Umweltverträgliche Reinigungsmittel: Seife aus Sand
Ein neues Tensid könnte Reinigungsmittel in Zukunft umweltverträglich machen. Sogar Solarzellen könnten dabei recycelt werden.
ForscherInnen der Universität Kassel haben aus gewöhnlichem Quarzsand ein neues Tensid entwickelt – unschädlich für die Umwelt und vollständig biologisch abbaubar. Das „silanol-basierte Tensid“ zerfällt nach Gebrauch einfach wieder in seine harmlosen Bestandteile: Siliziumdioxid, CO2 und Wasser. Und die Rohstoffe dafür gibt es reichlich, Silizium und Sauerstoff sind die häufigsten Elemente der Erdkruste. Laut dem Forschungsteam ist die reinigende Wirkung vergleichbar mit der herkömmlicher Tenside.
Tenside sind die zentralen Bestandteile von Seifen und anderen Reinigungsmitteln. Sie reduzieren die Oberflächenspannung von Wasser und sorgen so dafür, dass Fett oder Schmutz von einem Material ins Wasser überführt werden.
Die bisher eingesetzten Stoffe haben für die Umwelt oft negative Folgen. Für Fische und andere Wasserlebewesen sind einige Tensidgruppen hochgiftig und auch für den Menschen sind sie nicht unbedenklich: sie können die Haut reizen und Allergien auslösen.
Zudem werden Tenside in Waschmitteln meist zusammen mit Phosphaten eingesetzt. Die wiederum führen zu einem erhöhten Algenwachstum, das Seen den Sauerstoff entzieht, bis sie „umkippen“. Seit 1980 ist der Phosphatgehalt in Waschmitteln gesetzlich begrenzt. Das gilt allerdings nur für Produkte, die „zur Reinigung von Textilien im Haushalt oder in Wäschereien bestimmt sind“ – nicht für andere Putzmittel, Spülmaschinentabs oder Duschgel.
Infrastruktur vorhanden
Die Abbaubarkeit von Tensiden regelt seit 2007 das Wasch- und Reinigungsmittelgesetz. Dieses schreibt aber nur einen Primärabbau von 80 Prozent vor – obwohl gerade die schnelle und vollständige Zersetzung der Stoffe entscheidend für die Umweltverträglichkeit ist. Auch fallen unter anderem die für Tiere und Menschen besonders problematischen kationischen Tenside nicht unter die Regelung.
Die Sand-Seife wäre also aus Umweltgesichtspunkten ein Fortschritt. Bisher wurden aber nur Prototypen im Labormaßstab hergestellt. Um sie auch ökonomisch wettbewerbsfähig zu machen, müsste der Prozess noch optimiert werden. Die Infrastruktur für die industrielle Produktion sei in Deutschland allerdings prinzipiell vorhanden, sagt Professor Rudolf Pietschnig vom Institut für Chemie der Universität Kassel.
Mehrere Unternehmen aus dem In- und Ausland hätten bereits Interesse angekündigt. Die Herstellung ähnele bis zu einem bestimmten Punkt der von Solarzellen. Auf lange Sicht, so der Forscher, könnten diese sogar als Tensid recycelt werden.
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