Pferdefleisch-Skandal: Hack und Hack
Der Konservenhersteller „Dreistern“ sieht sich als Opfer. Derweil wurden auch in der Schweiz Produkte mit Pferedefleisch gefunden. Die SPD fordert Aufklärung.
NEURUPPIN/BERLIN dpa | Der vom Pferdefleisch-Skandal betroffene Konservenhersteller Dreistern in Neuruppin sieht derzeit keine anderen Produkte als das von ihm gelieferte Rindergulasch als belastet an. Es liefen aber noch intensive Untersuchungen, sagte eine Unternehmenssprecherin am Montag.
Die von der Dreistern-Konserven GmbH & Co. KG produzierten Chargen Rindergulasch würden alle zurückgerufen und anschließend vernichtet. Die Firma hatte sechs Lieferanten – vier deutsche, ein belgisches und ein niederländisches Unternehmen. „Auch wir sind Opfer von Etikettenschwindel. Wir sind nicht Täter“ betonte die Sprecherin.
In dem vom Markt genommenen Rindergulasch („540g Omnimax“, Mindesthaltbarkeitsdatum 05.11.2015) sei auch kein Pferdefleisch, sondern nur Spuren von Pferde-DNA gefunden worden, erläuterte sie. Bereits zuvor hatte der Betrieb darauf hingewiesen, dass diese Spuren „im Rahmen der Fleischverarbeitung bereits durch die Nutzung gemeinsamer Schlachthäuser oder Transportbehälter entstanden sein“ könnten. „Wir suchen mit Hochdruck nach der möglichen Kontaminationsquelle“, sagte die Firmensprecherin.
Über Liechtenstein ins Münsterland
Im europaweiten Pferdefleisch-Skandal führt eine weitere Spur nach Deutschland. Der Liechtensteiner Partner der Supermarktkette Lidl, die Firma Hilcona, erklärte am Montag, die Rohware für das Produkt „Combino Tortelloni Rindfleisch“ sei vom Fleisch-Lieferanten Vossko aus dem Münsterland gekommen, es enthalte undeklariertes Pferdefleisch. Das Nudelgericht war am Freitag vom Discounter Lidl aus den Regalen entfernt worden.
Auch der Discounter Aldi Nord ist bei der Suche nach Pferdefleisch in Fertiggerichten fündig geworden. In „Tiefkühl Penne Bolognese 750 g“ und „Gulasch 540 g Dose, Sorte Rind“ seien Anteile von Pferdefleisch nachgewiesen worden, teilte Aldi Nord am Montag in Essen mit.
Derweil wurden in Schweizer Supermärkten am Montag sieben Produkte aus den Regalen genommen, die undeklariertes Pferdefleisch enthalten sollen. Auch hier führt die Spur über die liechtensteinische Firma Hilcona zum deutschen Hackfleisch-Lieferanten Vossko.
SPD attackiert Aigner
Die SPD hat von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) volle Aufklärung über den Pferdefleisch-Skandal verlangt. „Aigner muss jetzt endlich dafür sorgen, dass Ross und Reiter genannt werden“, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am Montag in Berlin.
„Sie ist die verantwortliche Ministerin. Sie muss handeln.“ Zugleich warf sie Aigner vor, genaue Herkunftsbezeichnungen auf Lebensmitteln bislang verhindert zu haben. Wegen des Skandals kamen am Vormittag die Verbraucherminister aus Bund und Ländern in Berlin zusammen
Wegen des Verdachts auf nicht deklariertes Pferdefleisch wurden in Brandenburg nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums bisher rund 28.500 Packungen Tiefkühl-Lasagne sichergestellt. Mit Laborergebnissen wird nicht vor Donnerstag gerechnet.
Leser*innenkommentare
mr.spock
Gast
Wer's glaubt, wird nicht selig,
sondern VERARSCHT!!!
A. Hopfenschauer
Gast
Pferedefleisch in der Schweiz gefunden - SPD fordert Aufklärung?
Das sind die traurigen Überreste von Steinbrücks Kavalerie. Wird wohl nichts mit sauberen Bankgeschäften und fairen Steuern...
Christian
Gast
Hat Nahles wirklich „Ross und Reiter“ gesagt? Ist ihr Humor so schlecht oder merkt sie nur einfach nicht mehr, was sie so aus ihrem Rhetorikbaukasten zieht?
