TV-Geräte unter Spionageverdacht: Fernseher mit Augen
Smart-TVs von LG sollen, zumindest in Großbritannien, die Sehgewohnheiten ihrer Nutzer aufzeichnen. Das könnte personenbezogene Werbung ermöglichen.
BERLIN/LONDON dpa | Fernsehgeräte des südkoreanischen Elektronikherstellers LG mit einem Internet-Anschluss stehen im Verdacht, Informationen über die Sehgewohnheiten der Nutzer auszuspionieren.
Die Daten könnten dazu verwendet werden, personalisierte Werbung auf dem Smart-TV zu ermöglichen. Ein britischer Blogger berichtete nach einer Analyse seines neu gekauften Fernsehers, sein Smart-TV zeichne jeden Programmwechsel minutengenau auf und versuche diese Daten an die koreanische Firmenzentrale zu übertragen.
Dem Bericht auf „DoctorBeet's Blog“ zufolge versucht der LG-Fernseher auch, die Namen aller von einem USB-Stick abgespielten Film- und Musik-Titel weiterzuleiten. Diese Daten würden unverschlüsselt übertragen. Der Server von LG spucke allerdings eine Fehlermeldung aus, so dass nicht sicher sei, ob die Daten tatsächlich auf dem Server landen.
Unklar ist, ob sich nur neue LG-Fernseher mit Netz-Anschluss in Großbritannien so verhalten. Bei einem Test des Fachportals „heise“ konnte die Datenübertragung nicht nachvollzogen werden, weder mit der Ländereinstellung Deutschland noch mit der Vorauswahl für Großbritannien. LG liefert allerdings seine Fernseh-Geräte in Europa mit unterschiedlichen Software-Versionen aus. Daher könnten Smart-TVs, die in Deutschland verkauft werden, von dem Datenschutzproblem nicht betroffen sein.
Ein LG-Sprecher in Deutschland sagte, sein Unternehmen werde den Berichten nachgehen. LG nehme den Datenschutz sehr ernst und werde so schnell wie möglich zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen.
Leser*innenkommentare
tutto mafia
Gast
i dit it my way
klauspietschmann
Gast
so what? vor etwa vier jahren hatte ich euch schon einmal einen kommentar zur ueberwachung durch unterhaltungselektronik gesendet, der auch veroeffentlicht wurde. und ich bin damals als paranoider spinner abgetan worden. jetzt beschleicht mich allerdings eine gewisse genugtuung.
Mal langsam
Gast
@klauspietschmann Vielleicht sollte man endlich begreifen: Technisch ist heute viel mehr möglich als mensch für möglich hält. Und was technisch möglich ist, wird eben auch verwendet. Und das sowohl für den Menschen als auch gegen ihn. Man muss dazu nicht Dürrenmatts "Die Physiker" oder Focaults "Überwachen und Strafen" lesen (man kann aber!), fest steht für mich: Der Mensch wird heute mehr und mehr zu einem Analyseobjekt der Märkte. Vielleicht sollten wir begreifen, dass manche technischen Innovationen nicht nötig sind und einen zu hohen Preis haben.