Prozess um fehlerhafte Brustimplantate: PIP-Chef bestreitet Täuschung
Der langjährige Chef der französischen Firma PIP, Jean-Claude Mas, bestreitet dass er den TÜV bewusst in die irregeführt hat: Es sei alles schon Routine gewesen.
MARSEILLE afp | Im Betrugsprozess um die Brustimplantate der französischen Firma PIP hat der langjährige Unternehmenschef Jean-Claude Mas seine bisherige Aussage widerrufen, wonach er die Kontrolleure des TÜV Rheinland absichtlich hinters Licht geführt habe.
Er habe keine „Anweisungen“ gegeben, die Implantate mit einem nicht zugelassenen Billig-Silikon vor dem TÜV zu verstecken, versicherte der 73-Jährige am Freitag in Marseille.
Kurz nach Prozessauftakt vergangene Woche hatte der Hauptangeklagte Mas eingeräumt, dass er seine Brustimplantate, von denen er weltweit hunderttausende verkaufte, mit einem Billig-Silikon statt dem zugelassenen Nusil-Gel gefüllt hatte. „Ich habe schon den Betrug zugegeben“, sagte Mas nun, er habe aber „nie an diesen Verschleierungsaktionen“ gegenüber dem TÜV teilgenommen.
Die Billig-Einlagen reißen schneller und werden für Entzündungen verantwortlich gemacht. Keinen Nachweis gibt es bisher, dass sie auch Krebs auslösen. Mas bestreitet, dass seine Produkte gesundheitsgefährdend seien. Der TÜV Rheinland hatte die PIP-Einlagen europaweit zertifiziert, tritt aber in Marseille als Nebenkläger auf, weil er sich selbst als Opfer des Betrugs sieht.
Mas hatte 2010 im Polizeiverhör gestanden, dass er die „Anweisung“ an seine Mitarbeiter gegeben habe, alle Unterlagen und ganze Container mit dem Billig-Silikon immer vor den angekündigten TÜV-Kontrollen zur Seite zu schaffen. Dies sei schon „Routine“ gewesen.
Nun sagte er: „Ich sehe nicht, warum ich hätte Anweisungen geben sollen, wenn es Routine war.“ Er sei im Polizeigewahrsam „sehr destabilisiert“ gewesen. Der Polizeibeamte im Verhör sei ihm gegenüber „sehr heftig“ aufgetreten.
Mas versicherte am Freitag auch, dass er von 2005 bis 2010 keinen Kontakt zum TÜV gehabt habe, weil er keine operative Funktion in der südfranzösischen Firma gehabt habe. Er stand damals an der Spitze des Aufsichtsrates, die Leitung von PIP oblag dem Mitangeklagten Claude Couty. Davor sei die ebenfalls angeklagte Qualitätschefin Hannelore Font dafür zuständig gewesen, sagte Mas.
5.250 Frauen klagen in Marseille gegen Mas und vier einst leitende Angestellte seiner Firma, die seit 2010 pleite ist. Mas bat die Opfer am Freitag vor Gericht offen um Entschuldigung: „Ich bitte die Patientinnen um Verzeihung für den Betrug durch PIP.“
Zuvor hatte er sich nur halbherzig vor Gericht bei den Frauen entschuldigt. Mas drohen in dem Prozess fünf Jahre Haft wegen Betrugs.
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