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: Spuck dich frei!

Warum britische Sittenwächter gegen die feuchte Aussprache von Fußballspielern kämpfen

Nicht nur in deutschen Landen wird in diesen Tagen an die Anständigkeit des braven Bürgers appelliert. Auch in England treten die Sittenwächter auf den Plan. Die Wohltätigkeitsorganisation „Keep Britain Tidy“ – „Haltet England sauber“ – wendet sich an eine spezielle Gruppe von Raubeinen und Flegeln – an den gemeinen Fußballspieler. Er solle in Zukunft weniger spucken. „Spucken ist die ultimative Beleidigung, eine Geste voller Hass“, schreiben die Aktivisten staubtrocken. Spucken sei nicht nur unschicklich und obszön, nein, dadurch übertrügen sich Krankheiten, dem Staat entstünden Reinigungskosten und auch mit der Vorbildwirkung speiender Kicker sei es nicht weit her.

Auf Englands Fußballplätzen wird nicht mehr gespuckt als anderswo, auch wenn der Trainer von Manchester United, Sir Alex Ferguson, mit unrühmlichem Beispiel vorangeht und seinen Kaugummi meist vor laufenden Kameras auf den Boden schleudert oder Bolton-Angreifer El-Hadji Diouf seinen Gegenspieler Arjan de Zeeuw (FC Portsmouth) im Stile einer Roten Speikobra bearbeitet. Das Spucken als solches ist ein ubiquitäres Phänomen; gerotzt wird überall dort, wo sich ein Stollenschuh in die Grasnarbe bohrt: Ein Niederländer (Rijkaard) attackiert einen Deutschen (Völler), ein Schalker (Lincoln) einen Stuttgarter (Hitzlsperger), ein andermal speit ein Schweizer (Frei) nicht nur Gift und Galle, was wiederum den Italiener Totti inspiriert.

Der Deutsche Fußball-Bund hat die Zeichen der Zeit erkannt und die feuchte Aussprache unlängst unter Strafe gestellt. „Spucken gehört zu den schwersten sportrechtlichen Vergehen“, verkündete ein Sprecher. Eine Initiative der Uefa unter dem Vorsitz von Fabien Barthez ist überfällig. Der Franzose trägt einen feinen Spitznamen. Man nennt ihn das Lama. MARKUS VÖLKER