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Archiv-Artikel

Japanisches Gericht verurteilt zwei Walfanggegner

TIERSCHUTZ Die Greenpeace-Aktivisten hatten mit ihrer Tat Beweismittel sicherstellen wollen

Der Walfang sei mit der Wildjagd in Europa vergleichbar

TOKIO dpa | In Japan sind zwei Greenpeace-Aktivisten wegen Diebstahls eines Kartons mit Walfleisch zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Nach Darstellung von Greenpeace hatten die beiden lediglich Beweismittel sichergestellt, um einen Skandal um Unterschlagung und Privatverkauf von Walfleisch durch die Besatzung der Walfangflotte aufzudecken. Das Gericht im nordjapanischen Aomori befand Junichi Sato und Toru Suzuki indes am Montag für schuldig, im April 2008 in den Lagerraum eines Versandunternehmens in Aomori eingedrungen und den 23 Kilogramm schweren Karton gestohlen zu haben.

„Es ist unglaublich, dass die von Greenpeace Japan vorgelegte Beweiskette von dem Gericht komplett ignoriert wurde“, kritisierte Thilo Maack, Walschutzexperte von Greenpeace. Zeugenaussagen, Videobeweise, wissentliche Meineide der Gegenseite sowie der Karton mit unterschlagenem Walfleisch hätten nicht zur Verurteilung der für die Waljagd Verantwortlichen geführt. Sato und Suzuki, bekannt auch als „Tokyo Two“, wollten mit der Sicherstellung der Kiste Walfleisch nachweisen, dass die Walfänger den Steuerzahler betrügen. Sie hatten gehofft, ihr Volk damit gegen den Walfang zu mobilisieren, der laut Experten ohne hohe staatliche Zuschüsse nicht weiterzuführen wäre.

Japan macht seit Ende des Zweiten Weltkriegs vor allem im Südpazifik Jagd auf Wale. Seit 1986 das internationale Walfangmoratorium in Kraft trat, betreibt Japan den Walfang nach eigener Darstellung bloß „zu wissenschaftlichen Zwecken“. Das ist die einzige Ausnahme, die das Moratorium zulässt. Auch dass das Fleisch nach der „Untersuchung“ zum Konsum freigegeben wird, stellt keinen Verstoß dar. Kritiker sehen in der Wissenschaft nur einen Vorwand.

Das Fischereiministerium argumentiert stets, es würden keine bedrohten Arten gejagt. Zudem sei der Walfang mit der Wildjagd in Europa zu vergleichen. Ohne staatliche Zuschüsse käme der Walfang Kritikern zufolge zum Erliegen. Greenpeace hatte der Staatsanwaltschaft nach eigenen Aussagen Beweise für Unterschlagungen von Walfleisch durch die Besatzung der Fangflotte vorgelegt. Aktivisten hätten das Verladen von Schmuggelfleisch dokumentiert. Der von den Aktivisten „sichergestellte“ Karton habe gesalzenes Walfleisch mit einem Marktwert von bis zu 3.000 Dollar enthalten. Nach Zeugenaussagen hätten Besatzungsmitglieder bis zu 20 solcher Kartons an Land geschmuggelt. Dies sei seit Jahren Praxis, hieß es.