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Kolumne Aufgeschreckte CouchpotatoesVorsicht! Schnäppchen!

Edith Kresta
Kolumne
von Edith Kresta

Auch seriösen Zeitungen liegen allzuhäufig Prospekte bei, die auf den ersten Blick ein Superangebot versprechen. Das dicke Ende kommt jedoch meist erst hinterher.

Das mit dem Schnäppchen sehen Zollbeamte oftmals anders. Bild: imago/Sven Ellger

M onika liebt Schmuck. Stundenlang ersteigert sie bei bei Juwelo TV Saphir, Smaragd oder Seltenheiten wie Zultanit oder Tsavorit. Schmuck und Steine sind ihre große Leidenschaft. Aus den Stücken bastelt sie Ketten, Ringe, Armbänder, die sie auf Flohmärkten oder bei geselligen Damennachmittagen verkauft.

Silber, Gelbgold, Weißgold oder Platin braucht sie als Rahmen für die Edelsteine. Auch bei der Suche danach versteht sich Monika auf Schnäppchen. Letztes Jahr fuhr sie mit einem Superbilligangebot in die Türkei. Es lag ihrer Lieblingszeitung, der taz bei.

Und da sie dort ganz unmittelbar als "liebe taz-Leser" angesprochen wurde, war sie sich sicher, die einwöchige Reise für schlappe 150 Euro sei ein seriöses Angebot ihrer seriösen, auch irgendwie konsumkritischen Zeitung. Abgesehen davon, dass das Hotel sehr mittelmäßig, das Essen unterdurchschnittlich und das Wetter schlecht war, gab es umsonst Ausflüge zu Goldschmuckkäufen. Monika war begeistert. Und die Elster, die auf alles reagiert, was glänzt, schlug zu: für 3.000 Euro pures Gold brachte sie mit.

Das dicke Ende kam am Ulmer Zoll. Monika wurde des Schmuggels beschuldigt. Dabei hatte der Veranstalter versichert, der Schmuck sei bereits verzollt, aber unterschlagen, dass der Zoll erst bei der Einreise fällig wird. Zwanzig Prozent musste Monika nun auf den ohnehin überteuerten Goldschmuck - wie sich später herausstellte - draufzahlen.

Nicht nur das Zollamt warnt vor Schnäppchenreisen ins Ausland. Auch wir warnen nachdrücklich davor: Eine Reise wird nicht einfach verschenkt, das Geld wird an anderer Stelle wieder hereingeholt. Aber Vorsicht: Die Reisen werden in Prospekten beworben und diese sind seriösen Zeitungen und Zeitschriften beigelegt. Beispielsweise der taz.

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Edith Kresta
Redakteurin
Schwerpunkte: Reise und Interkulturelles. Alttazzlerin mit Gang durch die Institutionen als Nachrichtenredakteurin, Korrespondentin und Seitenverantwortliche. Politologin und Germanistin mit immer noch großer Lust am Reisen.
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3 Kommentare

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  • Wir (und Freunde von uns schon mehrmals) haben eine dieser Reisen mitgemacht. Man kommt mit Extra-Ausflügen und zubuchbarem Abendessen (was sich empfiehlt, da die Hotels meist ausserhalb liegen) incl. aller Trinkgelder auf knapp 400,- € pro Person, was ich nicht zu teuer für ne Rundreise finde. Ein bisschen Glück braucht man beim für die ganze Woche zugeteilten Guide, aber unserer sprach ausgezeichnet deutsch und verfügte über sehr gute Kenntnisse der Geschichte und die Gepflogenheiten seiner Heimat, wie einige geschickte Fangfragen ergaben.

    Was den türkischen Triathlon (Teppiche, Lederbekleidung, Schmuck) betrifft: Keiner muss mitmachen und wer nicht handeln kann, sollte die Finger davon lassen. Ein Mitreisender hatte sich vorher übers Handy den aktuellen Goldpreis ergoogelt, den angebotenen Schmuck um die Hälfte heruntergehandelt und - wie sich später herausstellte- zwar kein Riesenschnäppchen aber doch durchaus günstig erworben.

    Wir hatten durchweg gute Hotels (teilw. mit Wellnessbereich etc. ein ausgiebiger Besuch im Hamam incl. Massage und allem Schnickschnack kostet nur halb soviel wie in D) und das Essen ist landestypisch wie beim Türken halt.

    Ich will hier sicher keine Reklame machen für solche Angebote, aber Ihre Monika ist entweder eine dumme Nuss oder hatte halt Pech, aber das kann ihr bei Neckermann und Co. auch passieren.

  • Nur mal so am Rande, wer ist denn bitte schön so beschränkt, und macht eine Billig-Superschnäppchenreise für 150€ und kauft dort Gold für 3000€. Manchmal reicht es einfach, kritisch und nicht allzu vertrauensselig zu sein, dann fällt man auch auf sowas nicht rein. Und das klappt selbst bei älteren Menschen, auf die ja viele dieser Scheinangebote zugeschnitten sind.

     

    Und Beilagen in Zeitungen, die nicht Angebote örtlicher Discounter oder anderer bekannter Läden sind, sollte man grundsätzlich direkt entsorgen.

  • Klasse dass die Taz solche Werbung beilegt.