Antichinesische Proteste in Vietnam: Fabriken angezündet

Tausende Vietnamesen wüten über eine chinesische Ölplattform vor ihrer Küste. Sie greifen chinesische Fabriken an – oder was sie dafür halten.

Ein Sicherheitsbeamter, ein zerstörter Straßenzug. Bild: reuters

BERLIN taz | In Südvietnam haben am Dienstag in mehreren Industriezonen nach offiziellen Angaben bis zu 19.000 Arbeiter gegen den Aufbau einer chinesischen Ölplattform in einem umstrittenen Seegebiet demonstriert. Dabei kam es zu Angriffen auf Fabriken, die offenbar für chinesisch gehalten wurden, mehrheitlich aber taiwanisch und südkoreanisch waren.

Manche Fabriken hingen zum Schutz Transparente auf mit Aufschriften wie „Wir lieben Vietnam“ oder „Paracel und Spratly – Vietnam“. Um die Paracel- und Spratly-Inseln, die auch ganz oder teilweise von anderen Staaten reklamiert werden, streiten Vietnam und China.

Insgesamt wurden in der Provinz Binh Duong bei Saigon rund 200 Fabriken angegriffen. 15 Fabrikhallen brannten ab. Am Mittwoch gab es widersprüchliche Angaben über die Zahl der dabei festgenommenen Plünderer und Brandstifter, die von 191 bis 500 reichten.

„Die Demonstration erhielt besondere Aufmerksamkeit und Unterstützung von lokalen Bewohnern“, schrieb Vietnams offizielle Jugendzeitung („Tuoi Tre“) auf ihrer englischen Webseite. „Doch einige nutzten die geschäftige Atmosphäre um den Marsch aus und drangen illegal in Bürogebäude in den Industriezonen VISP 1 und Viet Hunong IP ein, brachen Glastüren auf und zerstörten Wertgegenstände.“

Reisewarnung für Vietnam

Der Chef des lokalen Volkskomitees sagte dem von der Regierung kontrollierten Blatt, seine Lokalregierung akzeptiere die Demonstration, die den Patriotismus der Arbeiter gezeigt habe, als Antwort auf Chinas Eindringen in vietnamesische Gewässer. Gesetzesbrecher müssten aber hart bestraft werden.

Die Regierung von Taiwan bestellte gestern den vietnamesischen Gesandten ein. Hongkongs Regierung sprach eine Reisewarnung für Vietnam aus, und Chinas Botschaft forderte ihre Landsleute zu besonderer Vorsicht auf.

Bereits am vergangenen Wochenende hatte es in mehreren Städten Vietnams sowie von Vietnamesen im Ausland (unter anderem auch in Berlin) Demonstrationen gegen Chinas Verhalten im Inselstreit gegeben. Der langjährige Konflikt war kürzlich eskaliert. Eine Armada chinesischer Schiffe hatte am 1. Mai eine Bohrplattform in ein Gebiet geschleppt, das auch von Vietnam beansprucht wird. Dabei rammten sich Schiffe beider Seiten, die sich auch mit Wasserkanonen bespritzten. Die Regierung in Hanoi erlaubte darauf am Wochenende erstmals wieder antichinesische Proteste.

Vietnam und China werfen sich gegenseitig Souveränitätsverletzungen vor. Der Streit schwelt seit Jahrzehnten und hat 1974 zu einem tödlichen Seegefecht geführt. China streitet derzeit auch mit den Philippinen um andere Inseln in der Region.

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