Offshore-Zulieferer insolvent: Eine Pleite gegen den Strom

Vergangene Woche ließ Georgsmarienhütte den Bremerhavener Offshore-Zulieferer Weserwind fallen. IG Metall und die Linke fordern eine Übergangslösung.

Kein strukturelles Problem: Die Pleite von Weserwind soll in Bremerhaven lieber ein Einzelfall bleiben. Bild: dpa

Bremerhaven nennt sich selbst gern „wichtigstes europäisches Zentrum der Offshore-Windenergiewirtschaft“. Dennoch kam die Insolvenz der Bremerhavener Weserwind GmbH vor einer Woche nicht unerwartet. Vor allem für die Beschäftigten war es aber ein Schock. Nun prüft der Insolvenzverwalter, ob sie in einer Beschäftigungs- oder Transfergesellschaft Arbeit finden.

Dabei hatte die Windenergie-Branche gerade erst im Januar begeistert ihre Jahresergebnisse vorgestellt und das Jahr 2015 als das des Offshore-Booms ausgerufen. Zu Spitzenzeiten beschäftigte das auf den Bau von Fundamenten für Offshore-Windparks spezialisierte Unternehmen bis zu 1.200 MitarbeiterInnen. Heute waren nur noch 370 von ihnen übrig, die nun von der Zahlungsunfähigkeit der Tochter des niedersächsischen Stahlbauers Georgsmarienhütte (GMH) betroffen sind. Nach einem fetten Minus 2014 und einer 100 Millionen Euro schweren Niederlage in einem Schiedsverfahren hatten sich laut Konzern auch noch Aufträge um Jahre verzögert, auf die man für 2015 gehofft hatte.

Die Pleite dürfte einen Rückschlag für die Bremerhavener Ambitionen im Offshore-Sektor bedeuten. Dennoch warnte Bremens Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) davor, die Pleite als Signal für die Branche zu werten. Auch sein Sprecher Holger Bruns will von einem Niedergang der Offshore-Wirtschaft in Bremerhaven nichts wissen: Ein wesentliches Problem seien die ausbleibenden Aufträge gewesen, sodass die GMH kein Geld mehr in das unrentable Unternehmen stecken wollte. Außerdem habe es in den letzten zwei Jahren „einen kompletten Investitionsstillstand“ gegeben.

Laut Karsten Behrenwald von der IG Metall Bremerhaven waren innerbetriebliche Probleme der letzten Jahre bei Weserwind als auch bei der Georgsmarienhütte ausschlaggebend. Ein strukturelles Problem für die Branche sieht aber auch er nicht: „Die anderen Bremerhavener Unternehmen der Branche erhalten weiter neue Aufträge“, betont er.

Behrenwald bezeichnete den Insolvenzantrag zum Monatsende als „einen unmöglichen Zeitpunkt“ und begrüßt, dass das Bremerhavener Amtsgericht bereits kurz darauf einen vorläufigen Insolvenzverwalter eingesetzt hat. Dieser betonte bei der Belegschaftsversammlung Mitte der Woche, es habe Priorität, dass die Beschäftigten zeitnah ihre Gehälter bekommen.

IG Metall und die Linke fordern nun, eine Beschäftigungs- oder Transfergesellschaft zu gründen, um die Arbeitskräfte von Weserwind in Bremerhaven zu halten. In einer solchen Gesellschaft gebe es übergangsweise die Möglichkeit, Beschäftigte an andere Unternehmen auszuleihen oder sie weiter zu qualifizieren. Angesichts einer Arbeitslosenquote von 14,7 Prozent dürfte es schwierig werden, sie weiter in Bremerhaven unterzubringen. Auch Petra Brandt von der Bremerhavener Linken sieht GMH in der Verantwortung, sich um eine entsprechende Übergangslösung zu bemühen. „Möglich wäre eine Betriebsgesellschaft für die nächsten sechs Monate, mit der Hoffnung, dass doch noch Aufträge reinkommen.“ Allerdings würde diese laut Brandt mehr als sechs Millionen Euro für die Löhne der Beschäftigten aufbringen müssen.

Laut Nordsee-Zeitung liegen die Schulden bereits jetzt im dreistelligen Millionenbereich. Zusätzlich musste nach der Betriebsgesellschaft nun auch die Grundstücksgesellschaft Insolvenz anmelden, wie das Blatt weiter berichtete. Die Stahlbauhalle und das am Labradorhafen gelegene Grundstück gehören einer Tochtergesellschaft der GMH.

Mit Weserwind fällt in der Stadt nun ein wichtiges Unternehmen weg. Trotzdem hält die Stadt weiterhin am Ausbau des Offshore-Terminals fest. Linkspartei und der Naturschutzbund BUND kritisieren dieses Vorhaben scharf.

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