Vanessa-Mae in Sotschi: Fiedelnd den Berg hinunter
Die Star-Geigerin Vanessa-Mae wird bei den Winterspielen im Ski-Slalom antreten. Ihre Entscheidung erzählt auch von den Parallelen zwischen Sport und Musik.
Spätestens, als sie 1995 das „Wetten, dass..?“-Publikum mit ihrem popaffinen Geigenspiel entzückte, war sie auch in Deutschland populär. Damals war die 17-jährige Vanessa-Mae schon weltberühmt.
In den vergangenen Jahren ist es still geworden um sie. Bis am Montag die Meldung kam, dass die Tochter eines Thailänders und einer Chinesin bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi für Thailand im Ski-Slalom antritt. Ihr olympisches Engagement verwundert nur auf den ersten Blick. Seit 2009 wohnt sie in in der Schweiz, um zu trainieren. Mae fährt Ski, seitdem sie vier Jahre alt ist, ein Jahr länger also, als sie Geige spielt.
Ohnehin haben Musik und Sport seit jeher vor allem eins gemeinsam: Um seine Ziele zu erreichen, ist Durchhaltevermögen und Selbstdisziplin erforderlich. Außerdem seien sowohl für das Geigespielen als auch Skifahren „Technik, Erfahrung und Sensibilität der Schlüssel“, wie sie vor einem Jahr erklärte.
Ihr Leben war stets von Erfolgsdruck geprägt. „Meine Mutter trieb mich ständig an. Manchmal belohnte sie mich – und dann gleich mit Dior-Kleidchen. Doch wenn ich nicht funktionierte, gab es Schläge“, sagte sie einmal.
Ihre Biografie liest sich wie der optimierte Lebenslauf eines von überambitionierten Eltern disziplinierten Mädchens: Mit 10 trat sie erstmals mit dem Philharmonic Orchestra in London auf, mit 13 kam sie als jüngste Geigerin ins Guinnessbuch, drei Jahre später wurde die mittlerweile als „Teeny Paganini“ bekannte Violinistin mit ihrem ersten Pop-Album „The Violinist“ weltberühmt.
Dass sie sich im Video ihres ersten Hits, eine von poltriger Rockmusik homogenisierte Adaption der Toccata und Fuge in d-Moll von Bach, in lila Hotpants und bauchfreiem Top vor einer Traumstrandkulisse räkelte, katapultierte sie endgültig in den Pop-Olymp. Später folgen Alben mit Janet Jackson und Prince.
Vanessa-Mae, mittlerweile 35, ist damit ein Symbol für eine Welt, in der Ehrgeiz und Erfolg immer noch die zentralen Tugenden sind. Und passt damit gut zu Olympia, bei dem es immer auch um eine Demonstration von Überlegenheit, aber auch Virtuosität geht.
Leser*innenkommentare
774 (Profil gelöscht)
Gast
Oje, noch jemand Prominentes, der nicht glauben will, daß Ski-Fahren zu gefährlich ist.
Bastler4711
Gast
vor allem wird uns hier gezeigt, dass man mit Geld auch eine Olympiateilnahme kaufen kann, um ihr Hobby zu zelebrieren.
figaro
Gast
wenn ihr so weitermacht, könnte die taz doch noch ein echtes frisör-fachblatt werden...
Replik
Gast
@figaro Seit wann veröffentlichen Frisör-Fachblätter kulturkritische Texte über fadenscheinige Olympia-Teilnehmer?
Figaro
Gast
@Replik schon seit langem...
Geigerin
Gast
Fiedelnd schreibt man mit ie.