Sonde auf dem Weg zum Mond: Nasa startet Kamikaze-Mission
Die unbemannte Sonde Ladee wurde erfolgreich zum Mond geschickt. Sie soll die dünne Atmosphäre des Erdtrabanten erforschen und 40 Jahre alte Rätsel lösen.
WALLOPS ISLAND afp | Die US-Raumfahrtbehörde Nasa hat eine unbemannte Kamikaze-Mission zum Mond geschickt, die den Erdtrabanten umkreisen und seine extrem dünne Atmosphäre untersuchen soll.
Die Sonde Ladee („Lunar Atmosphere and Dust Environment Explorer“) hob am Freitagabend um 23.27 Uhr (Ortszeit, 5.27 Uhr MESZ) an Bord einer Minotaur-V-Rakete vom Raketenstartplatz Wallops im US-Bundesstaat Virginia ab, wie die Nasa mitteilte. Nach hundert Tagen – wenn sie ihre Erkenntnisse geliefert hat – soll Ladee für ihren „Todessturz“ in die Mondoberfläche gesteuert werden.
Die Sonde verfügt über drei Instrumente, mit denen die Zusammensetzung der Mondatmosphäre erforscht und nach Staub oberhalb der Mondoberfläche gesucht werden soll. Der Eintritt in ihre Mondumlaufbahn ist für den 6. Oktober vorgesehen. Ab dann soll die Sonde in einer Höhe zwischen 20 und 60 Kilometern über der kraterdurchfurchten Oberfläche des Erdbegleiters kreisen.
Die Atmosphäre des Mondes ist so dünn, dass die in ihr enthaltenen Moleküle nicht zusammenstoßen. Sie könnte damit vergleichbar sein mit der äußersten Schicht der Erdatmosphäre, der Exosphäre. Diese markiert den Übergang zum Weltraum.
Mit Hilfe der Ladee-Mission hofft die Nasa auch ein Rätsel aus der Zeit der bemannten „Apollo“-Mondflüge vor mehr als 40 Jahren zu lösen. Astronauten hatten damals von der Mondoberfläche aus vor dem Sonnenaufgang ein mysteriöses Leuchten am Mondhorizont beobachtet. Als mögliche Erklärung gilt, dass die Lichterscheinung durch Staub in der Mondatmosphäre hervorgerufen wurde - von Staubteilchen, die durch ultraviolettes Sonnenlicht elektrisch aufgeladen wurden.
Das letzte Mal waren US-Astronauten 1972 auf dem Mond. Die Planungen von Ladee reichen noch in die Zeit von US-Präsident George W. Bush zurück, der auch wieder Menschen zum Mond schicken wollte. Sein Nachfolger Barack Obama hat das Vorhaben wegen der horrenden Kosten und überflüssigen Ziele gestrichen. Nach wie vor will die Nasa aber bis 2030 die ersten Astronauten zum Mars schicken.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
US-Präsidentschaftswahl
50 Gründe, die USA zu lieben
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Klimaziele der EU in weiter Ferne
Neue Klimaklage gegen Bundesregierung
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Resolution gegen Antisemitismus
Nicht komplex genug