Geiselnahme in Kolumbien: Zurück nach Havanna

Die Farc-Guerilla hat die Freilassung des von ihr verschleppten Generals angekündigt. Die Friedensverhandlungen können weitergehen.

Kuba und Norwegen vermitteln bei den Friedensgesprächen in Havanna. Ihnen ist zu verdanken, dass die Krise offenbar schnell gelöst werden konnte. Bild: Reuters

BUENOS AIRES taz | Die Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerilla-Organisation Farc könnten schon bald wieder in Gang kommen. Nachdem die Farc die baldige Freilassung des verschleppten Generals Rubén Darío Alzate bekanntgab, bestätigt auch Präsident Juan Manuel Santos die Rückkehr an den Verhandlungstisch, sobald der seit vergangenen Sonntag verschwundene General auf freiem Fuß ist.

Dabei sollen außer dem General und seinen zwei Begleitern, die Rechtsanwältin Gloria Urrego und dem Militär Jorge Rodríguez, auch die zwei Soldaten Paulo Rivera und Johnatan Díaz einer Kommission des Internationalen Roten Kreuzes übergeben werden. Die beiden letztgenannten waren bereits am 9. November in der Provinz Arauca in die Fänge der Farc geraten. Wann und wo die Übergabe stattfinden soll, ist nicht bekannt.

Die relativ rasche Einigung kam durch die Vermittlung der Regierungen Kubas und Norwegens zustande. Beide Länder fungieren als Garantiestaaten bei den seit fast genau zwei Jahren in der kubanischen Hauptstadt Havanna laufenden Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc-Guerilla. Präsident Santos hatte unmittelbar nach Bekanntwerden des Verschwindens des Generals die Verhandlungen ausgesetzt und die Wiederaufnahme ohne wenn und aber von dessen Freilassung abhängig gemacht.

Ob die Guerilla Bedingungen für die Freilassungen ausgehandelt hat, ist nicht bekannt. Noch am Dienstag hatte die Verhandlungsdelegation der Farc in Havanna einen beiderseitigen Waffenstillstand als Voraussetzung dafür genannt. Doch dass die kolumbianische Regierung diesem Ansinnen keinen Millimeter entgegenkommen wird, war klar. Präsident Santos hatte immer verkündet, die Kampfhandlungen der Streitkräfte gegen die Guerilla würden ohne Unterbrechung und parallel zu den Gesprächen weitergeführt.

Verwirrung um die Umstände der Verschleppung bleibt

Die Verwirrung um das Verschwinden des Generals hält dagegen weiter an. Der 55-Jährige war vergangenen Sonntag mit zwei Begleitern in die Hände der Farc geraten, als er in dem 300-Seelen-Ort Las Mercedes in der nordwestlichen Pazifikprovinz Chocó unterwegs war. Warum Alzate in Zivilkleidung und offensichtlich unbewaffnet und ohne ausreichenden Begleitschutz in einer als von der Farc infiltriert gekennzeichneten Zone unterwegs war, ist nach wie vor ein Rätsel.

Nach Auffassung der Regierung wurden die drei von bewaffneten Rebellen verschleppt. Dagegen haben unabhängige Reporter mit Anwohnern gesprochen. Diese berichteten, der General habe in der Ortskirche lange mit einer kleinen Gruppe von anderen Männern gesprochen. Alle seien in zivil und unbewaffnet gewesen. Am Ende seien der General und seine zwei Begleiter mit den Männern mitgegangen. Wer sich da in ihrer kleinen Kirche zusammengefunden hatte, hätten sie erst danach erfahren.

Dass es sich bei der mutmaßlichen Entführung um einen gravierenden Vorfall, aber beileibe keinen Einzelfall während der seit zwei Jahren andauernden Verhandlungen handelt, bestätigte das Verteidigungsministerium. Seit November 2012 hat die Armee bei Kampfhandlungen 545 Rebellen getötet und 4.670 Guerilleros gefangengenommen. Dabei wurden 561 Militärs und Polizisten getötet und 3.973 verletzt, so die Bilanz des Verteidigungsministeriums.

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