Kommentar Apples Zulieferfirmen: Apple bleibt Ausbeuterkonzern

Solange Apple sich weiterhin nicht um Arbeitsbedingungen schert und Zulieferfirmen gegeneinander ausspielt, hat der Staat nur wenig Chancen.

Der Schmutz eines Ausbeuterkonzerns haftet an jedem iPad. Bild: reuters

Einerseits gelobt Apple Besserung. Andererseits spielt der US-Konzern seine Vertragsfirmen in China gegeneinander aus, um die Löhne weiter zu drücken. Die unabhängige Arbeitnehmerorganisation China Labour Bulletin in Hongkong kommt in ihrer jüngsten Studie zu dem Ergebnis, dass sich die Bedingungen, unter denen iPhones, iPads und MacBooks in der Volksrepublik hergestellt werden, deutlich verschlechtert haben.

Die Organisation weist den Zulieferfirmen von Apple weiter die Beschäftigung von Minderjährigen nach, Überstunden werden systematisch unterschlagen. Hinzu kommen miserable Arbeitsschutzbestimmungen. Das ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die in jüngerer Zeit den Versprechungen des US-Unternehmens geglaubt haben. Apple steht seit Jahren in der Kritik wegen der Zustände beim bisherigen Zulieferer Foxconn. Um den drohenden Imageschaden zu begrenzen, verlagerte Apple einen Teil seiner Produktion zum Hersteller Pegatron. Nun erweist sich: Dort sind die Arbeitsbedingungen noch schlechter.

An Chinas Gesetzgebung liegt das nicht. Auch wenn unabhängige Gewerkschaften nicht erlaubt sind – das chinesische Arbeitsrecht sieht Mindestlöhne, Arbeitszeitregelungen und klare Arbeitsschutzbestimmungen vor. Zumindest Letztere können mit denen in Europa durchaus mithalten. Es hapert an der Umsetzung.

Nun kann eine Regierung zu Recht dafür kritisiert werden, wenn sie nicht imstande ist, die Unternehmer auf ihrem Staatsgebiet zu bändigen. Solange ein mächtiger Konzern wie Apple sich weiterhin nicht um Arbeitsbedingungen schert und Zulieferfirmen gegeneinander ausspielt, hat der Staat nur wenig Chancen. Und solange Apple sich in Lippenbekenntnisse flüchtet und die Missstände toleriert, haftet jedem iPhone weiter der Schmutz eines Ausbeuterkonzerns an.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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