielsweise zu den Zutaten gehören. Den Konsumenten bleibt nichts, als dem Hersteller zu vertrauen, dass er seine Arbeit ordentlich macht. Dieses Vertrauen ist – wie im aktuellen Fall – nicht immer berechtigt.

Dennoch versucht die Lebensmittelindustrie Produkte zu verkaufen, die in immer höherem Maße verarbeitet sind. Schließlich kann sie mehr Geld verlangen, wenn sie mehr Arbeitsschritte ausführt. Viele Hersteller nutzen das Vertrauen der Verbraucher dazu aus, billige Zutaten unterzumischen. Zum Beispiel Analogkäse statt Kuhmilchkäse. Oft auch ungesund viele Kohlehydrate statt teurerer Zutaten. Und jede Menge Konservierungsstoffe, damit die Ware möglichst lang verkauft werden kann.

Fertiggerichte können, in Maßen genossen, durchaus sinnvoll und unschädlich sein. Aber Umfragen zeigen, dass immer weniger gekocht wird. Das ist ein Trend, den es umzukehren gilt.

Deshalb müssen die Schulen viel stärker als bisher zu einer gesunden Ernährung erziehen. Sie sollten die Kinder sensibilisieren für Probleme, die mit Fertiggerichten einhergehen. Gleichzeitig muss der Staat Werbung für Fertiggerichte einschränken, wenn sie sich zum Beispiel an Kinder und Jugendliche richtet. Da könnte Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) mal zeigen, wo sie wirklich steht: auf der Seite der Verbraucher oder der der Industrie.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.