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Archiv-Artikel

das wichtigste Wildvögel als Ursache

Trotz Stallpflicht wurden die Puten in Sachsen mit H5N1 infiziert. Denn dort durften die Gänse draußen trinken

Von step

BERLIN afp/rtr/taz ■ Der Ausbruch der Vogelgrippe auf einem Geflügelhof in Sachsen ist nach ersten Erkenntnissen offenbar durch Wildvögel verursacht worden. Bei dem festgestellten Erreger H5N1 handele es sich um die so genannte Asien-Variante, sagte Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) gestern in Berlin. Derselbe Virentyp sei auch bei sämtlichen Wildtieren festgestellt worden, die bislang in Deutschland positiv auf Vogelgrippe getestet wurden.

Eigentlich soll die Stallpflicht den Kontakt zwischen Wildvögeln und Nutztieren verhindern. Für einige Betriebe galten aber bislang Ausnahmegenehmigungen, so auch für die betroffene Geflügelzucht in Mutzschen bei Leipzig. „Zuchtgänse müssen ab und zu an die frische Luft“, lautet die Begründung des zuständigen Landratsamtes. Allerdings sei das Gelände überdacht gewesen.

Dennoch gehen Experten davon aus, dass sich die Gänse bei Wildvögeln mit dem Virus infizierten. Ihr Kot sei dann möglicherweise durch Bedienstete in den Stall der sehr viel empfindlicheren Puten getragen worden. Am Mittwochabend wurde an einem Teich in unmittelbarer Nähe des Geflügelhofs ein toter Schwan gefunden.

Der sächsische Krisenstab beschloss nun, die landesweit 60 Ausnahmegenehmigungen von der Stallpflicht aufzuheben. Ferner wurde sowohl mit der Tötung der 16.000 Tiere in dem betroffenen Betrieb als auch in 90 Geflügelhaltungen innerhalb der drei Kilometer weiten Sperrzone begonnen. Insgesamt werden 30.000 Tiere gekeult.

Mit Hochdruck forschten die Behörden allerdings noch nach dem Verbleib von Puten aus Wermsdorf, die in den vergangenen drei Wochen an einen benachbarten Schlachthof in Mutzschen geliefert worden waren. Bislang seien rund 5.000 Kilogramm Putenfleisch ermittelt worden, sagte Landestierärztin Gerlinde Schneider. Wie viel davon zurückgerufen werden kann, war aber zunächst noch unklar.

Die Vorsitzende des Verbraucherausschusses des Bundestages, Bärbel Höhn, kritisierte das Krisenmanagement der Bundesregierung. „Wir brauchen endlich eine umfassende Impfstrategie“, sagte die Grünen-Politikerin der Berliner Zeitung (Donnerstagausgabe). Das deutsche Geflügel könne nicht jahrelang eingesperrt und so die Freilandhaltung von Geflügel kaputtgemacht werden.

Unterdessen breitet sich die Vogelgrippe weiter in Europa aus. Großbritannien meldete gestern den ersten Fall. Das Virus vom Typ H5 wurde nach Angaben der schottischen Regionalverwaltung bei einem toten Schwan in Schottland entdeckt. In weiteren Tests sollte geklärt werden, ob es sich um H5N1 handelt. step