: Heereman geht, die Sonne kommt
■ Warten auf den neuen Bauernpräsidenten aus Bayern
Berlin (taz) – Über die 14 Jahre Regierungszeit von Helmut Kohl kann einer nur lächeln: Constantin Freiherr Heereman von Zuydtwyck. Er ist immerhin seit 1969 Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Der gelernte Agraringenieur und Besitzer von insgesamt 600 Hektar Land hat sich nun doch noch entschlossen, zurückzutreten. Im April wird sein Nachfolger gewählt. Über den haben sich die Landesfürsten des Bauernverbandes allerdings weitgehend geeinigt: Es wird Bayerns Bauernpräsident Gerd Sonnleitner.
Der 58jährige Niederbayer ist aus ähnlich hartem Holz geschnitzt wie der westfälische Gutsbesitzer Heereman. Für die liebgewonnene Verteilung der Subventionen poltert auch er gern los, wenn die Politiker zu zögerlich agieren. Dabei setzt aber Andreas Krug, Agrarexperte des BUND, durchaus Hoffnungen in den neuen Oberbauern: „Er läßt unter der Hand durchblicken, daß er nicht ganz so abgeneigt gegenüber der ökologischen Landwirtschaft ist wie Heereman“, meint Krug. Offiziell muß sich Sonnleitner allerdings zurückhalten, um gewählt zu werden. Schließlich stammt die große Mehrheit der Bauernfunktionäre aus intensiv wirtschaftenden Großbetrieben.
Früher trat Sonnleitner vor allem für den Erhalt der bäuerlichen Familienbetriebe ein und wetterte gegen Großbetriebe im Osten. Seit er seinen Anspruch als Nachfolger von Heereman angemeldet hat, hält er sich aber stark zurück.
Der 65jährige Heereman wird auch künftig keineswegs den ganzen Tag zu Hause bei Ehefrau Margaretha Freiin von Wrede- Melschede verbringen. Er wird weiter im Aufsichtsrat des Chemiekonzerns Bayer sitzen sowie bei einigen Banken. Als Präsident des Deutschen Jagdverbandes will er „der Jagd ein neues, junges Image geben“, sagte er bei seinem Geburtstag im Dezember. Das sei angesichts der wachsenden Abneigung gegen die Jagd auch nötig: „Es muß noch viel passieren, wenn wir in Deutschland noch jagen können wollen.“
Auf der Grünen Woche wird es noch einmal Heereman in alter Form zu bewundern geben: Am Dienstag will er am Eingang Rindfleisch grillen, um gegen das „Fleisch-Mobbing“ im Zuge von Rinderwahn und Tierarzneien zu demonstrieren. rem
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen