Konflikt in der Ostukraine: Schüsse um Mariupol
Vor den Gesprächen über eine Waffenruhe in der Ukraine wird im Osten des Landes weitergekämpft. Die Separatisten sind in die strategisch wichtige Hafenstadt vorgerückt.
MARIUPOL ap | Ungeachtet der Hoffnungen auf eine Feuerpause setzen die prorussischen Separatisten ihre Offensive im Osten der Ukraine fort. Aus den nördlichen und östlichen Außenbezirken der strategisch wichtigen Hafenstadt Mariupol war am Freitag starker Beschuss zu hören, wie Reporter der Nachrichtenagentur Associated Press berichteten. Nach eigenen Angaben sind die Separatisten sogar schon in die Stadt eingedrungen. Die Ukraine befürchtet, mit der Einnahme von Mariupol wollten die Rebellen einen Land-Korridor zwischen Russland und der im März annektierten Halbinsel Krim schaffen.
Der Beschuss kam aus unterschiedlichen Richtungen. Das deutet darauf hin, dass die Stadt mit ihren 500.000 Einwohnern zumindest teilweise umzingelt sein könnte. Der Angriff könnte auch dazu dienen, den Druck auf die Ukraine unmittelbar vor den in Minsk geplanten Gesprächen über einen Waffenstillstand noch einmal zu erhöhen.
In der weißrussischen Hauptstadt wollen sich am Freitagmittag (13.00 Uhr MESZ) Vertreter der Ukraine, Russlands, der Rebellen und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa treffen, um über eine Feuerpause zu verhandeln. Sowohl der ukrainische Präsident Petro Poroschenko als auch die Rebellen hatten gesagt, sie seien auf einen Waffenstillstand vorbereitet, wenn die Gespräche erfolgreich seien. Am Donnerstag hatte Poroschenko auf dem Nato-Gipfel in Wales gesagt, als Oberhaupt des Landes sei er bereit, „das Beste zu tun, um den Krieg zu stoppen.“
Zuvor hatte Poroschenko mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über Details eines möglichen Friedens in der Region um die Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk gesprochen. Putin hatte dabei ebenfalls seine Hoffnung auf einen Frieden zum Ausdruck gebracht. Auch die Aufständischen erklärten, sie seien zu einer Waffenruhe bereit, wenn das Abkommen auf einer politischen Basis für die überwiegend russischsprachige Region erreicht werde.
Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen blieb jedoch skeptisch. Was wirklich zähle, sei das, was sich tatsächlich ereigne, sagte er. Auch zuvor schon habe man von russischer Seite ähnliche Statements gehört, die als Deckmantel für eine weitere Destabilisierung der Situation in der Ukraine gedient hätten.
Die Kämpfe zwischen den ukrainischen Regierungssoldaten und den prorussischen Separatisten dauern seit Mitte April an. Die Vereinten Nationen schätzen, dass bislang fast 2600 Menschen in dem Konflikt ums Leben kamen. Mindestens 340.000 Menschen sind geflüchtet.
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