Pferdeflüsterer
Gast
Man sollte sich mal anschauen wie die Bio-Aktien seit dem Pferdefleischskandal explodiert sind.
http://www.trendlink.com/aktien/Biolebensmittel
Hoch lebe der Pferdefleischskandal.
Schöne neue Welt.
Bio-Fleisch ist billiger als Bio-Gemüse.
Die Bio-Fleischlobbyisten lassen momentan die Bio-Champagnerkorken knallen, das ist sicher. TV und Printmedien sind von Lobbyisten verseucht.
Über das ungesunde Fleischesssen, darüber berichtet auch ein Fachmagazin wie die TAZ natürlich niemals. Auch nicht über die einhergehende Umweltzerstörung hier bei uns. Grossstädter haben schon lange den Bezug zur Deutschen Natur verloren und kümmern sich lieber um Urwälder im Amazonasgebiet.
Auf der Fläche eines Grundstückes, das benötigt wird, um ein Kilo Fleisch zu erzeugen, könnte man im selben Zeitraum 200 kg Tomaten oder 160 kg Kartoffeln ernten.
Es werden rund 67% der landwirtschaftlichen Nutzfläche für die Tierhaltung und den Futtermittelanbau verwendet.
Zur Erzeugung von 1 kg Getreide braucht es ca. 100 Liter Wasser, um 1 kg Fleisch zu erzeugen, braucht es 2.000 bis 15.000 Liter Wasser.
"Der tägliche Flächenverbrauch in Deutschland liegt mit leicht abnehmender Tendenz derzeit bei etwa 100 Hektar pro Tag. Das heißt: Jede Sekunde zwölf Quadratmeter, jeden Tag 100 Fußballplätze, jedes Jahr ein Gebiet so groß wie zwei Drittel der Fläche des Bodensees: Das ist die Fläche, die in Deutschland zugebaut, betoniert oder geteert wird."
http://www.bund-bawue.de/themen_projekte/flaechenschutz/
vic
Gast
„Aigner muss jetzt endlich dafür sorgen, dass Ross und Reiter genannt werden“, sagte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am Montag in Berlin.
Naheliegender Gag.
Hady Khalil
Gast
Fließbandarbeit
Schon wieder ein Lebensmittelskandal. Und selbst das kann ich nicht mehr hören.Heute den ganzen Tag als erste Meldung. Gibt es nichts anderes wichtiges zu berichten? In den Redaktionen liegen schon die Textbausteine für den nächsten Skandal bereit. Diesmal geht’s glaub ich um Pferdefleisch. Man kann sich ja gar nicht entziehen. Was ist die Botschaft über alle Medien mit dn ewig gleichen Ritualen. Ist Journalismus Fließbandarbeit? Statt Rindfleisch Pferdefleisch gegessen und die Politik so Verbraucherschutzministerin Aigner hat wieder efolgreich das Problem an irgendwelche geheimen EU Ausschüsse verwiesen die dann, wie ein Konklave irgendwelche Beschlüsse verkünden, oder den weißen Rauch verweigern, weil noch geräuchert wird.. So schafft man kein Vertrauen in Europa und außerdem können wir froh sein, das es überhaupt noch Fleisch zu essen gibt. Das man weiteres Bienensterben verhindert ist ein viel größeres Problem, weil es in 2-3 Jahren in Europa keine Blütenpflanzen mehr gibt. Dann werden nur noch reiche Leute überhaupt Fleisch essen können und ein Laib Brot kostet soviel wie ein Kilo Schweinebraten.. Nutzt doch mal solche Krisen, um die Probleme tiefer zu beleuchten und Lösungen vorzuschlagen, anstatt die Ohnmacht zu befördern. Ansonsten reicht ein Hinweis auf den Skandal und täglich aktualisiert zB. 45. Tag nichts neues.. Mehr brauch ich gar nicht und mehr sagt ihr ja eigentlich auch nicht. Wer sitzt da in der EU in den Auschüssen, ie entscheiden die, warum dauert das immer so lange. Da könnte man zB. Mal genau hinsehen und die Prozesse helfen zu beschleunigen zB. Indem man Roß und reiter nennt: .. die Abgeordneten xy aus xy verweigern eine Lösung. Fließbandarbeit im Akkord wird halt besser bezahlt.
D.J.
Gast
Tonnenweise Vernichtung von Lebensmitteln wegen Spuren von Pferdefleisch? Diese dekadente deutsche Wohlstands-Hysterie ist irgendwie nur noch ekelerregend.