Sperrung von „Charlie Hebdo“-Webseite: Türkei ist nicht Charlie

Die Seite des französischen Satiremagazins könnte religiöse Gefühle verletzen, heißt es. Kritiker befürchten eine zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit.

Vergangenes Jahr ließ Präsident Erdoğan auch Twitter und YouTube sperren. Bild: dpa

ISTANBUL dpa/afp | Die Behörden in der Türkei haben den Zugang zur Internetseite des religionskritischen französischen Satiremagazins Charlie Hebdo blockiert. Nutzer in der Türkei erhielten am Freitag eine Fehlermeldung, wenn sie versuchten, die Adresse aufzurufen.

Die Seite des Satiremagazins gehöre zu Dutzenden Webseiten, deren Sperre die Telekommunikationsbehörde im vergangenen Monat beantragt habe, weil sie religiöse Gefühle verletzten könnten, berichtet die Zeitung Hürriyet. Betroffen ist auch die Internetseite der einzigen Atheisten–Vereinigung in der mehrheitlich muslimischen Türkei.

In der Ausgabe nach den islamistischen Anschlägen von Paris veröffentlichte das Magazin auf seiner Titelseite erneut eine Karikatur des Propheten Mohammed. Ein Gericht in der Türkei ordnete daraufhin die Sperre von Internetseiten an, die das Titelbild zeigten. Vor gut einem Jahr hatten die Behörden in der Türkei Twitter und YouTube gesperrt. Das Verfassungsgericht hob die Blockaden allerdings wieder auf.

Nach Angaben der Webseite Engelliweb.com, die sich mit Internetzensur in der Türkei befasst, sind mehr als 67.000 Sites im Land gesperrt. Die meisten betroffenen Inhalte sind pornografischer Natur, es befinden sich aber auch politische Angebote darunter.

Zudem wird gegen eine türkische Tageszeitung ermittelt, die das Charlie Hebdo-Titelblatt mit dem weinenden Propheten Mohammed veröffentlicht hatte. Die türkische Print-Ausgabe von Charlie Hebdo gilt dem französischen Magazin zufolge als „die wichtigste überhaupt“. Kritiker beklagen eine zunehmende Einschränkung der Meinungsfreiheit unter der islamisch-konservativen Regierung in Ankara.

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