: „Angeschissene“ marschieren durch Kreuzberg
■ Bei der heutigen Demonstration sind provokante Aktionen geplant
Mit Forderungen nach einer „80-Stunden-Woche ohne Lohn“, der „Finanzierung von Jugendausbildung durch Organspenden“ will ein breites Aktionsbündnis gegen die Sozialkürzungen der Bundesregierung demonstrieren. Außerdem sind „Spenden für die Polizei“ erwünscht, und den Großkonzernen soll „alle Macht“ zuteil werden. Unter dem Motto „Hungern, Arbeiten und früh aufstehen“ wollen die Organisatoren mit guten Beispiel vorangehen.
Unter den Initiatoren ist die berüchtigte KPD/RZ (Kreuzberger Patriotische Demokraten/Realistisches Zentrum), die schon durch die „angemeldete Straßenschlacht“ mit Kreuzberger PDS- Vertretern zu den Abgeordnetenhauswahlen vom Oktober 1995 Aufsehen erregte. Die Idee, alle „Angeschissenen“ marschieren zu lassen, hatte allerdings die Antifa- Gruppe „Fels“ aus Kreuzberg, die ebenso wie die Jugendorganisation „B 259“ aus Kreuzberg mitmarschieren wird.
Treffpunkt ist um 15 Uhr in der Manteuffelstraße/Ecke Waldemarstraße. Von hier aus soll der sogenannte „Marsch der Angeschissenen“, der alle Verlierer der Sparmaßnahmen ansprechen will, durch die Oranienstraße bis zur AOK-Krankenversicherung am Oranienplatz führen.
Begleitend haben die Organisatoren des Spektakels einige provokante und symbolisch zu verstehende Aktionen geplant, darunter auch der inszenierte „Selbstmord von Schwerkranken“ vor dem AOK-Gebäude, um „die Krankenkassen von den Kosten zu befreien“. Dazu gehört auch die „Organversteigerung zur Schaffung von Lehrstellen", beide Aktionen werden vom sogenannten „Oberangeschissenen“ kommentiert, so eine Sprecherin des Aktionsbündnisses. Sie ruft alle sozial Ausgegrenzten dazu auf, möglichst zahlreich zu erscheinen und sich lautstark an den Aktionen zu beteiligen.
Die Demonstration soll mit einer Abschlußkundgebung am Oranienplatz beendet werden. Mit dieser Aktion knüpfen die Organisatoren an die „Sklavenversteigerung“ vor einer Zeitarbeitsfirma in Kreuzberg an, die bereits einige Monate zurückliegt. Frank Fölsch
Treffen aller „Angeschissenen“ um 15 Uhr in der Manteuffel-/Ecke Waldemarstraße.
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