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Metall-Arbeitgeber greifen Urlaubsgeld an

■ Kündigung des Tarifvertrags für Urlaubs- und Weihnachtsgeld angedroht

Köln (dpa) – Die Metall-Arbeitgeber erwägen, die Tarifverträge zu Weihnachts- und Urlaubsgeld in Westdeutschland zu kündigen. „Dieses Thema steht auf der Tagesordnung“, bestätigte ihr Dachverband Gesamtmetall gestern in Köln. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen. Die Kündigung muß in einigen Bezirken bis Ende September eingereicht werden, damit sie zum Jahresende gültig wird. Die Metall- und Elektro-Industrie ist mit bundesweit 3,5 Millionen Beschäftigten größter industrieller Arbeitgeber Deutschlands.

Die Arbeitgeber befürchten ohne Neuverhandlungen über die Sonderzahlungen einen Kostenschub. Urlaubs- und Weihnachtsgeld, die laut Gesamtmetall zusammen ein zusätzliches 1,3faches Monatseinkommen ausmachen, steigen normalerweise mit den Löhnen an. 1994 hatten IG Metall und Arbeitgeber aber vereinbart, diese Sonderzahlungen 1995/96 einzufrieren.

Dieser Stopp läuft Ende 1996 aus. Da Löhne und Gehälter in der Metallbranche 1995/96 gestiegen sind, haben Beschäftigte nach zweijährigem Erhöhungsverzicht von 1997 an Anspruch auf ein höheres Weihnachts- und Urlaubsgeld. Nach Berechnungen der Arbeitgeber würde dieser Anstieg einer Lohnerhöhung von 1,1 Prozent entsprechen, ohne daß Tarifgespräche stattgefunden hätten. Die IG Metall in Nordrhein-Westfalen warnte die Arbeitgeber, den Betrieben zu empfehlen, kranken Mitarbeitern ab 1. November den Lohn zu kürzen. Dies wäre eine „Aufforderung zum Tarifvertragsbruch“. Die IG Metall drohte Betrieben, die Kranken den Lohn kürzten, mit Kampfmaßnahmen.

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