Angriff auf Warschauer Homo-Parade

POLEN Tausende nehmen an der jährlichen EuroPride teil. Proteste von Rechtsradikalen und Katholiken. Acht Personen von der Polizei festgenommen. Grünen-Politiker Beck spricht von Riesenerfolg

Rund 79 Prozent der Polen sind gegen die Homo-Ehe

WARSCHAU afp/dpa | Die diesjährige Homosexuellen-Parade EuroPride hat in der polnischen Hauptstadt Warschau tausende Menschen angezogen. Schwule, Lesben und ihre Unterstützer warben am Samstag für mehr Toleranz gegenüber Homosexuellen und forderten eine rechtliche Anerkennung eheähnlicher gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Polen.

Der Umzug durch Warschau wurde von rund 2.000 Polizisten begleitet, die die Teilnehmer vor möglichen Angriffen von Rechtsextremen und ultrakonservativen Katholiken schützen sollten. Beide Gruppen hatten Gegendemonstrationen angekündigt. Vereinzelt flogen Eier und Flaschen auf Teilnehmer der EuroPride. Die Polizei nahm acht Menschen wegen Angriffen auf Polizeibeamte fest.

Die Parade zog begleitet von Musik auf elf großen Wagen durch die Straßen der polnischen Hauptstadt. Im Vergleich zu den Vorjahresparaden der EuroPride in Westeuropa war das diesjährige Fest, das als größte europäische Homosexuellen-Parade gilt, allerdings deutlich kleiner. An der Parade in Zürich hatten im vergangenen Jahr 50.000 Menschen teilgenommen.

Die Tatsache, dass die Parade in diesem Jahr in Warschau stattfand, hatte im streng katholischen Polen für kontroverse Diskussionen gesorgt. Homosexuelle sehen sich dort immer wieder Anfeindungen und Diskriminierungen ausgesetzt – auch seitens Politikern. Umfragen zufolge sprechen zwei von drei Polen Homosexuellen das Recht ab, auf den Straßen des Landes zu demonstrieren. Rund 79 Prozent der Polen sind gegen die Homo-Ehe.

„Wir hoffen, dass wir eine Debatte über die Legalisierung schwuler und lesbischer Partnerschaften anstoßen“, sagte der Demonstrant Jacek Adler, der ein Internetforum für Homosexuelle in Polen betreibt, der Nachrichtenagentur afp. „Aber wir sind nicht sehr optimistisch, dass das so bald geschehen wird.“

Vertreter katholischer Organisationen verteilten bei der Parade am Samstag Flugblätter mit dem Konterfei von Jesus Christus. In vielen Kirchen von Warschau wurden Gebete zur Bekehrung der Teilnehmer der Parade abgehalten.

Der grüne Bundestagsabgeordnete Volker Beck bezeichnete die Parade als einen „Riesenerfolg“. Die Teilnehmer- und Zuschauerzahlen seien beeindruckend. Es gebe „steigende Sympathien“ für Homosexuelle in der polnischen Bevölkerung, so Beck.

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